Huehnerhoelle
prozessieren.« Er stutzte kurz und froschäugte sie an. »Aber das wissen Sie ja.«
»Sie schien nicht eben begeistert über Ihren Besuch«, bemerkte Hufeland.
»Aber sie wird ihren Anteil verkaufen, das steht fest, so wahr ich Kurt Osterkamp heiÃe!«, warf er sich in die Brust. »Ist doch auch die beste und einfachste Lösung. Bruno hier â¦Â« Er versuchte offenbar, seinem Gesicht einen Ausdruck von lässiger Milde beizubringen, was auf die Schnelle misslang und eher nach Tragödienstadl aussah. »Bruno kriegt von der Bank locker den Kredit, um Silke auszubezahlen. Damit kann sie sich ein schönes Leben auf Malle machen. Und Bruno wird freundlicherweise die Mast einstellen, damit wir alle wieder aufatmen können, haha.«
»Und dann? Was haben Sie vor, Herr Kock?« Hufeland hatte sich direkt an Bruno Kock gewandt. Doch der schwieg weiter mit einem unergründlichen Blick, den er auf Osterkamp heftete.
Der auch sogleich Auskunft gab: »Na, einen ganz normalen, anständigen Hof will Bruno aufziehen! Bäck tu se ruuts. Wie sich das gehört.«
»Klingt gut«, sagte Hufeland. »Gut für Sie , Herr Osterkamp.«
»Für alle ist das gut!«, protestierte Osterkamp. »Für Bruno, für ganz Vennebeck. Für mich natürlich auch, klar.«
»Darf ich Sie etwas fragen, Herr Osterkamp?«
»Tun Sie doch schon die ganze Zeit.«
»Wo waren Sie gestern Abend ab sechs Uhr etwa? â Und am besten sagen Sie jetzt nicht: bei Silke Kock«, mahnte Hufeland. »Könnte sein, dass wir dann sehr, sehr misstrauisch werden.«
Osterkamp lachte. »Schon klar. Nein, nein, natürlich war ich nicht bei Silke.«
»Sondern?«, setzte Hufeland nach. »Wo waren Sie also?«
»Na ja, wo werde ich gewesen sein?« Er zögerte, schien zu überlegen. »In Münster werd ich gewesen sein. Eine alte ⦠Freundin besuchen. Eine Geschäftspartnerin, genauer gesagt. Wir haben schon manches Mal miteinander ⦠ein Ding gestemmt.«
»Finanziell meinen Sie?«, sagte Hufeland und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ja sicher, finanziell. AusschlieÃlich finanziell. Was denken Sie denn?«
»Ich denke, Sie könnten meinem jungen Kollegen den Namen und die Adresse Ihrer Freundin nennen«, erwiderte Hufeland trocken.
Kevin blickte Osterkamp herausfordernd an und lieà seinen Kugelschreiber wie einen beutegierigen Habicht über seinem Notizbuch kreisen.
»Gesine Verspohl, RaesfeldstraÃe 9.«
»Oha!«, entfuhr es Kevin. »Kreuzviertel, nicht schlecht. Sicher gut betucht, die Dame«, fügte er scheinbar naiv hinzu und zwang Osterkamp damit zu einem windschiefen Lächeln.
»Schön«, sagte Hufeland, »dann kann Ihre teure Freundin also bezeugen, dass und wie lange Sie gestern Abend bei ihr gewesen sind?«
»Na ja, nicht direkt. Weil ⦠sie war nicht da.«
Kevin lachte kurz und heftig auf.
Osterkamp warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich hab sie nicht angetroffen. â Sagen Sie mal, was soll der Quatsch? Werde ich etwa verdächtigt, den Wilhelm Kock umgebracht zu haben?«, empörte er sich plötzlich. »Was sagst du dazu, Bruno?«
Bruno sagte nichts dazu, sondern schloss lieber sekundenlang die Augen. Was nun wieder alles Mögliche bedeuten konnte.
Hufeland lieà sich durch Osterkamps Nebelkerze nicht beirren. »Sie waren also gegen sechs in Münster?«
»Gegen sieben. Um sechs bin ich hier losgefahren.«
»Gut, also um sieben in Münster. Aber Ihre Geschäftsfreundin war nicht da.«
»Jedenfalls hat sie nicht aufgemacht.«
»Was haben Sie dann gemacht, Herr Osterkamp?«, wollte Hufeland wissen.
»Ich hab noch eine Weile vor dem Haus gewartet, vielleicht eine halbe Stunde â¦Â«
»Das heiÃt, bis gegen halb acht etwa?«, fragte Kevin, der Osterkamps zeitliche Angaben in sein Notizbuch eintrug.
»Halb acht, ja, das könnte hinkommen.«
»Und dann, Herr Osterkamp? Was haben Sie anschlieÃend gemacht?«, fragte Hufeland.
»Jedenfalls nicht den Kock umgebracht!«
»Sondern?«
»Ich bin zurückgefahren. Nach Hause.«
»Leben Sie allein? Oder mit Familie?«
»Allein. Ich bin Junggeselle. Sie auch, oder? So was rieche ich.« Er grinste Hufeland kumpelhaft an. Und dieser fragte sich erschrocken, ob er das etwa ausschwitzte, dass er ledig
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