Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
kehrte nach Hause zurück. Von dort aus ritt er immer wieder hinaus und griff die Karawanen der Sklavenhändlerzunft an, wo immer er sie fand.
Es war schon lange kein Spiel mehr.
Eine Revolution ist niemals ein Spiel. Sie ist in vieler Hinsicht eine blutige Schweinerei.
PROLOG
AHRMIN
»Du kannst eintreten, Ahrmin«, sagte die Altardienerin. Sie war eine schlanke Frau und trug die langen, weißen Gewänder der Gemeinschaft von der Heilenden Hand. Ihr langes, blondes Haar schimmerte im Sonnenlicht, als sie ihn kühl aus Augen mit gelber Iris anblickte, die in ihrem Gesicht mit den hohen Wangenknochen merkwürdig weit, aber nicht unschön auseinander standen.
Ungerührt schätzte Ahrmin ihren Wert auf dreißig Goldstücke ein. In einem Zehntag konnte er ihr die arrogante Art austreiben, vielleicht auch in kürzerer Zeit, in viel kürzerer.
Sie schüttelte den Kopf, als würde sie auf seine unausgesprochene Bemerkung antworten. »Du, und nur du allein. Die anderen werden draußen bleiben. Es ist unangenehm genug, ihre Anwesenheit im Schutzgebiet dulden zu müssen. Ich werde nicht die Luft des Tabernakels durch ihren Atem verpesten lassen.«
Sie wollte sich abwenden, drehte sich aber schnell um, als Fenrius knurrend auf sie zukam. Fenrius überragte bedrohlich ihre zarte Gestalt. Aber der riesige Mann erstarrte, als die Altardienerin die Hand erhob und leise Worte murmelte, die Ahrmin zwar deutlich hörte, an die er sich später jedoch nie wieder erinnern konnte. Wie immer versuchte er, sie sich einzuprägen, aber er schaffte es nicht. Sobald der Klang seine Ohren berührte, verflüchtigten sich die Worte.
Als der Zauberspruch zu Ende war, griff die Klerikerin vor sich in die Luft. Fenrius' Arme fielen zu beiden Seiten herab. Seine Ledertunika warf Falten, als würde sie von einer riesigen, unsichtbaren Hand gepackt. Auf seinen unrasierten Wangen traten die Muskeln hervor. Seine Lippen öffneten sich zu einem stummen Schrei. Auf der Stirn standen Schweißtropfen.
»Nein«, sagte sie und lächelte freundlich, beinahe liebevoll. »Nicht hier. Hier hält dich die Hand fest, in mehr als einer Bedeutung.« Sie drückte die Finger noch fester zu. Das Leder knirschte protestierend. Aus Fenrius' Lungen entwich der Atem.
Sein Mund arbeitete verzweifelt; aber kein Laut e ntfloh.
Ahrmins fünf Gefährten standen bewegungslos. Danared schüttelte mitleidig den Kopf. Aber selbst er war nicht so töricht, eine Bewegung gegen die Altardienerin zu machen.
Als Ahrmin sicher war, daß Fenrius' Brust unter dem Druck brechen würde, hielt die Klerikerin inne. Sie legte den Kopf auf die Seite, als würde sie einer Stimme aus der Ferne lauschen.
»Ja, Mutter«, sagte sie und seufzte tief. Sie hob die Hand und drehte das Handgelenk.
Fenrius fiel mit einem dumpfen Aufprall der Länge nach ins Gras.
»Du kannst mir jetzt folgen, Ahrmin«, sagte sie.
Ahrmin humpelte hinter ihr durch dunkle Korridore in eine große, hohe Halle. Das schlurfende Klatschen seiner Sandalen stand im Gegensatz zu ihren gleichmäßigen Schritten. Durch einen weiten Bogen betraten sie die Halle und blieben wie auf einen unausgesprochenen Befehl hin vor dem hochlehnigen Thron stehen. Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, ob die Halle leer oder überfüllt gewesen war. Seine Augen wurden von der Frau auf dem Thron angezogen.
Die Altardienerin war schon schlank, die Frau auf dem Thron war dürr wie ein Skelett. Später erinnerte er sich immer an die papierdünne Haut ihrer Handrücken, Haut so weiß wie die eines Toten, makellos bis auf die Wölbungen der darunterliegenden Knochen und Sehnen.
Trotz ihrer gebrechlichen Gestalt strahlte sie ein Gefühl der Macht aus, wie sie so dasaß, das Gesicht verborgen unter der zurückgeschlagenen Kapuze ihrer sanft schimmernden weißen Gewänder.
»Sei gegrüßt, Ahrmin, Sohn des Ohlmin«, sagte sie. »Ich habe dich schon erwartet.«
Noch nie hatte er etwas wie diese Stimme gehört. Obwohl sie leise zu sprechen schien, klapperten seine Zähne bei ihren Worten.
»Dann wißt ihr, was ich will.«
»Was du ... willst, ist klar«, zischte die Altardienerin. »Karl hat deinen Körper zerstört - er hätte dich töten sollen. Er hätte ...«
Die Matriarchin hob die Hand. »Sei still, meine Tochter. Wir wollen in dieser Angelegenheit nicht parteiisch sein.« Dann wandte sie sich wieder an Ahrmin. »Das ist genau der Punkt. Du wurdest im Kampf mit Karl Cullinane verletzt.«
»Verletzt?« Er hob
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