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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Alex den Satz schroff.
    »Ich sage ja nicht, dass es ihre Schuld ist«, fuhr Kara fort. »Es ist nur so, dass die anderen ihr immer noch nicht wirklich vertrauen.«
    Alex spürte Ärger in sich aufsteigen. »Tja, dann wird es höchste Zeit, dass sie darüber hinwegkommen. Außerdem vertrauen sie ihr schon viel mehr als zu Anfang.«
    Kara schien ihre Worte mit Bedacht zu wählen. »Sie haben sich irgendwie daran gewöhnt, dass sie hier ist, das ist nicht ganz dasselbe. Ich glaube einfach, dass es für die Moral des Teams nicht gut wäre, sie ausgerechnet mit auf die erste Jagd zu nehmen, wenn alle ohnehin schon nervös genug sein werden. Und sie ist sowieso noch nicht so fit im Umgang mit der Waffe. Es spricht einfach mehr dagegen als dafür, das ist alles.«
    Ihr Ton klang so vernünftig, dass Alex die Zähne aufeinanderpresste. »Okay, überzeugt«, sagte er irgendwann.
    »Also nimmst du sie nicht mit?«
    »Doch, ich nehme sie mit«, sagte Alex. »Gerade weil sie Teil des Teams ist. Und du und die anderen, ihr müsst endlich anfangen, sie auch so zu sehen. Sie kann schon beim Angriff auf das Konzil nicht mit dabei sein, oder in die Kathedrale gehen. Aber eine Jagd wie diese, wenn wir im Freien sind und Bewegungsfreiheit haben, ist nicht so gefährlich. Ich werde ihr auf gar keinen Fall sagen, dass sie nicht mitkommen kann.«
    Kara nickte, offensichtlich nicht überzeugt. »Okay, deine Entscheidung.« Sie verstummte und schaute zum Fernseher. Ein Werbespot lief. Als die Nachrichten wieder anfingen, sagte sie: »Du liebst sie wirklich, oder?«
    Er sah zu ihr hinüber, der wehmütige Klang ihrer Stimme erstaunte ihn. »Ja«, sagte er. »Mehr als alles auf der Welt.«
    Karas Mund verzog sich. Sie schaute wieder auf ihre Nägel. »Das merke ich. Es ist schön, weißt du? Irgendwann habe ich mal gedacht, dass Jake und ich vielleicht …« Sie sprach nicht weiter.
    Alex setzte sich aufrechter hin und starrte sie an. Und dann erkannte er, dass er gar nicht so überrascht war. Sie und Jake hatten sich immer nahegestanden, obwohl er wusste, dass sein Bruder irgendwann die Hoffnung aufgegeben hatte, dass sich zwischen ihnen etwas ergeben würde. Jake hatte ihm mal erzählt, wie er Kara angebaggert und sich eine gnadenlose Abfuhr eingefangen hatte. Auf einmal fühlte Alex sich so wehmütig, wie Kara sich gerade angehört hatte. Oh Mann, Jake war verrückt nach Kara gewesen. Seine Gefühle waren weit über Alex’ eigenes Teenager-Geschmachte hinausgegangen. Mit ihr zusammenzukommen hätte ihn unbeschreiblich glücklich gemacht.
    »Und … was hat dich abgehalten?«, fragte er.
    Kara seufzte und stützte ihr Kinn in die Hand. »Ach, ich weiß auch nicht. Er musste erst mal erwachsen werden. Doch ich glaube, der Hauptgrund war, dass ich unsere Freundschaft nicht kaputt machen wollte. Aber das Leben ist viel zu kurz, man muss es auskosten – das habe ich aus dem, was mit Jake passiert ist, gelernt.« Schweigend fuhr sie mit einem Finger über die Sessellehne. Dann sagte sie leise: »Apropos auskosten … du bist ihm wahnsinnig ähnlich, weißt du das? Ich meine, ich habe gehofft, er würde so werden wie du jetzt.«
    Alex’ Blick flog zu ihr hinüber. Ihre braunen Augen waren ernst und sie sah ihn unverwandt an. Großer Gott, das hier war doch nicht wirklich das, wonach es sich anhörte, oder doch? Er räusperte sich und erwartete fast, dass sie jeden Moment losprusten würde. »Ahm … Kara …«
    Abwehrend hob sie die Hand. »Ist schon okay. Ich weiß, dass du Willow liebst. Ich wollte es nur mal gesagt haben, mehr nicht.« Sie schlängelte sich aus dem Sessel, kam zu ihm herüber und küsste ihn, mit warmen, sanften Lippen, auf die Stirn. »Keine Angst, ich werd’s nicht noch einmal sagen. Ich will dein Leben nicht verkomplizieren. Du bist ein guter Kerl, Al. Der Beste. Und falls sich jemals etwas ändern sollte …« Sie zuckte mit den Schultern und lächelte zaghaft. »Wer weiß …«
    Zutiefst verwirrt starrte Alex ihr hinterher, als sie aus dem Zimmer ging. Kara? Wäre dies vor ein paar Jahren passiert -nein, vor ein paar Monaten –, er hätte gar nicht schnell genug Ja sagen können. Jetzt bedeutete es ihm nichts, außer dass es irgendwie Schuldgefühle in ihm weckte, obwohl er doch nichts weiter getan hatte, als einfach nur so dazusitzen. Als er an sein liebeskrankes jüngeres Ich dachte, wünschte Alex sich ironischerweise einen kurzen Moment lang, dieses Gespräch mit Kara hätte damals stattgefunden, und stellte

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