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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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er, dass ich in der Nähe von Engeln nicht mehr in Gefahr war, andererseits sollte ich mich beim Angriff auf das Konzil so weit wie nur irgend möglich vom Torre Mayor fernhalten.
    Ich seufzte. Ich hatte nicht wirklich vorgehabt, mit ihm darüber zu diskutieren, trotzdem hörte ich mich sagen: »Seb, ich muss dabei sein. Aus diversen Gründen. Ich kann nicht einfach hier zu Hause hocken.«
    Unsere Blicke trafen sich. Er fragte nicht, wovon ich redete. »Wenn du rechtzeitig lernst, deine Aura zu tarnen, dann werde ich auch dort sein«, sagte er.
    Ich biss mir auf die Lippe. Der Gedanke, dass Seb etwas passierte, war für mich beinahe ebenso schrecklich wie der Gedanke, dass Alex etwas zustieß.
    »Aber du gehörst doch jetzt zum Team«, sagte ich. »Würdest du nicht sowieso mitgehen? Unabhängig davon, ob ich nun dabei bin oder nicht?«
    »Nein.« Seb senkte den Blick, drehte den Keks in seinen Händen und legte ihn auf den Tisch. »Während des Angriffs werde ich dort sein, wo du bist – und alles tun, was in meiner Macht steht, um dich zu beschützen.« Er lächelte schmal.
    Einerseits war ich gerührt – wahnsinnig gerührt. Andererseits war ich aber auch ein bisschen gereizt, weil er so überzeugt davon zu sein schien, dass ich nicht selbst auf mich aufpassen konnte. »Seb –«
    »Querida, nein, das ist es doch gar nicht«, warf Seb ein, bevor ich weiterreden konnte. »Du weißt, dass ich das nicht glaube. Du kannst ausgezeichnet auf dich aufpassen. Aber wenn der Angriff missglückt, dann werden die Engel alles herausfinden. Und in einer solchen Gefahr werde ich dich nicht alleinlassen.« Erneut hob er die Schultern. In seinen Augen glomm auf einmal ein Fünkchen Humor auf. »Versuch doch, mich aufzuhalten. Ich glaube nur nicht, dass du viel Erfolg haben wirst.«
    Mir wurde die Brust eng – was ich fühlte, ging zu tief, um es in Worte zu kleiden. Zum Glück musste ich es bei Seb gar nicht versuchen. Ich atmete tief aus.
    »Du nennst mich immer noch querida«, stellte ich fest. »Das ist keine Art für einen Bruder.«
    »Oh, das tut mir leid. Manchmal bin ich furchtbar vergesslich.« Er nahm sich den Keks und biss davon ab. Dann lehnte er sich zurück und streckte eins seiner langen Beine aus.
    Ich grinste. Wenn es ein Gegenteil von tut mir leid gibt, dann sah er haargenau so aus. »Seb … du weißt, dass ich alles zu schätzen weiß, was du gerade gesagt hast. Gott – und wie! Aber wenn wir die Zwölf angreifen, dann muss ich bei Alex sein. Ich muss. Und deshalb muss ich das hier lernen.«
    Sebs Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen, während er den restlichen Keks verputzte. Ich konnte spüren, wie er seine eigenen Gefühle zur Seite schob. »Das wirst du auch. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich es dir sonst noch erklären soll«, sagte er. Er wischte sich die Hände ab, richtete sich auf und streckte sie mir entgegen. »Hier, schau dir noch mal an, wie es für mich ist.«
    Mir war nicht klar, was das bringen sollte – das hatten wir schon so oft versucht. Trotzdem rutschte ich an ihn heran, legte meine Hände in seine, schloss die Augen. Die Halbengel-Energie fühlte sich mittlerweile vollkommen vertraut an. Sie hüllte mich ein wie eine gemütliche Decke. Und auch das Gefühl, als Seb seine Aura veränderte, war mir schon in Fleisch und Blut übergegangen … dieses Mal allerdings, als ich in die Farben meiner eigenen Aura eintauchte, bemerkte ich, dass ich etwas Neues fühlen konnte.
    Undeutlich ging mir ein Licht auf: Seb und ich waren uns mit jedem Tag nähergekommen, sodass ich jetzt nachvollziehen konnte, was er tat, auf sämtlichen Ebenen seines Bewusstseins. Beinahe so, als wäre ich er – und deshalb bemerkte ich auch ein Detail, das mir bislang entgangen war. Er hatte es mir wieder und wieder erklärt, aber zum allerersten Mal erfuhr ich es am eigenen Leib: Die Art und Weise, wie er seine Aura sicher unter Verschluss hielt, sodass nichts sie stören konnte. Ich spürte, wie geschützt dieser Teil seines Geistes war, wie abgeschottet. Er hatte fast so etwas wie eine Barriere errichtet, obwohl mir klar war, dass er sich dessen nicht einmal bewusst war. Er musste es als Kind instinktiv herausgefunden haben.
    Wie vor zwei Wochen, als wir gerade erst angefangen hatten, ahmte ich ihn nach und errichtete sorgfältig ein gleiches, mentales Schutzschild. Umgehend merkte ich, wie mich eine Ruhe überkam – als würde ich tief in meinem Inneren wissen, wirklich wissen, dass alles, was ich

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