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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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sich vor, wie es wohl verlaufen wäre.
    Okay, jetzt fühlte er sich wirklich schuldig. Während er Kara innerlich verfluchte, machte er sich auf den Weg zu Willow in die Küche. Sie presste gerade Zitronensaft in eine Schüssel. Liz stellte irgendetwas mit einer Platte Hühnerbrüsten an. Er lehnte im Türrahmen. Unbeobachtet betrachtete er sie ein Weilchen -ihre zierlichen Kurven, die in ihren Jeans und dem engen T-Shirt gut zur Geltung kamen; das kurze rotgoldene Haar, das ihren anmutigen Nacken freiließ.
    »Du solltest es demnächst mal ausprobieren«, sagte sie. »Estragon passt wunderbar dazu.«
    »Ja, vielleicht –« Liz unterbrach sich, als sie Alex bemerkte. Willow blickte ebenfalls auf.
    »Hi«, sagte sie leise.
    »Hi«, sagte er und lächelte sie an. Sie hatte einen winzigen Mehlfleck auf der Nase. »Kann ich dich kurz sprechen?«
    Sie zögerte, nickte dann. »Klar.« Sie wischte sich die Hände an einem Stück Küchenpapier ab. »Ich bin in einer Minute wieder da«, sagte sie zu Liz.
    Er führte sie in einen der Vorratsräume und schloss die Tür. Der Raum war schummerig und bis obenhin mit Kartons vollgestopft. »Das hier könnte länger dauern als eine Minute«, murmelte er, als er den Kopf zu ihr hinunterbeugte. Er spürte, wie sie sich verkrampfte und wich verblüfft zurück. »Was ist denn?«
    Sie wollte etwas sagen, unterbrach sich aber. »Nichts. Nur -ich glaube, ich kriege eine Erkältung. Seit der Schießübung fühle ich mich irgendwie komisch. Du solltest mir besser nicht zu nahe kommen.«
    Ihre Stimme klang angespannt. Er hob ihr Kinn. »Hey, du machst dir doch nicht immer noch Gedanken wegen meiner Migräne, oder? Das ist schon Tage her.«
    Willow zuckte zusammen. »Ein bisschen vielleicht.« Sie holte tief Luft und schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Alex, ich … also … da ist etwas …«
    »Was?« Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte er, sie hätte gehört, was Kara gesagt hatte. Dann sah er den Ausdruck in ihren Augen und bekam es mit der Angst zu tun. »Willow, was ist los? Was ist passiert?«
    Lautes Stimmengewirr erklang im Flur: Sam und Brendan, die sich über ein Computerspiel stritten. Willow biss sich auf die Lippe und schaute schnell zur Tür. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nichts«, wiederholte sie. »Sorry, ich … ich glaube, ich bin immer noch dabei, mich hier einzugewöhnen.«
    Alex blieb skeptisch. Er umfasste ihre Hände und musterte aufmerksam ihr Gesicht. »Aber ich habe gedacht, es würde besser für dich. Immerhin hast du mit Liz doch gerade Kochtipps ausgetauscht. Ich sehe es schon kommen, dass du als Nächstes Sam beibringst, wie man Motoren repariert.«
    Willow lachte auf. »Träum weiter. So viel besser ist es nun auch wieder nicht. Liz hat sich wohl zu der Erkenntnis durchgerungen, dass ich die Pfeffermühle nicht zweckentfremden werde, um gemahlenes Glas unters Essen zu mischen. Ach, ich weiß auch nicht. Hör gar nicht hin. Ich fühle mich heute irgendwie seltsam.«
    Er verstand nicht, was los war, aber er fand es schrecklich, sie so durcheinander zu sehen. Er legte die Arme um sie. »Ich liebe dich«, murmelte sie dumpf. »Damit meine ich: Ich liebe dich wirklich. Das weißt du doch, oder?«
    Zu seiner Angst gesellte sich jetzt völlige Verwirrung. Das hier war so untypisch für sie. Sanft fasste er sie an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. »Babe, du machst mir Angst. Wenn irgendetwas nicht stimmt, dann musst du mir das sagen.«
    »Ich weiß«, entgegnete sie kleinlaut. Wieder unternahm sie einen Anlauf, ihm etwas zu erzählen, wieder unterbrach sie sich. Ihre Augen blickten ihn forschend an. Ihr Elfengesicht war so zauberhaft, dass es ihm beinahe das Herz brach. Für einen kurzen Augenblick blieb die Zeit stehen. Dann seufzte Willow und senkte den Blick. Ihre Finger spielten mit dem Saum seines T-Shirts.
    »Ich mache mir nur Sorgen, wie alles so läuft, mehr nicht«, sagte sie müde. »Wie es weitergehen wird – ob wir das Konzil besiegen können oder nicht.«
    Alex beobachtete sie. »Bist du dir sicher, dass das alles ist?«
    Zitternd stieß sie die Luft aus. »Reicht das nicht?«
    Er schnaubte. »Doch«, sagte er. »Doch, das reicht.« Er seufzte und lehnte sich an einen Kartonstapel. »Hör mal, ich werde es nachher bekannt geben … morgen gehen wir zum ersten Mal auf die Jagd.«
    Willow erstarrte. »Wir? Soll das heißen, ich auch?«
    »Ja, wir alle«, sagte er. »Es ist höchste Zeit. Sie müssen praktische Erfahrungen sammeln,

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