Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
daß du dich hier nicht so unbeliebt machst wie in Melawei.«
»Erwähne Melawei nicht!« Karl schlug mit der Faust auf den Tisch, daß Geschirr und Besteck nur so klirrten. »Niemals!« Es war nicht nur, weil Rahff in Melawei gestorben war. In Melawei lag auch das Schwert Arta Myrdhyns in einer Höhle unter einer Insel und wartete.
Es wartete nicht auf meinen Sohn, du Bastard. Du hältst deine blutigen Finger von Jason fern. Er rieb sich die Augen, bis er Funken sah. »Entschuldige, Ahira - ihr alle.« Er machte die Augen wieder auf und sah, wie Lou Riccetti dastand und das Handgelenk seiner Leibwächterin umklammerte. Chak stand hinter ihr. Mit einer Hand hielt er sie an den Haaren, mit der anderen hatte er ihr eine Messerspitze an den Hals gesetzt.
»Laß sie, Chak«, sagte Karl.
Zögernd ließ Chak das Mädchen los und setzte sich wieder.
»Ranella«, sagte Riccetti ruhig und ließ ihren Arm los. »Wir haben doch bereits schon darüber gesprochen. Eher richtest du eine Waffe auf mich als auf Karl Cullinane. Verstanden?«
»Aber ich wollte doch nur ...«
»Versuchst du dich etwa zu entschuldigen?«
»Nein, Ingenieur.«
»Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Ingenieur.«
Das Mädchen legte ihre Pistole in Riccettis ausgestreckte Hand. »Melde dich sofort beim Offizier der Wache. Er soll mir sofort eine anständige Leibwache schicken. Bis sie kommt, bleibe ich hier. Dein Pferd brauchst du nicht. Laufen wird dir guttun. Wegtreten.«
»Jawohl, Ingenieur.« Das Mädchen machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Raum.
Riccetti wandte sich an Karl. »Ich ... verstehe, daß dich manche Sachen in Wut bringen; aber zwinge mich nicht mehr, so was noch mal zu tun. Ranella ist ein braves Mädchen. Ich bestrafe sie nicht gern.«
Riccetti hatte recht. Karl hatte selbst darauf bestanden, daß die angehenden Ingenieure unter allen Umständen auf Riccettis Sicherheit zu achten hatten. Da waren solche Zwischenfälle wirklich unnötig.
Karl hob die Hände. »Bitte, entschuldigt, Lou und Ahira. Es tut mir wirklich leid. Ich war zu lange unterwegs.«
Thellaren räusperte sich. »Wenn ich mich nicht irre, haben wir über Politik gesprochen?«
»Stimmt.« Karl lächelte dem Kleriker dankbar zu. »Die beiden kritischen Punkte sind folgende: Erstens die Anhänger und zweitens Khorals Unterhändler. Wir müssen den ersten so viele Stimmen entreißen, daß du im Amt bleibst, und dem zweiten klarmachen, daß es für Therranji besser ist, uns als freundliche Nachbarn zu haben, als wenn es irgendwelche üblen Tricks versucht ...«
»Na und?« fragte Ahira.
»Vertrau mir.«
Der Zwerg schwieg einen Augenblick. »In Ordnung.«
Karl nahm die kleine Glocke vom Tisch und klingelte. Schritte wurden auf der Treppe laut. Ihryk trat ins Zimmer.
»Was, zum Teufel - ich wußte nicht, daß du heute da bist.« Ihryk arbeitete gelegentlich für Karl und Andy-Andy. Damit verdiente er sich etwas zu seinem Verdienst aus eigenen Äckern hinzu. Er hätte das nicht gebraucht, um sich und seine Familie gut zu ernähren. Ihm schien die Abwechslung ebensoviel Freude zu machen wie die Bezahlung.
»Wir sind vor zwei Tagen mit der Weizenaussaat fertig geworden. Ich fange heute abend meinen Zehntag hier an.«
»Ich freue mich, dich zu sehen. Wie sieht's oben aus?«
»Die Kinder schlafen tief.«
»Gut. Aeia, warum sagst du nicht ›Gute Nacht‹ und läßt dich von Ihryk ins Bett bringen?«
Sie verzog das Gesicht. »Aber Karl ...«
»Das reicht«, sagte Karl. »Wenn du nicht genug Schlaf bekommst, machen dich die Kinder morgen mürbe.«
»Moment, Karl«, schaltete Andy-Andy sich ein. »Während du weg warst, haben Aeia und ich uns geeinigt, daß sie alt genug ist, um selbst zu entscheiden, wann sie ins Bett geht.«
»Alles klar. Tut mir leid, Aeia.« Er fügte noch einen Punkt zu der langen Liste von Dingen, die er erledigen mußte. Aeia mußte bald heiraten. Zwingen konnte er sie nicht. Woher sie nur diese sture Ader hatte?
Er könnte aber einen geeigneten Mann aussuchen und Aeia verbieten, ihn zu sehen. Aber wen? Einem Ex-Sklaven wollte er sie nicht geben; aber als Kriegerwitwe wollte er Aeia auch nicht sehen. Vielleicht ein Ingenieur? Er mußte mit Riccetti reden. Der sollte mal die Augen nach einem geeigneten Kandidaten offen halten.
Aber das Problem werde ich heute abend nicht mehr lösen. Er wandte sich an Kirah. »Warum willst du Janie wecken? Laß sie doch hier schlafen.«
Es war nicht nur, weil er Janie wirklich gern hatte. Er
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