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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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tatsächlich dazu kommen könnte, dass sie das Konzil auf gut Glück angreifen müssten. Er seufzte und massierte sich die Augen. Die Engel in der Stadt waren mittlerweile eindeutig gewarnt. Es waren nicht annähernd so viele von ihnen unterwegs, um sich zu nähren, wie noch vor zwei Wochen. Und wenn, dann schienen sie nicht mit dem Herzen dabei zu sein und waren viel weniger geneigt, ihre Opfer richtig zu genießen. Trotzdem war es dem Team gelungen, heute vier Stück abzuschießen – und dreimal hatte die Detonationswelle ihn mit voller Wucht getroffen. Vage überlegte Alex, was dieser ganze Engelfallout, dem er in letzter Zeit ausgesetzt war, für schädliche Nachwirkungen haben würde. Martin, sein Vater, hatte hin und wieder unter den Folgen gelitten.
    Neben Alex unterhielten sich Liz und Trish aufgeregt mit leiser Stimme über die Jagd. Wesley und Brendan saßen ihnen gegenüber und beteiligten sich gelegentlich an der Unterhaltung. Besonders Wesley sah aufgedreht aus, zur Abwechslung lächelte er beinahe – er hatte zwei von den Kreaturen erledigt. Das Team machte sich nicht schlecht, nein, ganz und gar nicht. Aber ihnen blieb weniger als eine Woche.
    »Du hast mir noch immer nicht verraten, wie dein Plan aussieht«, stellte Sam fest und trommelte mit den Fingern auf seinem Bein herum.
    »Ach nee«, erwiderte Alex lakonisch. Er hatte nicht die Absicht, Sam oder irgendwen einzuweihen, bevor es nicht unumgänglich war. Denn sonst wäre die Moral der Truppe abgestürzt. Na ja, Sams Moral vielleicht nicht. Aber die des zurechnungsfähigen Teils des Teams ganz bestimmt.
    Von einem nahe gelegenen Parkplatz aus hatte er tagelang den Lieferanteneingang des Torre Mayor ausspioniert, während er so getan hatte, als ob er an dem Motor der Shadow herumbastelte – und glaubte, mittlerweile einen ziemlich soliden Plan zu haben, wie er das Team auf das Gelände und in den Lastenaufzug bekommen könnte. Juans weißer Kastenwagen wäre perfekt dafür geeignet, denn die Hälfte aller Lieferungen erfolgte in solchen Wagen. Obwohl der Lastenaufzug mit Sicherheit ebenfalls nicht bis zur oberen Etage fahren würde, könnten sie damit das darunterliegende Stockwerk erreichen und dann die Treppe nehmen. Im Treppenhaus würde er umgehend die Sicherheitskameras zerschießen. Die plötzlich leeren Bildschirme im Kontrollraum würden zweifellos innerhalb von Minuten jemanden auf den Plan rufen, der die Ursache überprüfen wollte, aber bis dahin wären sie schon längst drin – es würde ruckzuck gehen, die Treppe hinaufzulaufen und die Tür mit einer schallgedämpften Pistole aufzuschießen. Falls sie danach zügig zum Konzil vordringen konnten, hielt Alex ihre Chancen, das Ganze lebend zu überstehen, für gar nicht mal so übel. Es war durchaus vorstellbar, dass sie mit dem Hauptfahrstuhl wieder nach unten fahren und durch den Haupteingang verschwinden könnten, noch bevor jemand begriff, was überhaupt passiert war. Ganz besonders in dem Chaos, was entstehen würde, wenn auf einmal sämtliche Engel verschwanden.
    Es war das Wörtchen »zügig«, das ihn nachts nicht schlafen ließ und ihn veranlasste, über seinen Plan eisern zu schweigen. Denn sie wussten einfach nicht, was jetzt Sache war. Sie konnten nicht sicher sein, zügig zum Konzil vorzudringen, wenn sie keine Ahnung hatten, ob der Zeitplan nach wie vor der richtige war. Keine Ahnung vom Grundriss oder in welchem Raum die Zwölf sich aufhalten würden. Alex plagten albtraumhafte Visionen, in denen das Team herumwanderte und in die Zimmer spähte, während Wachleute auf sie zurannten, nachdem sie die Engel vor den Eindringlingen gewarnt hatten.
    Der Zug erreichte die Station Zócalo. Alex erhob sich abrupt. Die anderen sahen ihn überrascht an – bis zu ihrer Haltestelle waren es immer noch einige Stationen. »Wir steigen hier aus«, sagte er und steckte die Hände in die vorderen Taschen seines Sweatshirts. »Ich will was überprüfen.«
    Als sie aus der Metrostation nach oben kamen, war auf dem Bürgersteig Geschrei zu hören – einige Aktivisten und Gläubige waren in eine Rauferei verwickelt. »Meine Mutter liegt im Sterben!«, schrie ein Mann. Sein Gesicht war wild und wutverzerrt. »Und es gibt kein Bett für sie, keine Ärzte –«
    »Hätte sie den wahren Glauben, würden die Engel ihr helfen!«, brüllte ein anderer zurück. Schilder wurden geschwenkt. Und in der rempelnden Menge kamen die Ellenbogen zum Einsatz. Alex und die anderen machten einen großen Bogen

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