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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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sich in alle Richtungen verzweigten. »Komm, ich zeig’s dir.«
    Unsere Schritte hallten über den Beton. Ich konnte nicht verhindern, dass ich nach Luft schnappte, als das erste Gesicht auftauchte. Eine steinerne Statue nach der anderen schälte sich aus der Finsternis. Sie waren über das gesamte Lagerhaus verteilt und wirkten wie eine unheimliche, stumme Cocktailparty. An der Wand lehnten mehrere riesige Fenster aus buntem Glas - das Licht tanzte über ihre Scheiben und ließ die Luft um uns herum in allen Regenbogenfarben funkeln.
    »Kommt das aus einer Kirche?« Ich berührte das kalte Steingesicht der Statue, die mir am nächsten war: ein Mann in einer Robe mit einem freundlichen Gesichtsausdruck – als hätte er Antworten auf alles, was gerade passierte, wenn er nur sprechen könnte.
    Seb stand neben mir und hielt die Kerze in die Höhe. Er nickte. »Noch bevor die Church of Angels sich hier richtig etabliert hatte, wurden schon einige kleinere Kirchen von Engelsanbetern übernommen. Ich glaube, jemand muss diese Sachen damals hier eingelagert haben, um sie zu schützen vielleicht. Aber mittlerweile sind sie anscheinend in Vergessenheit geraten.« Er hob eine Schulter. »Möglicherweise ist derjenige, der sie hierher gebracht hat, ja gestorben. Oder hat das Angelburn- Syndrom bekommen.«
    Als ich meine Hand von der Statue nahm, sah ich einen kleinen Raum, der an die gegenüberliegende Wand angebaut war. »Was ist da drin?«
    »Nur ein Büro«, sagte Seb. »Es gibt auch ein Badezimmer«, fügte er hinzu. »Früher hatte es fließend Wasser, vielleicht ja immer noch.«
    »Wirklich?« Ich konnte die Erleichterung in meiner Stimme hören. »Kann ich mir mal die Kerze leihen?«
    Die schwarzen Schatten im Badezimmer schrumpften zusammen, als ich mit der Kerze eintrat. Wie durch ein Wunder gab es tatsächlich immer noch fließendes Wasser und sogar ein wenig Klopapier. Ein paar Minuten später stand ich an dem winzigen Waschbecken, wusch mir das Gesicht und versuchte, den gröbsten Schmutz und das verschmierte Augen-Make-up wegzubekommen. Ich betrachtete mein Spiegelbild im Kerzenschein und für eine Sekunde konnte ich an nichts anderes denken, als an dieses Pyjama-Party-Spiel, bei dem man einen Geist im Spiegel heraufbeschwört. Es überlief mich kalt. Ich versuchte das Gefühl abzuschütteln und trocknete mir meine Hände mehr schlecht als recht an meiner Jacke ab.
    Als ich zum Schlafsack zurückkehrte, stieß ich auf Seb, der im Licht der Kerzen den Aktenordner studierte. Ich stellte meine Kerze zu den anderen, dann schleuderte ich meine Sandalen von den Füßen, setzte mich im Schneidersitz neben ihn und betrachtete die spanischen Wörter. Bei dem Dokument, das er las, schien es sich um eine ausgedruckte E-Mail zu handeln.
    »Und, irgendwas Interessantes?«, fragte ich.
    Seb nickte und fuhr sich über das Kinn, während er umblätterte. »Ja, eine ganze Menge. Wir haben bekommen, was Alex wollte, und noch viel mehr – Grundrisse, Informationen über den Empfang. Sogar den Code für die Tür zum Treppenhaus.« Er schloss den Ordner und legte ihn zur Seite. »Dein Instinkt war echt gut, querida.«
    Ich unterdrückte einen Schauder, als ich an das Kirchenbüro dachte – an das laute Hämmern, das ich überhaupt nicht beachtet hatte. »Deiner aber auch, dass du uns rechtzeitig da rausgebracht hast.«
    Seb senkte den Blick und ich wusste, dass er ebenso wenig an die Kathedrale denken wollte wie ich. Seine Hand ballte sich zu einer Faust, mit der er auf den Schlafsack klopfte. »Willow, es tut mir leid«, sagte er nach einer Weile. »Als wir diesen Mann auf dem Markt getroffen haben …« Er sprach nicht weiter, ich konnte seinen inneren Aufruhr spüren. »Ich habe mich schon lange nicht mehr von jemandem so aus der Ruhe bringen lassen. Ich hätte uns beide einfach nur da wegbringen sollen …«
    »Seb, nicht, hör auf damit«, sagte ich und berührte seinen Arm. »Ich weiß, wie schwer es für dich ist, wieder hier zu sein. Ich konnte es spüren, bei jedem einzelnen Schritt.«
    »Das tut aber nichts zur Sache«, sagte er unwirsch. »Ich sollte mich besser im Griff haben, als mich um ein Haar mit irgendeinem vollkommen unbedeutenden cabrón anzulegen – ganz besonders dann, wenn ich dich durch Tepito führe.«
    Ich setzte mich auf dem Schlafsack anders hin, während ich ihn musterte. »Was … hat er denn eigentlich gesagt?«
    Seb verstummte. Eine der Kerzen flackerte. »Er hat gefragt, ob ich dich teilen

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