Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
dachte auch an den Morgen. Jason betrachtete Janie als eine Art jüngerer Schwester, der er ein gutes Beispiel geben mußte. Das wirkte sich auf sein Benehmen sehr gut aus.
Kirah nickte.
»Gut«, sagte er und streckte sich. »Leute, ich will die Party nicht abbrechen; aber ich hatte einen verdammt langen Tag und muß mich hinhauen.«
Andy-Andy stand auf. »Ahira, Lou, Thellaren, ich gebe euch genug Zeit, nach Hause zu kommen, ehe ich mit dem Regen anfange.«
Riccetti fragte: »Muß das heute sein?«
»Ich hab's versprochen. Ihryk ist nicht der einzige, der in den letzten Tagen gesät hat. Die Felder brauchen Wasser.« Sie lächelte Karl zu. »Ich bring sie raus. Geh du schon rauf und leg dich hin.«
Karl öffnete langsam die Tür zu Jasons Zimmer. Leise wie ein Dieb schlich er sich hinein.
Im Sternenlicht, das durchs offene Fenster fiel, konnte man die drei kaum sehen. Mykins und Janies Betten waren leer.
Alle drei schliefen zusammen in Jasons Bett.
Janie schnarchte wie immer. Mikyn lag in Embryohaltung und atmete schnell und unregel mäßig, als traute er sich auch im Schlaf nicht zu entspannen.
Vielleicht habe ich Alezyn nicht hart genug bestraft, dachte Karl. Aber das konnte man ja leicht ändern. Andererseits war es auch keine gute Lösung, jemanden umzubringen, bloß weil er ein Schwein war - die Welt war voll von verdammten Schweinen.
Er mußte leise lachen, als er Jason so betrachtete, wie er auf dem Rücken lag und die Arme beschützend um seine Bettgenossen hielt.
Karl setzte sich im Schneidersitz neben das Bett. Dann strich er Jason zart über das feine, seidige Haar.
Mein Kleiner, dachte er, ich sehe dich viel zu selten. Das war eine der Schwierigkeiten bei seinem verdammten Beruf. Er hielt Karl viel zu lange von zu Hause fern und zehrte so an seinen Nerven, daß er dann daheim auch unausstehlich war. So schlimm wie heute abend war es allerdings selten. Sonst konnte er auf dem Heimweg langsam dekomprimieren; aber der Flug mit Ellegon hatte ihm dazu keine Zeit gelassen.
Liebevoll beugte sich Karl noch mal über Jason und küßte ihn leicht auf die Stirn. Arty Myrdhyn, dachte er, du bekommst Jason nicht in die Finger. Meinen Sohn nicht!
Er hörte Andy-Andys Schritte auf der Treppe. Sie kam sofort zu Jasons Zimmer und blieb auf der Schwelle stehen. Das Licht der Laterne im Gang ließ ihr Gesicht im Schatten. Ein Luftzug erfaßte den Saum ihres Gewandes und wirbelte ihn um ihre Knöchel.
»Alles in Ordnung?« flüsterte sie.
»Alles bestens«, sagte er. »Komm doch her.«
»Nein. Komm du lieber zu mir.« Dann löschte sie das Licht im Gang und führte ihn ins Schlafzimmer.
Der Wind blähte die Vorhänge. Andy-Andy deckte das Bett auf.
»Aber, aber«, sagte er und zog die Augenbraue hoch. »Andy ...«
»Sch.« Sie sch üttelte den Kopf. »Sag nichts. Dann zog sie ihre Gewänder aus und stand nackt vor ihm.
Bewundernd lächelte er sie an, zog sein Hemd aus und beugte sich nach unten, um die Sandalen zu lösen.
Da erscholl Ellegons Rufen durch die Nacht.
*... Mörder ... Armbrust und Drachenbann.*
Karl konnte den Drachen nur mühsam verstehen. Wo? dachte er und versuchte in Gedanken zu schreien.
*Werthams Farm. Sie sind im Haus, wollen aber nicht drin bleiben. Ich muß näher ran, dann kann ich ihre Gedanken besser lesen.*
»Hast du gesagt ›Drachenbann‹? Mach, daß du höher hinauf kommst! Ich will dich oben als Wachposten. Wie viele sind es?« Was, zum Teufel, war mit den Schutzvorrichtungen? Die hätten doch wenigstens die Heiltränke der Mörder melden müssen.
*Sie haben keine Heiltränke - und Drachenbann ist kein magisches Zeug. Es stört nur die magischen Teile meines Stoffwechsels.*
Schon gut. Also wie viele sind es?
*Drei. Viel konnte ich nicht mitkriegen; aber sie kommen in diese Richtung.*
» Ihryk! « brüllte er. »Schließ den Gewehrschrank auf und hole mir zwei Pistolen. Schnell.« Andy-Andy hatte sich schon wieder angezogen. »Chak, komm zu mir!«
Dann wandte er sich an seine Frau. »Wir ziehen das wie eine Übung durch, Liebes«, sagte er, wobei er sich zwang, ruhig zu sprechen. »Bring die Kinder in den Keller.«
Andy-Andy konnte zwar manchmal widerspenstig sein; aber nicht in solch einer Situation. Sie rannte zu Jasons Zimmer.
Dann rief Karl nach unten: »U'len, hol die Dienstmädchen, ich schicke dir den Stallburschen und Pendrill.«
Karl war fast ganz sicher, daß die Mörder es auf ihn - und nur auf ihn - abgesehen hatten; aber seine erste Sorge galt
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