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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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mit dem, was sie vorhatte, was immer es auch war, keinen Erfolg. Raziels Oberlippe kräuselte sich verächtlich.
    »Meine Welt, meine Regeln, Isda«, sagte er sanft.
    Willows Engel war Sebs Engel ein Stück voraus und warf sich genau in dem Moment vor den letzten Engel, als Raziel abdrückte.
    Alex und Sam warfen sich auf ihn, doch es war zu spät. Alex spähte über seinen Arm hinweg und stellte fest, dass die Kugel durch Willows Engel hindurchgegangen war und ins Schwarze getroffen hatte: Das letzte Konzilmitglied zappelte in der Luft, ihre glühenden Flügel peitschten hilflos hin und her. Willows Engel war nirgendwo zu sehen.
    Die Explosion, mit der die Letzte der Erstgeformten starb, war lautlos, aber Alex spürte sie mit jeder Faser seines Körpers und duckte sich vor der Druckwelle. Sie fegte vorbei, ein Strudel peinigender Empfindungen riss an seiner Haut und seinen Haaren. Ein Schauder schien die Welt zu durchlaufen – dann wurde es still. Als er endlich wieder aufblickte, flirrten nur noch ein paar glitzernde Lichtfünkchen durch den Raum, wie Glühwürmchen in einer Sommernacht.
    Alex lag schwer atmend da, auch die anderen hatte es umgeworfen. Bizarrerweise waren nur wenige Minuten vergangen, seit sie den Raum betreten hatten. In der plötzlichen Stille konnte er das Streichquartett hören, das immer noch Mozart spielte.
    Willow – war mit Willow alles in Ordnung? Er kam mühsam auf die Beine. An der Wand entdeckte er einen geschwächt aussehenden Seb, der sich aufgesetzt hatte, ihre Hände hielt und leise auf sie einsprach. Ihre Augenlider flatterten. Alex’ Erleichterung wurde nur noch von seinem sehnsüchtigen Verlangen übertroffen, selbst zu ihr zu gehen.
    Auch Sam war aufgestanden, sein breites Gesicht war zerschlagen und geschwollen. »Alex … guck mal«, sagte er und starrte auf den Fußboden.
    Raziel rührte sich nicht mehr.
    Alex’ Herz fing schmerzhaft schnell an zu pochen, als er auf Raziels Körper hinuntersah – die feuchten, dunklen Blüten auf seinem lila Hemd; die glänzenden schwarzen Haare mit dem spitzen Ansatz. Dann hörte er im Geist Willows Stimme: Es könnte sein, dass mit dem Konzil wirklich sämtliche Engel sterben.
    »Ich … ich glaube, wir haben es geschafft«, flüsterte Sam mit erstickter Stimme. »Ich glaube, wir haben es vielleicht wirklich geschafft.«
    Kara war gerade erst dabei, wieder aufzustehen. Sie sah erschüttert aus. Unvermittelt suchten Alex’ Augen das Zimmer ab, er war beunruhigt. Wo waren Trish und Wesley? Nein, es war keine Einbildung – sie waren beide verschwunden.
    Im nächsten Moment drangen ihre Rufe vom Empfang herüber: »Sie haben das Konzil ermordet! Sie haben alle Engel ermordet!«
    Verdammt! Er und Kara sprangen gleichzeitig auf und knallten die Tür zu.
    Es gab noch einen zweiten Ausgang, hoffentlich erhielten sie die Chance, ihn zu benutzen. Sam kam zu ihnen herüber. »Schnappt euch den Tisch!«, befahl Alex. Sie packten den schweren Holztisch und zerrten ihn quer vor die Tür. Die Schreie kamen näher. Er und Sam warfen zusätzlich noch ein paar Stühle oben drauf. Das würde sie einige Minuten lang aufhalten, mindestens.
    Ein entferntes Rumpeln erschütterte das Gebäude.
    Es dauerte nicht länger als eine Sekunde. Kara sog scharf die Luft ein und Alex wusste, dass sie es auch gespürt hatte: Ein Gefühl, als habe sich auf der Welt irgendetwas gelockert. »Oh mein Gott«, wisperte sie. Er sah die Angst in ihren Augen. »Du hattest recht.«
    Sie hatten keine Zeit mehr. Brendan mühte sich immer noch vom Boden hoch und zuckte vor Schmerz zusammen, als er sein verletztes Bein belastete. Liz stand ganz still da, benommen und verstört. Seb fing an zu schwanken, als er aufstand. Willow hing schwer in seinen Armen.
    »Okay, Leute, bewegt euch!«, bellte Alex, als an die Tür gehämmert wurde. »Nehmt den anderen Ausgang, aber geht nicht nach links, das ist eine Sackgasse. Wir gehen durchs Treppenhaus. Kara, du hilfst Brendan. Sam, hilf Liz, aber vergewissere dich erst, dass sie kein Angelburn-Syndrom hat. Wenn wir getrennt werden, haltet euch nicht lange auf – seht einfach zu, dass ihr hier rauskommt. Los jetzt! «
    Als die anderen sich in Bewegung setzten, hetzte Alex hinüber zu Seb und Willow. »Ist sie okay?« Seb hatte sie hochgehoben. Sie hing an seiner Schulter und hatte ihm die Arme um den Hals gelegt. Ihre Wangen waren weiß.
    Seb nickte. »Nur ohnmächtig, glaube ich.« Er sah selbst immer noch blass aus. Als er Willows Gewicht

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