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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Spätnachmittags, sah er es erneut.
    Alex’ Aura war beschädigt.

22
     
     
    Seb stierte auf die Farben von Alex’ Lebenskraft. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Er hatte in seinem Leben schon mehrere Tausend Auren zu Gesicht bekommen, die vom Angelburn-Syndrom gezeichnet gewesen waren – ihre graue kränkliche Blässe, der sich die natürlichen Farben zu widersetzen versuchten, war ihm nur allzu vertraut. Jetzt bot sich ihm ein ähnliches Bild, aber irgendwas war anders: Die Farben selbst wirkten verblasst. Das Blau, das ein tiefes Ozeanblau gewesen war, als er Alex zum ersten Mal begegnet war, wirkte matt und angegraut; das Gold sah aus wie angelaufen und war von blassen schwarzen Flecken überzogen.
    Es sah aus, als hätten Engel den Schaden verursacht … zugleich aber auch nicht.
    Willows Frage hallte ihm in den Ohren wider: Verursachen wir das Angelburn- Syndrom , wenn wir andere Menschen berühren?
    Seb war nie etwas Derartiges aufgefallen. Auf jeden Fall hatte keines der Mädchen, mit denen er zusammen gewesen war, ähnliche Symptome gezeigt. Aber dann wurde ihm kalt ums Herz, als ihn die Erkenntnis traf: Von flüchtigen, ein, zwei Tage dauernden Affären einmal abgesehen, hatte er ja nie eine längere Beziehung mit einem Mädchen gehabt, oder? Willow aber war monatelang mit Alex zusammen gewesen.
    Nur wenige Sekunden waren vergangen. Alex gab Willow das Handy zurück. »Hier, ich habe meine Nummer unter der Kurzwahl eingespeichert. Behalt es in der Tasche. Wenn der Gottesdienst anfängt, werden wir direkt vor der Tür stehen. Falls es Probleme geben sollte, drück einfach die Ruftaste, dann kommen wir schon irgendwie rein.«
    Seb wandte mühsam den Blick ab. Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, als er sich an Alex’ Migräneanfälle, an seine permanenten Kopfschmerzen erinnerte, und an das halbe Dutzend Unheil verkündender Ursachen dachte, die sich dahinter verbergen konnten. Doch seine Hauptsorge galt Willow. Wenn sich sein Verdacht erhärtete … es würde sie umbringen, wenn sie erfuhr, dass sie Alex Schaden zugefügt hatte.
    Willow zögerte, bevor sie das Telefon nahm. Ihr Blick wanderte über Alex’ Gesicht, als wäre sie auf der Suche nach einem klitzekleinen Anzeichen von Nachgiebigkeit. Es gab aber keins. Sie steckte das Handy in ihre Jackentasche und ihr geschminktes Gesicht wurde unvermittelt abweisend.
    »Ja, gut«, sagte sie.
    Sie senkte den Blick, knöpfte ihre Jacke zu. Und genau in diesem Augenblick sah Seb, wie der Ausdruck, auf den sie gewartet hatte, kurz in Alex’ Miene aufflackerte und seine Gesichtszüge jung und verletzlich wirken ließ. Da wusste er, dass Alex sich genauso quälte wie Willow.
    Willow räusperte sich. »Dann gehen wir wohl besser mal los und sichern uns einen Platz in der Schlange«, sagte sie. Die restlichen Teammitglieder standen ein wenig abseits und unterhielten sich. Seb konnte insbesondere Sams Enttäuschung darüber spüren, dass sie nicht mit hineingingen.
    Alex’ Miene war wieder ausdruckslos. »Ja, in Ordnung. Wir können nicht mit euch warten. Es würde einen verdächtigen Eindruck machen, wenn wir uns, kurz bevor wir zu den Metalldetektoren kommen, aus dem Staub machen. Passt auf euch auf, okay? Wir stehen direkt vor der Kathedrale.« Obwohl er aufrichtig klang, klang er auch so, als spräche er mit einem x-beliebigen Teammitglied und Seb hätte ihm gerne eine reingehauen. Entschuldige dich gefälligst, du blöder Wichser.
    Außer, dass es dafür jetzt zu spät war, oder nicht? Als Seb aufs Neue Alex’ Aura musterte, erkannte er deutlicher denn je, dass er sich nicht geirrt hatte. Seine Kehle fühlte sich an, als hätte er Sand geschluckt. Wie sollte er das Willow bloß beibringen?
    Sie nickte steif zu Alex’ Worten. Seb spürte, wie sehr es sie verletzte, dass er nicht einmal jetzt einlenkte. »Bist du so weit, Seb?« Sie drehte sich zu ihm herum – und starrte ihn entgeistert an, als sie seine Besorgnis erfasste.
    »Ja, bin ich«, antwortete er und verbarg seine Gedanken, so gut es ging. Sein Blick traf den von Alex. Kurz loderten die blaugrauen Augen wild auf und Seb war sich bewusst, dass Alex ihn aufforderte, auf Willow aufzupassen und sie zu beschützen, für den Fall, dass irgendein fanatischer, wahnsinniger Anhänger der Church of Angels sie erkannte und Alarm schlug. Als müsse er das extra gesagt bekommen.
    »Okay, ihr habt eure Tickets und ihr kennt den Code, falls ihr ihn braucht, oder?«, sagte Alex laut.
    Seb

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