Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
Vom Netzwerk:
nickte. Er und Willow hatten ihn beide auswendig gelernt. »Keine Angst«, erwiderte er fest. Und im Geist fügte er hinzu: Glaub mir, hombre, ich tue das nicht für dich – aber ich würde mein Leben dafür geben, sie zu beschützen.
    Er und Willow gingen über die unebene Fläche des Platzes davon. Auf ihren Absätzen war sie größer als sonst. Beunruhigt schaute sie ihn an. »Was ist los, Seb?«
    »Sag ich dir später«, entgegnete er.
    »Aber –«
    Er hörte die Anspannung in seiner eigenen Stimme. »Bitte, querida. Ich erzähl’s dir später, versprochen.«
    Willow zauderte. Forschend blickte sie ihn an. Schließlich nickte sie. »Okay.«
    Die Schlange kam nur langsam voran, nachdem sie sich angestellt hatten. Aber alle schienen fröhlich zu sein und plauderten glücklich über die Engel und darüber, wie aufregend es war, an solch einem bedeutsamen Gottesdienst teilzunehmen. Er und Willow passten mit ihren Engelsflügeln aus Satin gut ins Bild. Nach einer Weile konnten sie die Stufen sehen, die zum Eingang der Kathedrale hinunterführten. An ihrem Fuß war der rechteckige Metalldetektor aufgebaut.
    »Weißt du, ich bin erleichtert, dass ich endlich etwas tue«, sagte Willow mit leiser Stimme. Sie fixierte den Metalldetektor und die Wachleute, die ihn zu beiden Seiten flankierten, während die Menschen hindurchschlurften und ihre Eintrittskarten vorzeigten. »Ich habe es gehasst, gehasst, nutzlos zu Hause rumzusitzen.«
    Ihre Aura sah grau und teilnahmslos aus, so wie seine. Seb war nicht überrascht, dass ihr Alex’ Aura nicht aufgefallen war. Ihre natürliche übersinnliche Wahrnehmung war eben nicht speziell auf Auren ausgerichtet. Wenn sie nicht gerade einen triftigen Grund dafür zu haben glaubte, interessierte sie sich nicht dafür. Und welchen Grund hätte sie wohl gehabt, sich für Alex’ Aura zu interessieren? Seb hatte ihr ja selbst versichert, dass sie ihm keinen Schaden zufügte.
    Seb räusperte sich. »Ja, ich weiß, wie sehr du es gehasst hast, zu Hause zu bleiben.«
    Sein unverbindlicher Tonfall brachte sie zum Lächeln. »Lass mich raten: Du wünschtest, ich wäre immer noch dort. Ehrlich, du bist genauso schlimm wie –« Sie zuckte plötzlich zusammen und biss sich auf die Zunge. Ein schmerzlicher Ausdruck überzog ihr Gesicht.
    Seb konnte nicht anders, er legte den Arm um sie und zog sie an sich. Es wird alles gut, mi americito, wollte er sagen, tat es aber nicht, weil er nicht wusste, wie das jetzt noch möglich sein sollte. Oh Gott, das würde sie umbringen. Und was hieß das für Sebs eigene Hoffnungen? Sicher, höchstwahrscheinlich bedeutete es, dass Willow nie wieder mit Alex zusammenkäme. Aber so, wenn sie ihn immer noch liebte und in dem Bewusstsein, dass sie ihm durch ihre Berührung ein Leid zugefügt hatte, würde sie nie über ihn hinwegkommen. Nie.
    Willow sah ängstlich zu ihm auf. »Du denkst schon wieder an … diese Sache«, sagte sie leise. Sie schluckte. »Es hat etwas mit mir und Alex zu tun, oder nicht?«
    Ihm wurde eine Antwort erspart. Denn gerade als sie die Treppe erreichten, ertönte ein Quieken und mit flatternden Engelsflügeln stürzten drei hübsche Mädchen auf sie zu. »Seb! Bonsoir!«, rief die mit den dunklen Haaren. Bevor Seb wusste, wie ihm geschah, küsste sie ihn auf beide Wangen. Automatisch erwiderte er den Kuss. Die anderen beiden Mädchen ließen sich nicht lange bitten. Angesichts dieser geselligen Küsserei blinzelte Willow verwirrt.
    »Du bist aus dem Hostel ausgezogen!«, lachte das dunkelhaarige Mädchen auf Französisch in scherzhaft-vorwurfsvollem Ton. Celine, genau, so hieß sie. »Keiner von uns wusste, wo du warst. Eines Tages bist du einfach verschwunden.« Neugierig wanderte ihr Blick zu Willow.
    Seb schwitzte Blut und Wasser, denn er wusste, dass die drei Mädchen gläubige Anhängerinnen der Church waren. So gut wie sicher hatten sie Willows Foto in den Nachrichten oder auf der Kirchenwebseite gesehen. »Oui, ich habe meine Freundin getroffen«, sagte er und ließ den Arm auf Willows Schultern liegen. »Maria.« Das war der erste Name, der ihm in den Kopf kam. Er sprach auf Englisch weiter. »Maria, dies ist Celine und … Entschuldigung«, fügte er an die Blonde gewandt hinzu. »Nicole?«
    Das Mädchen schnalzte missbilligend mit der Zunge und schüttelte ihre glatten Haare. Sie sah blass aus und zu dünn. »Ah, siehst du, kaum hat er dich, schon sind wir vergessen«, neckte sie und schaute Willow an. »Maria, das hier ist

Weitere Kostenlose Bücher