Hueter der Daemmerung
auf der Erde lagen ein vollgestopfter Rucksack und beide Schlafsäcke.
»Was zum Teufel soll das?«, brüllte Alex auf Spanisch. »Pfoten weg von meinem Motorrad!«
Der Kerl ließ die Campingausrüstung Campingausrüstung sein, schnappte sich den Rucksack und rannte los. Seine Füße wirbelten kleine Staubwölkchen auf. Das aufgebrochene Gepäckfach stand offen. Es war leer. Fluchend setzte Alex ihm nach. Der Kerl war allerdings genauso schnell wie er. Wie ein Haken schlagendes Kaninchen raste er zwischen Abfalleimern und Autowracks hindurch, bis er schließlich nach rechts ausscherte und über eine hohe Betonmauer kletterte. Alex wollte ihm schon nachklettern, als er es sich anders überlegte. Ihm war bewusst, dass er Willow allein gelassen hatte und jeden Moment jemand von der Kirche am Stand anhalten und sie sehen konnte. Fluchend rannte er zum Motorrad zurück. Verdammtes Pech! Jetzt hatten sie schon zum zweiten Mal innerhalb von einer Woche ihr ganzes Zeug verloren.
Willow wartete mit ängstlichem Gesicht bei der Shadow. Neben ihr stand die Frau vom Taco-Imbiss und überschüttete sie mit einem besorgten Redeschwall auf Spanisch, von dem Willow, wie Alex wusste, kein Wort verstand. »Er hat Ihre Sachen gestohlen!«, schrie die Frau, als Alex näher kam. »Es tut mir so leid – ich habe ihn erst bemerkt, als Sie gerufen haben. Kann ich irgendetwas tun?«
»Nein, aber trotzdem vielen Dank, Señora«, entgegnete Alex. Wären sie hier in den USA, hätte sie ganz sicher bereits die Polizei alarmiert. Glücklicherweise kam es den Leuten hier normalerweise nicht in den Sinn, immer gleich zur Polizei zu rennen. Schließlich hatten die Engel die mexikanischen Sicherheitskräfte genauso in der Hand, wie die zu Hause.
Willow sah verzweifelt aus, als die Frau zu ihrem Stand zurückging. »Oh Gott, es tut mir leid – ich wusste, dass hier irgendwas nicht stimmte! Ich habe mich so sehr auf die Church of Angels konzentriert, ich habe zwar gemerkt, dass es etwas anderes war, aber anscheinend habe ich es irgendwie ignoriert …«
»Hey, komm schon, das ist doch nicht deine Schuld«, sagte er und drückte ihre Schulter. Dann hockte er sich neben das Motorrad und inspizierte kopfschüttelnd das aufgebrochene Schloss. Der Dieb musste ziemlich schnell gewesen sein. Offensichtlich verstand er sein Handwerk.
»Wenigstens hat er nicht viel ergattert«, sagte er im Aufstehen. »Und ich habe meine Brieftasche behalten. Wir können jederzeit was Neues zum Anziehen kaufen. Die Märkte in Mexico City sind wahnsinnig günstig.«
Willow nickte und schlang die Arme um sich. »Ja«, sagte sie endlich. Und dann fiel es ihm siedend heiß ein. Ihr Foto. Ihr Kinderfoto, auf dem sie unter einer Weide stand und entzückt den Kopf zu den hängenden Zweigen emporreckte. Es war von ihrer Mutter aufgenommen worden – und das Einzige, was Willow noch von ihr geblieben war. Und es hatte im Gepäckfach gesteckt, in der Hosentasche ihrer zweiten Jeans.
Er fluchte und ballte die Fäuste, als er zu der Mauer zurückblickte, über die der Kerl verschwunden war. Der Gedanke, dass der Widerling Willows Foto gestohlen hatte – dass er es zerreißen würde, um nachzusehen, ob Geld im Rahmen versteckt war, um es dann irgendwo in den Müll zu schmeißen …
»Schon gut, Alex«, sagte Willow und legte ihm die Hand auf den Arm. »Es ist … nur ein Foto. Du würdest ihn jetzt sowieso nicht mehr erwischen. Und außerdem sollten wir keine Aufmerksamkeit erregen – lass es einfach gut sein.«
Er stieß die Luft aus, wütend auf sich selbst. »Ich hätte ihn beinahe gehabt …«
»Alex, es ist schon gut«, wiederholte Willow. »Wirklich!« Sie machte einen Schritt nach vorne und schlang ihre Arme um seine Taille. Während er sie an sich drückte, wusste er, dass er sich das niemals verzeihen würde, auch wenn Willow es anscheinend bereits getan hatte.
»Ich liebe dich, das weißt du doch, oder?«, sagte sie.
Er rang sich ein klägliches Lächeln ab. »Warum? Weil ich zugelassen habe, dass dieser Wichser dein Foto klaut?«
Willow hob den Blick. Er konnte in ihren sanften grünen Augen lesen, wie glücklich sie war. »Nein, eigentlich eher weil du alles bist, was ich mir jemals erträumt habe.«
»Ich liebe dich auch«, sagte er leise und küsste sie. Dann seufzte er. »Wie auch immer, du hast recht – jetzt kriege ich ihn sowieso nicht mehr. Wir sollten uns besser wieder auf den Weg machen.«
Er verschnürte die Campingausrüstung. Gerade als sie
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