Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
tun.«
»Beim nächsten Mal?«
Deighton nickte. »Noch ein weiteres Mal, Karl Cullinane.«
Plötzlich stand Deighton neben ihm. Der alte Mann streckte ihm die Hand entgegen. »Laß es dir gut gehen, Karl Cullinane. Paß gut auf deinen Sohn auf. Er ist ungemein wichtig, wie du schon vermutet hast.«
Karl nahm die Hand nicht. »Ich werde auf meinen Sohn aufpassen, Deighton, ganz gleich, ob du das von mir verlangst oder nicht.«
»Das habe ich von dir erwartet.«
»Sag mir nur noch eines, bitte: warum?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Jetzt nicht.«
»Wirst du es je tun?«
»Nein.« Deighton biß sich auf die Lippe. »Es tut mir leid, Karl. Ich kann es dir im Augenblick nicht erklären, und ich bezweifle, daß ich bei unserem nächsten Zusammentreffen Gelegenheit dazu haben werde.« Er klopfte Karl auf die Schulter. »Laß es dir gut gehen, mein Freund.«
»Du bist nicht mein Freund!«
Deighton sah in überrascht an. »Natürlich nicht. Aber du bist für mich ein Freund. Ich hege die Hoffnung, daß du mir einen großen Gefallen erweisen wirst, wenn wir uns wiedersehen. Bis dahin ... laß es dir gutgehen, Karl.«
»Warte!«
»Noch eins: Ahrmin ist nicht tot. Er ist wieder entwischt. Ich kann dir zwar diesmal keine Schuld daran geben; aber du hättest in Melawei wirklich gründlicher sein sollen, Karl.«
Deighton lächelte. »Laß es dir gutgehen, Karl.«
Das Zimmer schmolz davon.
Kapitel sechsundzwanzig
Die Silberkrone
Unruhig liegt das Haupt, das eine Krone trägt. William Shakespeare
»Karl, Karl!« Andy-Andys Stimme klang süßer in seinen Ohren als alles, was er je gehört hatte. Es kam ihm vor, als hätte sie seinen Namen immer wieder gerufen - seit Minuten, oder waren es Stunden?
Sie klingt besorgt. Seine Augenlider waren auch nicht schwerer als zwei Volkswagen; daher machte er sie auf. Viel veränderte sich dadurch nicht: Der Raum war dunkel, und es war viel zu anstrengend, die Augen scharf zu stellen. Er lag auf einer Matratze. Die schweren Decken auf seiner Brust erschwerten ihm das Atmen.
»Karl«, sagte sie eindringlich. »Kannst du mich hören?«
»Natürlich kann ich dich hören«, wollte er sagen; aber die Worte kamen als klmph heraus.
*Er kann dich einwandfrei hören.* Ellegons mentale Stimme war fest. *Karl, sage nichts. Benutze nur deinen Verstand - vorausgesetzt, daß du einen hast. Ich übermittle.*
Prima. Ich muß ihr von Deighton erzählen.
*Heb dir das für später auf.*
Aber ...
*Aber gar nichts. Du träumst von nichts anderem, seit sie dich in meine Reichweite gebracht haben. Ich weiß Bescheid.*
Ellegon ...
*Halt die Klappe und hör zu. Du bist das größte Glückskind, das es je unter Menschen gab. Na ja, Blut hast du nach Andreas Meinung über einen Liter verloren; deshalb mußt du erst mal etwas kürzer treten. Fünf Kugeln haben wir aus deiner Haut geholt. Keine hat etwas Lebenswichtiges getroffen. Du bist in den Explosionsschatten der Kanone gefallen - was dir das Leben gerettet hat .... Außerdem konnte Andrea mit dem Heiltrank so schnell zu dir vordringen, daß sie bis auf drei Finger an deiner linken Hand das meiste retten konnte. Elf Tage schwebst du nun schon zwischen Leben und Tod. Wir haben uns alle Sorgen gemacht, ob du überhaupt wieder aufwachst. Glücklich?*
Seine Augenlider wogen jetzt schwerer als Buicks. Er ließ sie zuklappen.
Tennetty, Aveneer, Erek: sind sie ...
Tennetty geht's gut, Karl. Sie hat ein paar angeknackste Rippen, sonst nichts. Als sie hörte, daß du über dem Berg bist, machte sie einige unschöne Bemerkungen über deine Grapscherei in ihrer T unika. Wenn du das noch mal ma chen willst, sollstest du sie vorher hübsch darum bitten.*
Ellegon, was ist mit den anderen? Hat einer ...
*Nein. Keiner hat überlebt.*
Er wollte die Fäuste ballen, aber seine Kraft reichte noch nicht. Die Holts und die Sklavenhändler?
*Alle zum Teufel. Weg. Nach der Explosion hat Valeran mit einer Abteilung Gewehrschützen ihre Verfolgung aufgenommen. Die Holts konnten ihre Gewehre wegen des leichten Regens, den Andrea weiterrieseln ließ, nicht einsetzen. Valeran nahm etwa zweihundert gefangen, tötete mehr als dreimal so viele und schlug den Rest in die Flucht. Jetzt schlaf aber weiter.*
Als er das nächste Mal aufwachte, strömte helles, warmes Licht durch die Fenster auf sein Lager.
Andy-Andy saß neben ihm auf einem niedrigen Schemel. Ihr Gesicht war ganz nahe. Sie lächelte ihn an und nahm seine Hand.
»Hallo du«, sagte sie. Die Erschöpfung
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