Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
ich nehme Rindfleisch«, rief er in Richtung Küche.
Die Antwort kam prompt. »Dann geh und beiß in 'ne Kuh!«
Die Tischrunde lachte.
Als Karl sich umschaute, schienen bis auf Chak alle zufrieden zu sein.
Auf dem Ehrenplatz zu Karls Linken saß Lou Riccetti. Er hatte seinen Stuhl zurückgeschoben und die Schnur, die seine Hosen festhielt, gelockert. Er ließ sich von dem jungen Mädchen, seinem Lehrling, ein heißes Handtuch reichen. Sie stand immer hinter ihm, eine Hand ständig am Pistolengriff.
Riccetti hatte schon oft angeboten, auf seine Leibwache zu verzichten, wenn er zu Besuch kam; aber Karl war strikt dagegen. Lou Riccetti war für die nächsten Jahre die wertvollste Person im ganzen Tal. Aber Lous Gewicht gefiel ihm gar nicht. Eigentlich hatte Karl immer erwartet, daß Riccetti, der vor ihrer Überführung auf Diese Seite eher pummelig gewesen war, mit zunehmendem Alter Speck ansetzen würde; aber ganz im Gegenteil. Er war beinahe ein wandelndes Skelett. Er behauptete, zuviel Arbeit zu haben, um viel zu essen, und die jungen Ingenieure, die für ihn kochten, hätten es nie gewagt, ihm zu sagen, er solle langsamer treten und mehr essen.
»Ich sollte dir U'luk rüberschicken, damit sie dich bekocht und du etwas mehr Fleisch auf die Rippen bekommst«, sagte Karl.
»Mir geht es prima.«
»Ich sage dir, wenn es dir prima geht, du Arschloch! Iß regelmäßig und setze etwas Fett an oder ich bringe U'len rüber mit Eintopf und werde dich zwangsernähren.«
Das Lehrmädchen - Ranella hieß sie - konnte nur mit Mühe ihr pickeliges Gesicht im Zaum halten. Im Territorium der Ingenieure im Norden des Tales sprach niemand so mit dem Ingenieur.
»Da hab ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden«, sagte U'len und schob sich durch den Vorhang am Rundbogen, der zur Küche führte. Sie brachte zwei frischgebackene Kuchen auf einem Holzbrett, außerdem noch einen Berg Roastbeef. Sie war eine mehr als rundliche Frau von fünfzig, mit ständig rotem Gesicht vom Herdfeuer.
»Du glaubst wohl, daß ich nicht genug zu tun habe? Da willst du mich zwingen, für diese dreckigen Ingenieure zu kochen? Du solltest mal weniger mit dem Schwert üben und statt dessen dein Hirn trainieren - wenn du überhaupt eins hast.« Sie gab Chak die Platte mit dem Fleisch. Dann stellte sie einen Kuchen vor Andy-Andy auf den Tisch. Den anderen knallte sie Karl hin. »Ewig machst du Probleme: mir, deiner Frau, eigentlich allen.«
»In deinem Fall kann ich die leicht lösen«, sagte Karl. »Du bist gefeuert!«
»Das bin ich nicht! Du hirnloser Sohn ein...«
»Das reicht!«
»Ich sage, wenn es reicht«, rief sie über die Schulter zurück, als sie wieder in der Küche verschwand. »Verdammter Narr, Schwertkämpfer ...«
U'len war die beste Köchin des ganzen Tales, wenn auch ihre Zunge so scharf war wie ihre Küchenmesser. Insgeheim freute sich Karl über ihre Streitlust. U'len hatte sich prima herausgemacht, seit er sie wimmernd auf dem Sklavenmarkt in Metreyll aufgelesen hatte.
Links von Riccetti saß Thellaren. Er wischte sich ein paar Krümel von seiner schwarzen Robe und griff lächelnd nach dem Kuchen. Seine Hand schien offensichtlich immun gegen die kochend heiße Blaubeerfüllung.
»Du scheinst Leute um dich zu scharen, die dich reizen, Karl Cullinane.« Der fette Spinnenpriester schüttelte den Kopf. »Man könnte meinen, du magst es so.« Thellaren brach einen Kuchenkrümel ab und fütterte damit die Spinne, die so groß wie eine Tarantel war und auf seiner Schulter saß. Das Tier nahm den Krümel zwischen die Kinnbacken und huschte davon, um sich irgendwo in den Falten seines Gewandes zu verkriechen.
»Das stimmt«, lachte Ahira. »Seht doch, wen er geheiratet hat.«
Andy-Andy hatte gerade den Pokal angesetzt, um zu trinken. Jetzt schoß ihr Wasser aus dem Mund und auf den Teller.
Riccetti grinste. »Zwei Punkte, Ahira.«
Andy-Andy funkelte den Ingenieur und den Zwerg an. Dann brach sie in herzliches Lachen aus.
Karl seufzte froh. Schon lange hatte er sie nicht mehr so lachen gehört.
Selbst Kirah stimmte ins allgemeine Gelächter ein. Walters Frau war immer noch scheu, wenn Karl dabei war; aber seit Ahira bei ihr, Walter und Janie lebte, schien sie gelöster.
Karl schob seinen Stuhl zurück und fragte: »Also - wie steht's?«
»Womit?« fragte Riccetti zurück und trank sein Wasser aus. »Politik oder Pulver?«
»Geber kann entscheiden.«
Ahira biß sich auf die Lippe. »Mir macht die Politik Sorge. Auch wenn
Weitere Kostenlose Bücher