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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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konnten, empfand er diese Umgebung ganz genauso wie das Zimmer, in dem seine letzte Unterredung mit Deighton stattgefunden hatte. Oder Arta Myrdhyn, welches nun sein richtiger Name sein mochte.
    »Beide, genaugenommen«, erklärte eine Stimme ganz in seiner Nähe.
    »Deighton?«
    »Ist sein Name. Oh, du glaubst, du hättest es mit ihm zu tun? Kaum.« Die Stimme klang jetzt farbiger und lebendiger. »Er ist ein Mensch, in gewissem Sinne.«
    »Und du nicht?«
    »Gut geraten, Karl Cullinane.«
    »Wer bist du?«
    »Mein Name? Oh, damit nehme ich es nicht so genau.« Ein fernes Kichern ertönte, das sich eindeutig weiblich anhörte. »Titania wäre vielleicht am angebrachtesten, wenn man alles in Betracht zieht. Sofern man dazu in der Lage ist. Oder auch wenn nicht.«
    »Königin der Feen?«
    »Allerdings.«
    Er zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Ich vermute, du hast es nicht auf die von der Gilde ausgesetzte Belohnung abgesehen?«
    Wieder ein Kichern. »Du vermutest richtig.«
    Von einem Moment zum andern tauchte sie vor ihm auf: eine unglaublich häßliche, bemerkenswert dicke Frau, die auf einer altersschwachen purpurnen Couch lag. Eine Hand spielte mit der goldenen Quaste an ihrer leuchtendroten Seidenweste, während sie mit der anderen nach einer fetttriefenden Hammelkeule langte, die vor ihr im Nebel schwebte. Sie nahm einen herzhaften Bissen. »Oder würdest du eine andere Erscheinungsform vorziehen? Es kommt nicht darauf an. Ich kann die Regeln für dich ein wenig dehnen.« Die ungeheuer massige Frau räkelte sich auf ihrer Lagerstatt. Die Hammelkeule verschwand.
    Er mußte wohl gezwinkert haben, denn er sah nicht, wie die Wandlung sich vollzog. Doch während die Couch die selbe blieb, nachdem sie sich gereckt hatte, war sie selbst verändert und so schön, daß ihm der Atem stockte. Ihre hohen, festen Brüste drohten den Nebel zu durchdringen, der ihren Leib umhüllte, die langen, zauberhaften Beine aber unbedeckt ließ.
    »Ist das besser, Karl Cullinane?« fragte sie in einem warmen Alt. Sie stützte das Kinn auf eine Handfläche und beobachtete ihn gelassen. Das Gesicht verriet, daß keine Sorge je ihren Sinn getrübt hatte, es war glatt, mit rosigen Wangen. Die Augen, die ihn ohne zu blinzeln unter langen Wimpern hervor anschauten, waren nicht die Augen eines Menschen. Rubinrote Lippen, die sich zu einem flüchtigen Lächeln teilten, enthüllten blitzend weiße Zähne und eine feine rosa Zungenspitze, die kurz hervorlugte und gleich wieder verschwand.
    »Gefällt dir, was du siehst?« Sie erhob sich und stand vor ihm, der Nebel haftete an ihr wie etwas Lebendiges und tanzte um ihre sanften Rundungen.
    Sie war schön, wie eine Aufzählung aller Dinge, die angeblich den Zauber einer Frau ausmachen, doch die Wirkung war eher ernüchternd. Dieses herrliche Geschöpf war nicht wirklich; nur ein Bild zum Anschauen.
    Man sieht das Scharnier im Bauchnabel, Püppchen.
    Die Brüste einer lebendigen Frau folgten den Gesetzen der Schwerkraft; eine lebendige Frau schwebte im Stehen nicht eine Handbreit über dem Boden, um mit nach unten gereckten Zehen die Form ihrer Waden besser zur Geltung zu bringen. Der Körper einer lebendigen Frau war schmiegsam und warm und nicht eine sterile Illusion.
    Er schloß die Augen, mit solcher Wucht überfiel ihn die Sehnsucht nach Andy. Gott, wie ich dich vermisse, Mädchen.
    »Es tut mir leid, Karl Cullinane«, bemerkte Titania. »Ich wollte dich nicht zum besten halten. Es war mir nur daran gelegen, mich mit dir zu unterhalten und dir bei deinem Vorhaben ein wenig unter die Arme zu greifen. Betrachte es als eine müßige Idee.« Ihr Lachen gemahnte an den Klang feiner Silberglöckchen. »Ich ... wir ... sie? ... Ich habe viele müßige Ideen. Wie diese.«
    Er öffnete die Augen wieder, und vor ihm stand Andy-Andy, mit nichts als einem seidenen Gewand bekleidet. Übermütig schüttelte sie den Kopf, daß die Locken ihr Gesicht um tanzten.
    »Andy?« Karl Cullinane mochte an seinem Glück nicht zweifeln, er trat einen Schritt auf sie zu.
    »Nein«, wehrte sie mit Titanias Stimme ab und wich zurück, während ihre Züge sich auflösten. »Wie es scheint, habe ich dich schon wieder verletzt. Ihr Menschen seid so ... empfindlich. Ist das besser?«
    Auch diesmal vollzog sich die Wandlung zu rasch für sein Wahrnehmungsvermögen; sie erschien ihm jetzt wie ein Kompromiß zwischen Andy und der wunderschönen Frau von vorhin: Es war Andy, doch ohne die Spuren, die das Leben in ihr Gesicht

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