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Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers

Titel: Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Karrotte in das Feld. Tennetty folgte ihm. Sie würden zwar mehr Zeit brauchen, weil die Pferde in dem weichen Boden zwischen den Maisstauden nicht so schnell vorwärtskamen; aber mit vollem Galopp in eine Armbrustsalve zu reiten, würde sie noch mehr Zeit kosten.
    Keine fünfzehn Minuten später kam Werthans Farmhaus in Sicht.
    Es bestand nur aus einem einzigen Raum. Hinter dem Ölpapier in den Fenstern sah man Licht brennen; aber es herrschte tödliche Stille. Nicht einmal die üblichen Nachtgeräusche waren zu hören. Karl vernahm nichts außer dem Schnauben der Pferde und dem Klopfen seines Herzens.
    Er sprang ab, Tennetty ebenfalls. »Meinst du, daß sie noch drin sind?« fragte sie ihn leise. »Das wäre eine verdammt idiotische Art, einen Mordanschlag zu machen.«
    »Nicht, wenn wir so idiotisch sind und einfach reinmarschieren. Nehmen wir an, daß sie drin sind - einer vielleicht als Wachposten vor der Tür versteckt.«
    »Und wenn es nicht so ist?«
    »Dann wird uns schon was einfallen.«
    Er zog sein Schwert samt Scheide aus dem Futteral, nahm es in die linke Hand und in die rechte eine Pistole. Wenn nötig, konnte er die Pistole abschießen, sie fallen lassen und in weniger als einer Sekunde das Schwert aus der Scheide ziehen. Das ging schneller, als wenn er es seitlich aus der Scheide zog. »Nimm dein Schwert; aber laß es auch in der Scheide. Paß auf Lichtreflexe auf.«
    Tennetty warf sich noch die Satteltaschen über und sicherte sie mit Lederriemen. Dann traten sie auf die langen Zügel der Pferde. »Bleib schön da«, flüsterte Karl seiner Stute zu.
    Gebückt schlich er durch das Maisfeld aufs Blockhaus zu. Tennetty dicht hinter ihm. Als das Feld aufhörte, ließ er sich auf den Bauch nieder und lauschte.
    Werthan hatte keine richtige Scheune, nur einen kleinen Schuppen, wo er Hühner hielt und das Werkzeug abstellte. Von den Hühnern kam kein Laut.
    »Ich schleiche mich hinten ans Fenster des Blockhauses«, flüsterte Karl Tennetty ins Ohr. »Geh du vorne rum; aber behalte den Schuppen im Auge. Wenn du vorn bist, mach ein Geräusch. Dann schlage ich zu. Wenn ich Hilfe brauche, rufe ich - ansonsten bleibst du draußen. Sollte ich jemand durch die Vordertür oder durchs Fenster werfen, gehört er allein dir.«
    Sie nickte und erhob sich. Er packte sie an der Schulter. »Und achte auf deinen Rücken - vielleicht sind sie gar nicht im Haus.«
    Tennetty schüttelte seine Hand ab. »Mach du deine Arbeit, ich tue meine!«
    Karl stand am hinteren Fenster und wartete. Er hatte nur das blanke Schwert mitgenommen, da im Haus nicht viel Platz war. Tennetty würden die Pistolen mehr nützen.
    Tennetty ließ sich aber wirklich Zeit! Sie sollte -
    Knacks!
    Das Knicken des Zweiges brachte ihn in Bewegung. Mit einem Satz warf er sich gegen das Fenster, dann auf die Seite. Nichts. Jetzt sprang er durchs Fenster und rollte sich innen auf dem gestampften Lehmboden ab. Sofort war er auf den Beinen, das Schwert in der Hand. Diese Vorsichtsmaßnahmen waren jedoch unnötig. In der Blockhütte rührte sich nichts. Es roch nach Tod.
    Karl zwang sich, die drei Körper genauer zu betrachten. Werthan lag auf dem Rücken und starrte mit leeren Augen zur Decke hinauf. Aus der linken Brustseite ragte ein Bolzen hervor. Seine Frau und seine kleine Tochter lagen daneben. Ihre Kleider waren in Unordnung. Die Blutlachen aus ihren aufgeschlitzten Kehlen geronnen schon auf dem Fußboden.
    Es war nicht schwierig, zu rekonstruieren, was passiert war. Werthan hatte wohl draußen Lärm gehört und gedacht, ein Wiesel habe sich zu den Hühnern geschlichen. Die Mörder hatten ihn getötet und hereingeschleift, wie man an den Fersen sah. Dann hatten sie seine Frau und seine Tochter ermordet.
    Karl konnte den Anblick des kleinen Mädchens nicht ertragen. Es war höchstens drei Jahre alt.
    Ich darf nicht in Wut geraten, dachte er und versuchte, sich durch Willensanstrengung zu beherrschen, was ihm aber nicht gelang. Wut führt zu Fehlreaktionen, nicht zu klarem Denken. Meine Wut ist ihr Verbündeter, nicht meiner. Ich werde nicht wütend.
    »Tennetty, ich komme raus«, sagte er ganz ruhig, ging zur Tür und vors Haus. Der Regen hatte aufgehört.
    »Und?«
    »Tot. Werthan, seine Frau und die Tochter.«
    *Ich habe sie im Visier, Karl.*
    Er legte den Kopf nach hinten. Hoch oben schwebte Ellegons dunkler Körper. »Wo sind die Schweine?«
    *Neben der Straße, etwa eine Viertelmeile von hier, gleich hinter der alten Eiche.*
    Karl nickte. Er konnte

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