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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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modernster Ausstattung. Die Immobilienspekulanten waren in Prag eingefallen. Er hatte die Wohnung vor der Sanierung im Jahr 2003 gekauft, und heute war sie ein Vermögen wert. Man konnte sich sein Geld auch auf legalem Weg verdienen. Natürlich benötigte man viel Geld, bevor man solche Investitionen tätigen konnte.
    Er schloss die schwere Holztür auf und trat ein. Er besaß ein großes Sofa und einen riesigen Flachbildfernseher mit Satellitenanschluss, der Hunderte von Sendern aus der ganzen Welt empfing. In einem der Zimmer gab es ein Podest mit einem schlichten Bett, dann noch einen Schreibtisch mit seinem Laptop. Die Wohnung roch nach frischer Farbe und neuer Bettwäsche.
    In der Küche machte er sich einen Espresso und dachte an den Kaffee, den er an jenem letzten Morgen mit Isabel getrunken hatte. Er spürte der Traurigkeit und dem Schmerz nach, die er gefühlt hatte, als er mit Ivan wegfuhr, aber sie waren verschwunden. Er fragte sich, ob er sie überhaupt gefühlt hatte. Gehörte es nur zu einem Spiel, das er perfekt beherrschte? Was bedeutete es wirklich zu lieben? Musste Liebe ewig dauern, um überhaupt existiert zu haben?
    Er nahm seinen Kaffee, setzte sich aufs Sofa, schaltete den Fernseher ein und suchte nach CNN. Nachdem er zehn Minuten lang die schlechten Nachrichten über die Immobilienkrise, die Entdeckung einer texanischen Sekte sowie Werbung für ein neues Mittel gegen Übergewicht über sich ergehen hatte lassen, sah er erst Isabels und dann sein eigenes Gesicht auf dem Bildschirm. Er drehte den Ton lauter.
    »Die zuständigen Ermittler haben den Fall mit dem bislang ungeklärten Verschwinden von Marcus Raine im Jahr 1999 in Verbindung gebracht. Inzwischen gehen sie davon aus, dass Raine einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Zudem hätten sich Zusammenhänge zu jüngeren Verbrechen ergeben, unter anderem dem Mord an Camilla Novak, der damaligen Freundin von Marcus Raine.« Camillas Porträt füllte den Bildschirm.
    Von ihrem Gesicht wurde auf seins übergeblendet. Es störte ihn nicht; sein Bart wuchs schnell, außerdem hatte er seine Kalorienzufuhr mehr als verdoppelt. Nur noch wenige Tage, und er könnte sich überall zeigen, ohne erkannt zu werden. Bis dahin würde er sich verstecken.
    »Dieser Mann, von den Ermittlern als Kristof Ragan identifiziert, reiste 1990 mit einem Studentenvisum in die USA ein. Nach dem Abschluss seines Informatikstudiums am Hunter College im Jahr 1994 tauchte er unter und verwirkte damit sein Visum. Er ist heute mit der Bestsellerautorin Isabel Connelly verheiratet.«
    Das störte ihn. Wie hatten sie von seiner wahren Identität erfahren, von seinem Geburtsnamen? Natürlich benutzte er den nicht mehr, aber trotzdem. Wer kannte die Wahrheit über ihn? Sara würde ihn niemals hintergehen, so viel wusste er. Blieb nur Ivan. Plötzlich bereute er, seinen Bruder verschont zu haben. Eine weitere Schwäche, ein weiterer Fehler, den er aus Liebe - oder so ähnlich - begangen hatte.
    »Isabel Connelly gilt derzeit als wichtige Zeugin. Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Mrs. Connelly wird dringend gebeten, sich zu melden«, sagte ein gut aussehender Detective in die Kamera. Er war geschmackvoll gekleidet und trug seine Dienstmarke an einer Kette um den Hals. »Kristof Ragan ist gefährlich.«
    Die lackierte Plastikpuppe, die als Nachrichtenmoderatorin fungierte, starrte ernst in die Kamera und sagte: »Bei diesem Fall, der mit mehrfachem Mord, Identitätsdiebstahl und dem Verschwinden von mehr als einer Million Dollar einhergeht, scheint das Leben verrückter zu sein als jede Fiktion.«
    Er spürte ein unangenehmes Gefühl aus Wut und Angst in der Magengegend. Sara hatte ihn gewarnt: »Du hast Camilla leben lassen, und was hat es dir gebracht? Mit dieser hier wird es dir nicht anders ergehen. Die wird keine Ruhe geben, das sag ich dir.«
    »Doch, wird sie«, hatte er geantwortet, ohne es zu glauben. »Sie hängt an ihrer Arbeit, an ihrer Familie. Wenn wir die bedrohen, wird sie stillhalten. Sie kann es sich nicht leisten, mich zu verfolgen.«
    »Hmm«, meinte Sara skeptisch. »Ich habe sie gesehen und bin der Meinung, dass sie sich durch nichts davon abhalten lassen wird, dich zu verfolgen.«
    »Falls es so kommt, ist es mein Problem.«
    Ein weiterer Fehler, ein weiteres Problem, das er sich eingebrockt hatte.
    Dann begann das Handy in seiner Tasche zu klingeln. Es handelte sich um ein Kartenhandy, das er sich am Flughafen besorgt hatte, und die Nummer kannte nur ein

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