Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
Vom Netzwerk:
könnte, was sie dachte.
    Jetzt, während er mit dem Rest des Teams über den Zócalo ging, hielt Alex sich zum hundertsten Mal vor, wie albern er sich aufführte – denn er wusste, wie sehr Willow ihn liebte. Und, anders als sie und Seb, saßen sie beide nicht über einen Meter weit auseinander, wenn sie allein waren. Erst an jenem Morgen war es ihnen gelungen, sich eine Zeit lang in seinen Schlafraum davonzustehlen: Leise Worte; Willows Körper an seinem; ihre Lippen, die seinen Hals küssten, sein Tattoo, seine Brust. Ihm wurde warm, als er daran dachte … und er versuchte, nicht darüber nachzugrübeln, dass sie, wenn Willow sich nicht so viel mit Seb unterhalten würde, viel öfter so zusammen sein könnten.
    Erneut piepte das Handy in Alex’ Hosentasche. Als er es herauszog, fand er eine neue SMS von Willow: Hab ich dir übrigens gesagt, dass ich dich liebe? Falls nicht, SCHWERES Versäumnis meinerseits.
    Sein Ärger über Seb verebbte. Mein Gott, er war wirklich ein Idiot. Versäumnis behoben, schrieb er zurück. Hab ich dir gesagt, dass ich dich nachher GANZ lang küssen will?
    Ihre Antwort kam in Sekundenschnelle: Ein Plan, den ich nur unterstützen kann’.
    Alex lächelte, als er sein Handy wieder wegsteckte, war aber auch ein wenig wehmütig. Er wollte alles mit Willow, alles -und das war ihm noch nie so bewusst geworden, wie in diesen letzten Wochen, während das Schicksal der Menschheit am seidenen Faden hing. Falls es ihnen gelingen sollte, die Engel zu besiegen, wollte er nichts weiter, als den Rest seines Lebens mit Willow zu verbringen. Sie heiraten, falls sie das wollte. Einfach nur mit ihr zusammen sein, für immer.
    Aber im Moment blieb ihnen nur die Gegenwart und das einzige Versprechen, das er ihr geben konnte war, dass er sie liebte. Denn in Wirklichkeit konnte sie noch so viele Pläne schmieden, kein einziger würde hundert Prozent sicher sein: Wenn die AKs zuschlugen, bestand die sehr reale Möglichkeit, dass er und das Team dabei umkommen könnten. Alex ließ seine Gedanken nicht oft in diese Richtung wandern. Die Vorstellung, dass jemandem aus seinem Team etwas zustoßen konnte, war die reinste Qual. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und versuchte für den Augenblick nicht mehr daran zu denken.
    Wie dem auch sei, er wusste vielleicht nicht, was der Angriff auf das Konzil bringen mochte – aber immerhin konnte er das Team, jetzt da es geschult war, ohne allzu große Sorge sich selbst überlassen. Und deshalb würde er sein Versprechen halten und dafür sorgen, dass er und Willow, nur für eine Nacht, wirklich ungestört waren. Bei dieser Vorstellung klopfte sein Herz schneller. Sie wusste noch nichts davon, denn er wollte sie überraschen.
    Kein Seb. Keine anderen Leute. Nur sie und er, die sich in den Armen lagen und endlich richtig zusammen waren, so wie sie es sich beide ersehnten.
    Vorsichtig stupste ich meine blassblaue Aura an und sah zu, wie sie schimmerte und ein lebhaftes Rosa annahm. Ein paar Minuten lang flackerte sie in ihren Sonnenaufgangsfarben vor meinen Augen. Okay, wie wäre es jetzt mit Grün. Grün wäre hübsch … und obwohl ich geglaubt hatte, restlos in meine Aura vertieft zu sein, schweiften meine Gedanken zum Angriff auf das Konzil ab. Alex. Wie wichtig es war, dass ich das hier hinbekam. Und schon war meine spielerische Stimmung verschwunden, davongeweht wie Nebelschwaden im Wind.
    Ich öffnete die Augen und starrte auf meine silberne Aura. Im Haus war es still.
    »Willow, stopp – du machst deine Sache so gut«, sagte Seb als Antwort auf meine stummen Selbstvorwürfe.
    Er trug dasselbe langärmelige graue T-Shirt wie damals, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Die Ärmel hatte er leicht hochgeschoben. Die Haare auf seinen gebräunten Armen waren heller als die auf seinem Kopf, fast golden – durch die Jahre, die er auf der Straße in der Sonne verbracht hatte, möglicherweise. Ich verdrängte den Gedanken und ließ mich in das Sofa fallen. »Das fühlt sich aber nicht so an.«
    Seb hob die Schultern. »Jetzt musst du deine Aura noch von allem abschotten, dann hast du’s. Es ist wie gleichzeitig gehen und sprechen. Über das Gehen machst du dir ja auch keine Gedanken, oder?«
    Er war immer so geduldig – er hatte mir das alles wohl schon hundertmal erzählt. Aber als er sich streckte, um sich einen weiteren Keks aus der knisternden Tüte zu fischen, spürte ich den Zwiespalt, in dem er beinahe vom ersten Tag an gesteckt hatte: Einerseits wollte

Weitere Kostenlose Bücher