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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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denen er sicher war, daß sie nicht zu seinem Gefährten gehörten, und stach mit der Klinge darauf ein. Er fühlte die Schneide in den Leib einsinken und auf Knochen stoßen.
    Mit einem furchtbaren gurgelnden Schrei verfiel das Wesen in krampfhafte Zuckungen, die jedoch bald nachließen, als der Körper erschlaffte.
    Karl stieß den übelriechenden Klumpen mit dem Fuß von Kethol herunter und sank gleich darauf in die Hocke, um ein möglichst kleines Ziel für einen weiteren Angriff zu bieten.
    Doch alles blieb ruhig.
    Pirojil meldete sich. »Ich kann nichts entdecken.«
    »Ich auch nicht«, bestätigte Durine. »Nicht das geringste.«
    Kethol erhob sich langsam; er schien unverletzt zu sein, wenn auch ein wenig verstört.
    »Licht, Pirojil«, verlangte Karl.
    Als Pirojil einen Glühstahl aus der Tasche zog, erhellte grelles bläuliches Licht den schmalen Weg zwischen den Hütten und scheuchte eine vorwitzige Ratte in ihr Versteck zurück. Sonst gab es nichts Besonderes zu sehen, außer dem in Lumpen gekleideten, halb verhungerten Körper des Mannes, den Karl getötet hatte.
    Nachdem Kethol sich mühsam aufgerappelt hatte, drehte er den Leichnam des Verrückten herum, nicht ohne vorher einige Male mit dem Schwert zugestochen zu haben - nur um sicherzugehen.
    Damit hatte es sich, nur ein Verrückter. Sie waren eine Art negatives Markenzeichen Ehvenors. Manche Menschen vertrugen den ständigen Aufenthalt in der Nähe des Feenlandes nicht und fielen mit der Zeit einer gewalttätigen, selbstzerstörerischen Geisteskrankheit zum Opfer. Es traf nur wenige - vielleicht einen von fünfhundert -, aber das genügte.
    Über ihren Köpfen pulsierten die Feenlichter in einem schnelleren Rhythmus, im Einklang mit Karls Pulsschlag.
    Nimm diesen Weg. Komm zu mir.
    Kethol konnte einen überraschten Ausruf nicht ganz unterdrücken. Durine brachte sein Schrotgewehr in Anschlag. Pirojil zwang sein Pferd zu einer raschen Drehung.
    Nimm diesen Weg. Komm zu mir. Die Stimme kam aus keiner bestimmten Richtung und klang weder schroff noch feindselig.
    Karl zuckte zusammen. »Was ist das? Pirojil - lösch das Licht.«
    Nimm diesen Weg. Komm zu mir. Als Pirojil den Glühstahl weggesteckt hatte, hingen die Feenlichter über der Straße, und das rasche Pulsieren hatte sich zu einem drängenden Flackern gesteigert. Merkwürdig daran war, daß die Straße noch genauso im Dunkeln lag wie zuvor.
    Nimm diesen Weg. Komm zu mir.
    Karl holte sein Amulett aus der Satteltasche und hängte es um den Hals. Es sollte ihn schützen können, wer auch immer ...
    Nimm diesen Weg. Komm zu mir. Die Feenlichter senkten sich noch weiter herab und formierten sich zu einer Linie, die den Windungen der Straße folgte, ein schimmernder Pfad, der durch die Luft zu dem Botschaftsgebäude der Feen führte.
    Botschaft ist so ein dummes Wort. ›Finger‹ trifft es besser. Nimm diesen Weg. Komm zu mir.
    »Bist du für mich oder gegen mich?« Nicht daß er die Absicht hatte, einer beruhigenden Antwort glauben zu schenken, aber eine verneinende erleichterte ihm vielleicht die Entscheidung.
    Nein. Nimm diesen Weg. Komm zu mir.
    Er entschied sich dagegen und war im Begriff, sich umzudrehen und den anderen mitzuteilen, daß es geraten schien, diesen Ort zu verlassen, als das Universum einen Purzelbaum schlug.
    Als die Welt sich wieder beruhigt hatte, fanden sie sich vor dem Botschaftsgebäude der Feen wieder und blinzelten an den unsteten Umrissen empor.
    »Was tun wir jetzt, Herr?« wollte Kethol wissen.
    In dem grellen weißen Licht glitzerte der Schweiß auf Durines Gesicht. Er hob seine mächtige Hand und wischte sich über die Stirn. »Ich möchte da nicht hinein.«
    Bei Karl meldete sich eine ferne Erinnerung: wie er den anderen befahl, ihm zu folgen, und sie alle sich von dem Pfad aus Licht zur Botschaft führen ließen.
    Doch die Erinnerungen wirkten flach, farblos, unglaubhaft.
    Richtig. Ich habe die Dinge verändert. Innerhalb der Grenzen des Feenlandes steht das in meiner Macht. Ich finde es praktisch.
    »Aber hier ist nicht das Feenland.«
    Das ist Ansichtssache in Ehvenor. Meine Ansichten stimmen nicht immer mit den Gegebenheiten überein, Karl Cullinane. In Ehvenor, im Feenland, sind meine Ansichten maßgebend. Nach meiner Ansicht befinden wir uns beide, du und ich ...
    Wieder schlug das Universum Wellen, und er stand allein in dem Glanz. Es war nicht eigentlich ein Raum, fand er. Mehr ein Ort.
    ...an demselben Ort.
    Auch wenn seine Augen es ihm nicht bestätigen

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