Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
aus. Die Reiter versuchten vergeblich, die Panik der Tiere zu bremsen.
Tennetty fluchte, als sie Pirats Zügel festhielt. »Ruhig. Verdammt noch mal, ruhig. Der dämliche Drache will dir nur Angst machen und dich nicht fressen.«
*Schön, dich auch wiederzusehen, Tennetty.*
»Wie wär's beim nächstenmal mit einer Vorwarnung?«
»Hört mit dem Scheiß auf, beide!« brüllte Karl. »Ellegon, wie geht's Andy-Andy? Und dem Baby?«
Ein Feuerstrahl schoß in den Himmel. *Das hat ja ewig gedauert, bis du gefragt hast.*
Laß deine Spielchen mit mir, Ellegon.
*Deiner Frau und deinem Sohn geht es gut.*
Meinem Sohn. Karl schüttelte den Kopf. Wenn sich je ein Mann eine Tochter gewünscht hat ... »Laß ja meinen Sohn in Ruhe, Deighton«, flüsterte er. »Bleib weg von ihm.«
Am anderen Ende der Ebene hatten Aeia und Chak ihre Pferde in eine langsamere Gangart gebracht, während Ahiras und Peills Tiere immer noch dahingaloppierten.
»Geschieht ihnen ganz recht«, meinte Tennetty. »Vielleicht lernen sie dann endlich, ihre Tiere unter Kontrolle zu behalten.« Sie tätschelte Pirats Hals und streckte dann Karl die Hand hin. »Gib mir deine Zügel.«
»Was?«
Sie deutete mit dem Daumen auf den Drachen. »Ich glaube, daß du Ellegon überreden kannst, dich den Rest der Strecke nach Hause zu fliegen. Ich treibe die anderen schon zusammen und bringe sie irgendwann morgen hin.«
Es war verlockend, aber ... »Ich bleibe lieber.« Karl trug die Verantwortung für die Gruppe, bis sie zu Hause sein würden. Dann konnte er ausspannen.
*Idiot*
»Idiot«, wiederholte Tennetty. Sie rollte mit den Augen und schaute zum Himmel, um sich von dort Rückhalt zu holen. »Ellegon, erkläre doch Karl, was seine Frau davon hält, daß er einen Tag länger als notwendig wegbleibt.«
*Na ja ... ich glaube kaum, daß Andrea das sehr schätzen würde. Sie hat sich ein bißchen Sorgen gemacht. Sie hatte gehofft, daß du früher kämst.*
»Bist du sicher, daß hier alles sicher ist?«
*Ich habe gerade meinen Kontrollflug beendet, Karl.* Der Drache kratzte im Gras. *Du könntest aber recht haben, wenn ich es mir so überlege. Ich rieche hier irgendwo einen Kaninchenbau. Durchaus möglich, daß deine Leute alle gefressen werden, wenn du nicht hier bist, um sie zu beschützen. Wenn es dich glücklich macht, werde ich zurückfliegen und bei Ahira und den anderen den Babysitter spielen, nachdem ich dich zu Hause abgesetzt habe.*
»Die Zügel, bitte.« Tennetty schnippte mit den Fingern. »Mach schon, daß du wegkommst.«
Er lachte. »Du hast gewonnen.« Er sprang aus dem Sattel und warf Tennetty Karottes Zügel zu. »Bis morgen dann«, sagte er und kletterte auf Ellegons Rücken.
Die Schwingen des Drachen begannen zu flattern. Sie wurden immer schneller, bis sie nur noch undeutlich zu sehen waren. Gras und Staub wurde aufgewirbelt, so daß Karl die Augen schließen mußte.
Ellegon stieg himmelwärts. *Ich habe genaue Anweisungen, wo ich dich absetzen soll*, sagte er, als der Boden unter ihnen wegsank.
Als sie über Chak und Aeia dahinflogen, winkte Karl zurück. Ellegon.
*Sei doch mal eine Weile still. Ich werde etwas Tempo machen.* Seine Flügel arbeiteten noch schneller. Der Wind trieb Karl die Tränen aus den Augen.
Er legte den Kopf auf die schuppige Haut des Drachen und klammerte sich fest.
*Beinahe zu Hause.* Der Fahrtwind wurde schwächer.
Karl hob den Kopf. Sie flogen jetzt über das Gebiet, das einem Feuer zum Opfer gefallen war, über den Hügelzug vor dem Tal. Das frische Grün überall würde bald die Spuren des Brandes ganz verschwinden lassen.
Unter ihnen breitete sich das Tal aus. Als Karl ausgezogen war, hatte die Niederlassung aus einer hölzernen Wand, einer steinernen Feuerstelle und zwei Wagen bestanden.
Es hatte sich erstaunlich verändert. Jetzt gab es über dreißig Blockhäuser am Seeufer. Manche hatten schon Pferche für Pferde und Kühe.
Kinder trieben sich an einem hölzernen Dock herum, das vom Ufer in den See gebaut war. Sie hielten in ihrem Spiel kurz inne, um Ellegon zuzuwinken, als der Drache über sie hinwegflog.
Wo früher nur Wald gestanden hatte, waren jetzt Felder. Maisstauden und Weizenmeere wiegten sich in der Brise.
Die Verteidigungsanlagen waren fertiggestellt. Sie schlossen fünf Häuser ein. Neben einem drehte sich langsam ein Wasserrad. Ellegon tauchte hinunter, auf den lehmgestampften Hof zu. Dann bremste er mit den Flügeln ab.
Die Mühle?
*Ja. Riccetti hat seine Sache gut gemacht,
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