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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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durch die gespenstisch leeren Räume wanderte, kam es ihm vor, als läge alles, was hier passiert war, bereits sehr lange zurück, und wäre nicht ihnen, sondern völlig Fremden zugestoßen. Der Küchentisch, an dem sie geredet, sich gezankt und hin und wieder sogar gelacht hatten. Die Schießanlage, in der er seine ersten Ankündigungen als Anführer abgegeben hatte und Stunden damit zugebracht hatte, das Team zu trainieren – und gesehen hatte, wie aus Engelsuchern mit Waffen allmählich echte Engeljäger wurden. Darauf kann ich stolz sein, dachte er, während er den Blick über die Zielscheiben schweifen ließ, die starr an ihren Ketten hingen. Egal, was passiert, darauf kann ich wirklich stolz sein.
    Sein Zimmer.
    Alex stand reglos am Türrahmen und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Alles im Raum erinnerte ihn an Willow. Kurz dachte er daran, wie sie sich eines Morgens hereingeschlichen hatte; an den Ausdruck in ihren Augen, als sie zu ihm ins Bett geschlüpft war; ihr Duft, als seine Lippen ihren Hals gestreift hatten. Er schnitt eine Grimasse und schüttelte die Erinnerung ab. Okay, das war keine gute Idee gewesen. Er stieß sich vom Türrahmen ab – doch dann zauderte er und schaute auf sein Regal.
    Willows Kette lag immer noch da, wo er sie hingeworfen hatte, nachdem er sie auf dem Küchentisch gefunden hatte. Er hatte sie bewusst nicht eingepackt. Doch jetzt wurde ihm mit grimmiger Gewissheit klar, dass er genau deswegen zurückgekommen war. Irgendwie konnte er sie nicht einfach zurücklassen. Er kam sich noch idiotischer vor als ohnehin schon, als er sie in seine Tasche stopfte und die Erinnerungen verfluchte, die an dem Ding hingen. Seine Gefühle für Willow kamen ihm mittlerweile krank vor. Er wollte sich nie wieder derartig verlieben – das war es nicht wert. Trotzdem blieb die Halskette, wo sie war.
    Er ging wieder nach draußen. »Wir sind so weit«, sagte er knapp.
    Kara nickte und griff nach ihren Schlüsseln. Sie würde den Van fahren. Als alle anfingen hineinzuklettern, räusperte er sich. »Stopp, Leute, wartet mal … ganz egal, was passiert, ich bin stolz auf euch, okay? Es war einfach unglaublich, wie ihr während der letzten Monate durchgestartet seid. Ihr seid jetzt Engeljäger – richtig gute Engeljäger. Wir können es schaffen, jeder Einzelne von euch hat das Zeug dazu.«
    Die Gruppe war ganz still geworden, während er sprach. In verschiedenen Ausprägungen stand in allen Gesichtern verlegener Stolz. Vom Fahrersitz aus traf ihn ein Blick aus Karas braunen Augen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass sie an seinen Vater dachte, und sein Nacken wurde warm.
    »Ja, ja, genug gesülzt«, sagte Sam. »Wir lieben dich auch, du Wichser. Los jetzt, lasst uns abzischen und ein paar Engel umlegen.«
    »Alle Engel«, korrigierte Liz fest.
    »Jepp – legen wir sie alle um! Yeehaw!«, grölte Sam zur Decke des Vans hinauf.
    Auf einmal packte sie der Übermut. Alex wusste, dass diese Stimmung nicht von Dauer sein würde, aber fürs Erste war sie genau das, was sie brauchten. Grinsend ging er auf den Geländewagen zu. »Okay, wir sehen uns dort«, sagte er über seine Schulter. »Ihr habt alle eure Besucher-Pässe dabei, oder? Wir treffen uns in der Lobby, falls –« Er erstarrte vor Schreck.
    Willow und Seb kamen die Auffahrt hochgerannt.
    »Was zum Teufel wird das denn jetzt?«, knurrte Kara und schwang sich schnell aus dem Auto. Sam stieg ebenfalls aus, seine Miene war finster. Der Rest des Teams rührte sich nicht und beobachtete argwöhnisch, wie die beiden schwer atmend vor ihnen stehen blieben. Willow suchte umgehend Alex’ Blick, als wären die anderen überhaupt nicht anwesend.
    »Alex, ihr müsst den Angriff abbrechen«, keuchte sie. »Eine Falle – es ist eine Falle!«
    »Was?« Misstrauisch starrte er sie an. Er hasste es, wie sein Herz bei ihrem Anblick schneller schlug.
    »Raziel benutzt dich! Er hat uns alle benutzt … er will den Tod des Konzils, aber …« Sie rang nach Luft.
    »Es stimmt«, mischte Seb sich ein. Er stand neben Willow, berührte sie aber nicht. »Ihr müsst sie anhören.«
    »Raziel? Der Engel, der Kirchenobermacker aus den USA?« Karas Augen verengten sich. »Und warum sollte er den Tod des Konzils wollen, wenn ich fragen darf? Schließlich werden dadurch sämtliche Engel sterben, auch er.«
    Willows leuchtende Haare flatterten, als sie ungeduldig den Kopf schüttelte. »Eben nicht! Vielleicht sterben sie, vielleicht auch nicht! Das Konzil wird ihn

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