Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
oder?*
Nein. Ihr alle habt eure Sache prima gemacht.
Geschickt kurvte der Drache um das Netz halber, ausgehöhlter Baumstämme herum, die Wasser in jedes der fünf Häuser leiteten, und landete. Karl stieg ab.
*Willkommen daheim.*
Rechts von ihm lugte ein bekanntes Gesicht aus einem Blockhaus, das vorne offen war und aus dessen Kamin Rauchwolken aufstiegen. Walter Slowotski mit Lederschurz und Schmiedehammer rannte in den Hof. Beim Laufen ließ er den Hammer fallen.
»Karl!« Slowotski streckte ihm die Hand hin, zog sie wieder zurück und schüttelte den Kopf. »Ach was soll's!« Er riß Karl in die Arme.
»Verdammt noch mal, du brichst mir ja das Kreuz«, sagte Karl lachend und machte sich aus der Umschlingung frei.
Slowotski lachte. »Null Chancen!« Er drehte sich um. »Kirah! Sie sind ...« Er unterbrach sich. »Sind alle? ...«
»Wir haben Fialt verloren; aber dem Rest geht's gut.« Bis auf Rahff. Ich wünschte, er hätte die Chance gehabt.
*Später, Karl! Eine Heimkehr soll doch ein frohes, glückliches Ereignis sein.*
Was weißt du schon vom Glück?
*Ich lerne, Karl. Walter, bring ihn zu ihr.*
Slowotski führte Karl zu einem Blockhaus am anderen Ende des Innenhofs. Er plapperte beim Gehen unaufhörlich. »Ich wünschte, wir hätten gewußt, daß du heute kommst. Lou ist mit einer Gruppe auf der anderen Talseite. Er hat vor ein paar Monaten eine Höhle voll Fledermäuse gefunden, und jetzt treiben wir die letzten da raus.«
»Fledermäuse?« Karl nahm die Hand vom Schwertgriff. »Irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Nein.« Slowotski lachte. »Nur ganz stinknormale Feld- und Gartenfledermäuse. Die Biester können dich aber ganz übel beißen. Aber Thellaren - das ist unser Kleriker - kann das sofort wieder hinkriegen.«
»Kleriker?«
»Spinnensekte. Tauchte eines Tages halbverhungert auf. Er hatte anscheinend mit denen in Therranj Ärger. Sein Geschäft blüht wie der Teufel. Allerdings mußten Andy und ich mit ihm wegen der Preise ein ernstes Wort reden. Der Mistkerl verlangte ...«
»Warum muß man denn die Fledermäuse vertreiben?«
Slowotski sah ihn mitleidig an. »Denk mal nach. Was machen Fledermäuse besonders gut?«
»Baby-Fledermäuse und Fledermausschei ...« Natürlich! Karl hob die Hand. »Schon gut, schon gut. Ich nehme an, ihr habt auch Schwefel gefunden?«
»Du hast es erfaßt. Es gibt zwar keine Weiden; aber Eichen scheinen auch zu funktionieren.«
Man nehme die Kristalle von Salpeter unter einem Haufen gut abgelagerter, alter Exkremente, füge Salpeter und geriebene Holzkohle in der richtigen Menge hinzu und voila! - Schießpulver. Vielleicht war es noch ein bißchen komplizierter, aber nicht sehr.
Vielleicht werde ich doch keine Langbogen brauchen.
»Es war Riccettis Idee. Er erinnerte sich daran, daß Cortez Fledermausguano benutzte, um Schießpulver herzustellen.«
»Ich wußte gar nicht, daß Lou Historiker war.«
»Nur wenn es darum geht, Dinge zu machen.« Slowotski nickte. »Er hat schon etwas Schießpulver hergestellt - stinkt zum Himmel, wenn es verbrennt. Ich arbeite jetzt gerade an einem Steinschloß.«
Slowotski brach das Gespräch ab, da sie vor der Tür des Blockhauses angekommen waren. »Später. Wir haben ja noch viel Zeit. Sie ist da drin, Karl.« Slowotski winkte ihm noch zu und lief zurück. »Ich muß zu Kirah. Wir haben doch ein Kalb gemästet.«
Karl öffnete die Tür und ging hinein.
Das Blockhaus war in gutem Zustand. Der Bretterboden war blitzblank, von den Deckenbalken hingen Öllampen. Ein Perlvorhang verdeckte einen Eingang in der gegenüberliegenden Wand.
An der Wand rechts von ihm stand ein Tisch unter einem Fenster mit bunter Glasscheibe. Links brodelte ein Eintopf auf der steinernen Feuerstelle.
Vor dem Kamin standen zwei riesige Holzstühle nebeneinander. Decken polsterten die Sitzfläche. Auf den Armlehnen des einen Stuhls waren Schweißflecke und Kerben. Der andere sah ganz neu und unbenutzt aus.
Karl löste den Gürtel mit dem Schwert und hing ihn über die Lehne des neuen Stuhls.
»Wer ist da?« Sie schob sich durch den Perlvorhang. In den Armen hielt sie einen geflochtenen Korb mit Wäsche. Ihre Augen wurden groß. »Hallo.«
»Hallo.«
Er wollte zu ihr laufen, sie in die Arme nehmen; aber er konnte nicht. Zwischen ihnen gab es eine beinahe greifbare Entfernung. Die Monate der Trennung hatten sie verändert, hatten beide verändert.
Um ihre Augen hatten sich Sorgenfalten gebildet. Ihr Haar war verfilzt und ungepflegt. Sie
Weitere Kostenlose Bücher