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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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beschriebener Fluchtweg.
    Mir war schwindelig, als die Informationen erbarmungslos auf mich einströmten. Es war eine Falle. Die Vernichtung des Konzils zog nicht zwangsläufig den Tod aller Engel nach sich, das war nur eine Möglichkeit von vielen. Und als die anderen an mir vorbeizogen, gefror mir das Blut in den Adern.
    Ich sah die Erde beben – Metropolen auf der ganzen Welt, die zu Staub zerfielen.
    Ich saß da wie betäubt und konnte kaum glauben, was ich erfuhr. Das konnte nicht wahr sein, das konnte ganz einfach nicht wahr sein. So viele Menschen könnten dabei sterben. Und Raziel war es vollkommen gleichgültig. Er dachte nur daran, dass die Engel in diesem Fall dennoch ausreichend Menschen finden würden, die ihnen als Nahrung dienen konnten, angesichts des Tempos, mit dem »die Kreaturen« sich vermehrten. Doch eins stand fest: Mexico City war auf jeden Fall dem Untergang geweiht, wenn das Konzil getötet wurde. Die Wurzeln aus ihrer Energie, die sie tief unter die Oberfläche der Stadt getrieben hatten, würden dafür sorgen.
    Mir drehte sich der Magen um. Sowie ich von Raziel alles erfahren hatte, verließ ich sein Bewusstsein und stürzte zurück in mein eigenes. Ich musste ihn loswerden, ihn aus mir herausbekommen, jetzt, sofort.
    Er hatte seine Energie unglaublich gut versteckt, sie hatte sich fest in den Tiefen meines Geistes eingenistet. Auch in einer Million Jahre wäre ich seinem winzigen Energieflämmchen nicht auf die Schliche gekommen. Leuchtendes Silber, mit einem Stich ins Lila. Ich löste es aus seinem Versteck, das Gefühl von Familienähnlichkeit widerte mich an. Aufgeregt flatternd erschien mein Engel. Vorsichtig legte sie ihre leuchtenden Hände darum, woraufhin der Funke immer heller glühte, bis er schließlich verschwand. Raziel konnte mir nicht mehr hinterherspionieren, dafür war gesorgt – wenn auch ein wenig zu spät.
    Ich riss die Augen auf. Panik erfasste mich. Ohne etwas wahrzunehmen, schaute ich auf das Gedränge in der Metro und auf den Mariachi-Sänger, der immer noch durch den Zug wanderte. Seb hatte sich halb zu mir gedreht und umklammerte meine Hände. Ich wusste nicht, wie lange schon, aber dem Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu urteilen lange genug. Er sah genauso blass und elend aus, wie ich mich fühlte.
    »Seb … hast du gesehen …«, stammelte ich.
    »Ja, hab ich«, sagte er grimmig, gerade als der Zug in unsere Station einfuhr. Er riss seinen Rucksack hoch. »El DF auf jeden Fall und eventuell noch viel mehr.«
    »Wir müssen unbedingt rechtzeitig am Haus sein! Wir müssen sie aufhalten …« Ich sprang von meinem Sitz auf und drängelte mich durch den vollen Waggon. Seb war dicht hinter mir. Wir rannten schon, als unsere Füße den Bahnsteig berührten, und stürmten die Betontreppe hoch auf die Straße. Alles, woran wir vorbeikamen, jedes Auto, jeder Mensch, wirkte auf einmal so zerbrechlich wie eine Eierschale. Meine Lungen brannten, als wir auf das Haus zurannten. Merkwürdigerweise war es fast so wie an unserem ersten Tag, als wir im Park die Engel verfolgt hatten.
    Mit einem Unterschied: Wenn wir es nicht schafften, den Angriff zu verhindern, dann würden Alex und die anderen alle sterben … und mit ihnen vielleicht noch Millionen weitere.
    »Okay, ich glaube, das war alles«, sagte Alex.
    Er hatte gerade noch Karas Tasche hinten in Juans weißen Van geladen, zusammen mit dem restlichen Gepäck des Teams. Als er fertig war, sah er am Haus hoch und überlegte, ob sie irgendwas vergessen hatten. Morgens war er plötzlich darauf gekommen, dass sie nach dem Angriff nichts mehr in Mexico City hielt. Entweder hätten sie Erfolg gehabt und könnten alle in die USA zurückkehren, oder sie wären auf der Flucht, um ihre Haut zu retten, und dann müssten sie ohnehin zusehen, dass sie aus der Stadt herauskamen.
    Natürlich gab es noch eine dritte Möglichkeit. Die er zähneknirschend ignorierte.
    »Gut, dann sind wir ja fast so weit«, sagte Kara. Passend zu ihrem feuerroten Top waren auch ihre Fingernägel heute wieder rot lackiert und mit kleinen Glitzersteinchen verziert, die wie Diamanten aussahen. Gott sei Dank hatte die peinliche Situation vom Abend zuvor nicht allzu sehr zwischen ihnen gestanden. Obwohl Alex den Eindruck hatte, dass Kara es irgendwie idiotisch von ihm fand, dass er ihr Angebot ausgeschlagen und sich nicht einfach ein wenig Spaß gegönnt hatte. Dem konnte er schwerlich widersprechen.
    Sam erschien mit einem Karton auf der Schulter. »Haben

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