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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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»Frühstücke erst mal! Dann ruh dich heute aus. In Metreyll mußt du auf Draht sein. Karl?«
    »Ja?«
    »Eines mußt du mir noch versprechen: Kein Kampf, es sei denn in Notwehr!«
    »Gut!« Notwehr war ein dehnbarer Begriff, den man auf beinahe alle Situationen anwenden konnte, wenn man sie großzügig auslegte. »Das klingt vernünftig.«
    *Heuchler!*
    Was?
    *Du hast Alpträume, daß du durch Blut watest, und schon am nächsten Tag versuchst du dich um Ahiras Anordnung zu drücken, nicht mehr Blut zu vergießen als unbedingt nötig ist.*
    Ellegon ...
    »Entschuldige«, sagte der Zwerg. »Ich war noch nicht fertig. Du bist für deine blühende, ausladende Phantasie bekannt. Walter entscheidet, wann es Notwehr ist, nicht du!«
    »Verstanden.«
    »Gibst du mir dein Wort?«
    »Du läßt mir keine andere Wahl«, stöhnte Karl. »Ja.«
    »Gut.« Ahira hob beschwörend die Hände. »Mach bloß keinen Ärger. Das ist alles, worum ich dich bitte. Das ist doch wirklich nicht zuviel verlangt, oder?«
    »Das, mein Freund Ahira, kommt darauf an.«

Kapitel drei
Metreyll
    Ich habe nie etwas übrig gehabt für diese große Sekte, deren Doktrin es ist, aus der Menge sich nur einen Freund oder nur eine Geliebte zu erwählen und den Rest, obgleich er gut und weise ist, eiskalt zu vergessen. Doch ist dies der moderne Moralkodex. Auf breiten, ausgetretenem Weg marschieren diese Sklaven müden Schritts durch die Welt auf ihr Zuhause zu.
    Gefesselt an den einen Freund, vielleicht an einen mißgünstigen Feind, machen sie die längste, grauenvollste Reise.
    Percy Bysshe Shelley
    Das Refugium lag schon meilenweit hinter ihnen, die Wüste von Elrood eine halbe Meile unter ihnen. Im Schein der Sterne erstreckte sich dort die weite Ebene aus sonnengebackenem, rissigem Lehm, in der nur gelegentlich ein herausragender Felsen die Eintönigkeit unterbrach.
    Karl hielt sich zitternd auf Ellegons Rücken fest. Ihm schauderte nicht allein von der kühlen Nachtluft, die durch sein Haar wehte.
    Ein Blick hinunter ließ ihn erbeben. Selbst wenn die Wüste keine schlimmen Erinnerungen bedeutet hätte, wirkte sie schaurig. Es war eine Landschaft, wie sie auch die Apollo-Astronauten photographiert hatten; aber hier fehlte der Zauber der Erfüllung eines Traumes, den man bei ihren Bildern spürte.
    Hinter ihm meldete sich Walter Slowotski. »Ich würde mir keine Sorgen machen, Karl«, rief er und hatte Mühe, den Fahrtwind zu übertönen. »Es ist ein Vorteil — solange wir im Schutzgebiet sind. Jeder, der uns Schwierigkeiten machen will, müßte dazu vierzig Meilen Wüste durchqueren.«
    *Da hat er recht, Karl. So mächtig die Klerikerinnen der Hand auch sind - ich wette, daß sie für diesen Schutz dankbar sind.*
    Wahrscheinlich stimmte das. Das war eine der Schwierigkeiten auf dieser Welt: Sobald man etwas besaß — ein Stück Land, ein Pferd, ein Schwert oder nur das eigene Leben - mußte man immer damit rechnen, daß jemand versuchen würde, es einem wegzunehmen.
    Nur weil er es haben wollte.
    *Ist das in deiner Welt denn anders?* Karl hatte das Gefühl, als würde jemand mit sanften Fingern seinen Kopf streicheln — von innen. *Oder erinnerst du dich vielleicht nicht mehr ans Sudetenland, Litauen, Wounded Knee oder ...*
    Hör auf! Du hast deine Meinung klargemacht. Jetzt reicht's, oder?
    Aber verdammt noch mal, es gab einen Unterschied. Zu Hause wurde zumindest anerkannt, daß die Ausbeutung der Schwachen durch die Starken falsch war. Das spiegelte sich in Gesetzen, Gebräuchen und volkstümlichen Sagengestalten von Robin Hood bis Wyatt Earp.
    Es lachte leise vor sich hin. Es war die Legende, die zählte. Als er damals noch im Hauptfach amerikanische Geschichte studiert hatte, war Karl auf mehrere Berichte gestoßen, nach denen die Earp-Brüder genauso üble Strolche waren wie die Clantons, die sie niedergeschossen hatten — aus dem Hinterhalt — im O.K. Corral. Den Earps war es nur gelungen, Sheriff-Sterne für sich herauszuschlagen; das war alles.
    Und wenn man mal nachdenkt, hat Robin Hood wahrscheinlich die Reichen nur deshalb ausgeraubt, um die eigene Tasche zu füllen.
    Das ergab auch Sinn. In diesem Überfall-Geschäft war es doch einfacher, die Armen zu berauben als die Reichen — leider aber auch finanziell weniger lukrativ.
    *Deshalb heißen sie auch ›die Armen‹, Karl. Wenn es sich lohnen würde, sie zu berauben, würden sie ›die Reichen‹ heißen.*
    Komisch.
    *Nur für Leute mit Sinn für Humor.*
    Vor ihnen sah man die

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