Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
doch so aussehen lassen, daß uns keiner die Schuld geben wird: Wir lassen die Toten einfach liegen, wo sie sind, und drücken dem toten Sklaven ein Schwert in die Hand.« Ich wünschte, ich wüßte deinen Namen. Es tut mir ja leid, wer immer du auch bist; aber du brauchst diesen Körper nicht mehr. Als Köder kann er uns aber vielleicht das Leben retten. »Wenn jemand nachsehen kommt, wird er sehen, daß der Sklave sich verteidigt hat und einen Verfolger weggejagt und drei getötet hat. Die Pferde sind einfach weggelaufen.«
Ahira schnaubte verächtlich. »Du wachst wirklich nur langsam auf! Die Einheimischen sollen denken, daß ein unbewaffneter, halbverhungerter Sklave drei Schwertkämpfer umgebracht hat?«
»Solange keine anderen Verdächtigen da sind, werden sie es denken. Entweder das oder sie kommen zu dem Schluß, daß irgend jemand aus heiterem Himmel dem Sklaven zu Hilfe kam.«
»Hmmm. Das klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
»Nein, stimmt. Ist ja nur wahr! Occams Regel, Ahira. Die meisten Leute benutzen sie fortwährend, selbst wenn sie nicht wissen, was es ist.« Karl trank noch etwas Kaffee. »Hast du eine bessere Idee?«
»Nein.«
»Dann laß uns meine probieren.«
»Na schön.« Der Zwerg nickte. »Andrea, Riccetti und ich werden uns darum kümmern. Wir behalten aber die Pferde, oder?«
»Ja.« Obwohl der Haufen müder Klepper kaum zu gebrauchen war. »Aber da ist noch etwas«, sagte Karl. »Uns geht der Heiltrank aus. Jemand muß zum Tabernakel und versuchen, noch etwas loszueisen. Außerdem möchte ich gern sehen, wie es Doria geht.«
Ahira nickte. »Ich werde es versuchen. Morgen. Obwohl ... die Matriarchin hat gesagt, daß wir jetzt auf uns gestellt seien. Keine weitere Hilfe. Und das könnte heißen ...«
»Daß sie uns nichts geben; aber nicht, daß sie uns nichts verkaufen. Wir haben doch noch die Münzen, die Walter und ich Ohlmin weggenommen ...«
*Auch nur, weil ich sie hergebracht habe. Du hast sie beim Tor zwischen den Welten liegengelassen.*
Karl ignorierte den Drachen und sagte zu Ahira: »Wir müßten eigentlich ihren Preis bezahlen können.«
»Das hoffst du! Ich werde mich erkundigen ... und sehen, wie es Doria geht, wenn ich kann. Du kümmerst dich um den Einkauf in Metreyll.«
»Einverstanden.« Karl stand auf. »Ich werde mal meine Stute satteln und mich auf den Weg machen.«
»Nein.« Ahira schüttelte den Kopf. »Erst, wenn es dunkel ist. Du nimmst Walter mit.«
»Ich weiß zwar«, entgegnete Karl verärgert, »daß du von Pferden nicht viel verstehst; aber vielleicht siehst du ein, daß es einem Pferd nicht gut tut, wenn man zwei Männer unserer Größe draufsetzt, auch wenn die Sonne nicht herunterbrennt. Wir können auch keines der neuen Pferde nehmen, weil man es erkennen könnte. Also reite ich besser allein - nur ich und meine Stute. Ich mag sie. Sie hat sich gestern prima bewährt.«
*Und ich nicht!*
Ganz genau!
Ahira blickte finster drein. »Du wirst dein Pferd nicht nehmen. Ellegon wird euch beide heute nacht rüberfliegen und kurz vor Metreyll absetzen. Ich will, daß Walter mitkommt und dich im Auge behält. Du neigst dazu, in einen Schlamassel zu geraten.« Er kippte den Rest Kaffee hinunter und stellte die Blechtasse vorsichtig auf dem Stein ab.
»Was Ellegon betrifft, Karl — es wäre schön, wenn du mit den Leuten, an denen dir etwas liegt, mehr Geduld hättest.
Ich habe vorige Nacht lange mit Ellegon geredet. Er hatte seine Gründe. Verdammt nochmal, Karl! Dieser Drache ist vielleicht über dreihundert Jahre alt; aber nach Drachenmaßstäben ist er noch ein Baby. Du erwartest doch auch nicht, daß ein Kleinkind das Richtige tut, wenn es halbtot vor Angst ist!«
»Und wovor hatte er denn so schreckliche Angst? Die Soldaten hatten lediglich Armbrüste und Schwerter. Davor braucht er nun wirklich keine Angst zu haben!«
*Doch! Ich werde es dir zeigen.*
»Nein! Bleib aus meinem Kopf heraus!« Ellegon hatte schon einmal seinen Verstand geöffnet und Karl spüren lassen, wie man sich fühlte, wenn man in Ketten drei Jahrhunderte lang in Pandathaways Kloake lag. Ein Drachenverstand konnte nicht wie ein menschlicher Verstand Gerüche verdrängen. Drei Jahrhunderte Gestank ... »Vielleicht hattest du gute Gründe. Aber nenn sie mir, um Himmels willen!«
*Also gut. Ich ...*
»Nein!« Ahira schüttelte langsam den Kopf. Er senkte die Stimme. »Karl muß lernen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, Ellegon. Das könnte uns alle mal das Leben kosten.
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