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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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um sie. Ein Mann im Anzug stolperte nach hinten und warf sich umgehend wieder ins Getümmel. Trish sah besorgt aus und blickte über ihre Schulter zurück. Alex konnte sehen, dass sie die Situation gerne entschärft hätte. Ganz so, wie sie auch immer die Spannungen innerhalb der Gruppe glätten wollte.
    »Alex, das hier sieht bedenklich aus …«, setzte sie an.
    »Ich weiß, aber beachte sie einfach nicht«, sagte er und ging unbeirrt weiter. »Wir halten uns raus.« Die Polizei schien die Aktivisten im Allgemeinen in Ruhe zu lassen, außer wenn es zu Gewalttätigkeiten kam – aber dann wurde zweifellos jeder, den sie verhafteten, vor die Engel gezerrt.
    Trish biss sich auf die Lippe, nickte aber. Als sie sich direkt gegenüber der massigen, leicht schiefen Catedral Metropolitana befanden – nein, Catedral de los Angeles musste es jetzt ja heißen, er vergaß es immer wieder – fischte Alex sein Handy aus seiner Hosentasche und tippte eine SMS an Kara: Sind auf dem Zócalo. Und du? Können wir zusammen Kathedrale überprüfen?
    Ein paar Sekunden später kam die Antwort: Ich auch. In 5 Min vor der Kirche.
    Alex schickte ihr ein schnelles OK und steckte sein Telefon wieder ein. Gut, er hatte sich gedacht, dass sie noch hier sein würde. Obwohl er nun schon mehrmals in der Kathedrale gewesen war, um ihren Grundriss zu studieren, war er plötzlich nervös und ungeduldig – er wollte sie noch einmal sehen, sehen, ob ihm etwas entgangen war. »Kommt mit«, sagte er. »Wir schauen uns die Kirche noch mal an«, sagte er zu den anderen.
    »Na Halleluja, endlich unternehmen wir was«, sagte Sam grinsend.
    Alex bedachte ihn mit einem festen Blick. »Ja, tun wir. Wir gehen da rein und sehen uns um. Wir ballern nicht herum. Kapiert?«
    Sam verzog leicht das Gesicht, aber er nickte. »Keine Sorge, ich hab’s geschnallt.«
    Begleitet von den unaufhörlichen Trommelschlägen der aztekischen Tänzer überquerten sie die weite Fläche des Zócalo. Alex wusste, dass die Stadt im Dezember für gewöhnlich eine riesige Schlittschuhbahn auf dem Platz aufbaute. In diesem Jahr allerdings nicht – entweder fehlten el DF dafür die Mittel oder es war beschlossen worden, dass nichts von der Pracht der umgebauten Kathedrale ablenken sollte. Auch die Weihnachtsdekorationen in der Stadt fielen spärlich aus. Er hatte in den Nachrichten gehört, dass für viele Menschen das Fest jetzt seinen Sinn verloren hatte. Viele beabsichtigten stattdessen, den Ankunftstag (den 31. Oktober) zu ihrem höchsten Feiertag zu machen, zu Ehren der Engel. Großartig, dachte Alex angewidert, als er sich das ausmalte.
    Sie gingen durch die schmiedeeisernen Portale der Kathedrale. Die verblichenen roten und schwarzen Fliesen, die einst den Boden bedeckt hatten, erstrahlten nun in himmlischem Silber und hellem Blau. Wesley sah zu dem goldenen Engel hinauf.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie das getan haben«, brummte er Alex zu. »Der Engel war das berühmteste Denkmal von ganz Mexico City.«
    »Das ist er immer noch«, bemerkte Liz, die ihn gehört hatte. »Sogar noch viel berühmter. Aber diese leere Säule am Paseo de la Reforma sieht total seltsam aus – als ob sie auf etwas wartet.«
    Kara stand neben den wuchtigen hölzernen Kirchentüren.
    Trotz seiner Sorgen verbiss Alex sich ein Lächeln, als er sah, dass sie ein Paar rosafarbener Engelsflügel aus Satin trug. »Genau dein Stil«, sagte er, als sie bei ihr ankamen. »Oder sollte ich dich erschießen, weil dich das Angelburn-Syndrom erwischt hat?«
    Kara verdrehte die Augen. Mit der langen Zopfperücke auf dem Kopf sah sie aus wie Kleopatra oder so. »So was nennt man Tarnung, mein Lieber. Ihr solltet euch auch welche besorgen, damit unsere Gruppe keine Aufmerksamkeit erregt. Das hier ist immerhin das Hauptquartier der Church of Angels – wo sich die Verrückten tummeln und Engel in Hülle und Fülle.«
    Sam prallte zurück. »Was? Wir sollen diese Dinger tragen? Kommt nicht in die Tüte!«
    »Doch, gute Idee.« Alex griff nach seiner Brieftasche, nahm einige Hundert Pesos heraus und reichte Sam die Scheine. »Hier, kauf uns welche, okay?« Als Sam den Mund aufmachte, fügte er hinzu: »Maul nicht rum, Texas-Ranger, sonst kriegst du die rosa Flügelchen.« Die anderen kicherten. Sam warf ihm einen bösen Blick zu und machte sich zu einem der Flügelverkäufer davon, die rings um den Platz herumwanderten.
    »Hör mal, ich wollte dir auch gerade eine SMS schicken«, sagte Kara leise. »Ich

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