Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
Vom Netzwerk:
das war vorbei; die Jahre flogen nur zu schnell vorüber. Das war es. Die Jahre vergingen zu schnell. Verdammt zu schnell.
    Er schloß die Türen zum Balkon und ließ sich in seinen Sessel fallen. Vielleicht lag es an der Fürstenversammlung. Vielleicht war der Zeitpunkt ungünstig gewählt, aber er hatte die Sitzung einberufen, und irgendwann mußte es ja einmal sein. Holtuner und Biemer mußten sich an einen Tisch setzen und mit dem Gedanken vertraut machen, daß sie jetzt in einem Staat lebten. Und Nerahan verdiente es, wieder in seine Baronie eingesetzt zu werden. Dennoch ...
    »Karl?« Stoff raschelte hinter ihm, flackernder Lichtschein huschte über die Wände, als Andrea mit einem brennenden Strohhalm vom Kamin die Lampe entzündete.
    »Ja. Nur ich.« Er versuchte seiner Stimme einen scherzenden Klang zu verleihen. »Wen hast du erwartet? Geh wieder ins Bett.«
    Ohne die halbherzige Bitte zu beachten, stand sie auf und trat zu ihm. Ihr weißes seidenes Nachthemd wehte in dem Luftzug von der Tür.
    »Es gab eine Zeit, altes Mädchen, da schliefen wir ohne was.«
    Sie lächelte. »Auf der Erde, mit zu wenig Decken zwischen uns und dem kalten Boden.« Sie strich mit der Hand über den Stoff und zupfte dann an seinem Ärmel. »Komm mit zu Bett.«
    Er zuckte die Schultern. »Na gut. Gleich. Setz dich erst noch ein bißchen zu mir.«
    »Was ist denn?« Andy legte ihm eine Hand auf die Schulter, während er mit gerunzelter Stirn auf seine Fußspitzen starrte.
    Karl schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Gar nichts.«
    »Willst du dann endlich schlafen kommen? Bitte?« Sie kehrte zum Bett zurück und schlüpfte zwischen die Decken. »Du hast morgen einen langen Tag.«
    »Schlaf du ruhig weiter.« Er nahm die Lampe an sich. »Nur weil ich unter einem Anfall von Schlaflosigkeit leide, brauchst du nicht auch wach zu bleiben. Mach dir keine Sorgen. Ich muß noch etwas Papierkram durchsehen.«
    Er tappte über den Teppich zu seinem Büro, schloß behutsam die Doppeltür hinter sich und stellte die Lampe auf den Schreibtisch. Dann setzte er sich hin, zog einen Stapel Papiere heran und versuchte, sich darin zu vertiefen.
    Es handelte sich um ein wichtiges Thema - er hatte die genaue Aufstellung der letzten Grundsteuererhebung der Baronie Adahan herausgegriffen -, doch wie gewöhnlich würde er keine Unstimmigkeiten entdecken, auf die man den Finger legen konnte. Kleine Unterschlagungen waren bei Steuereinnehmern die Regel, nicht die Ausnahme. Obwohl für solche Vergehen die Todesstrafe vorgesehen war, nahm keiner Anstoß daran, solange die Diebstähle sich in Grenzen hielten; die fürstlichen Steuereinnehmer wurden armselig bezahlt, und sie waren ständig der Versuchung ausgesetzt, ein wenig mehr einzunehmen, als ein Freisasse gemäß den Unterlagen zu zahlen hatte. Selbst mit doppelter Buchführung ließen sich diese Unregelmäßigkeiten nicht aufspüren, der ursprüngliche Eintrag war falsch, nicht spätere Angleichungsversuche.
    Doch es kümmerte ihn nicht. Es schien einfach nicht so wichtig zu sein.
    Er wünschte sich Ellegon herbei. Dem Drachen gelang es unfehlbar, seine Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken.
    Verdammt. Er betätigte zweimal den Klingelzug - das Rufzeichen für einen Posten, dem er gleichzeitig entnehmen konnte, daß es sich nicht um einen Notfall handelte.
    Stiefel dröhnten im Gang; die Tür wurde schwungvoll geöffnet. »Majestät wünschen?« tönte der Wächter mit einer Stimmgewalt, die gar nicht zu seiner eher schmächtigen Statur passen wollte.
    »Pst; nicht so laut.« Karl drehte sich auf seinem Stuhl herum. »Und guten Abend, Nartham«, fügte er hinzu. Er hätte den Mann, auch ohne hinzusehen, allein an der Stimme erkannt.
    »Zu Euren Diensten«, grüßte der Posten, und die Fensterscheiben klirrten.
    »Ta havath, Nartham«, mahnte Karl. Sachte, Nartham. Warum dieser Posten immer brüllen mußte, als wäre er ein schwerhöriger Artillerist auf dem Exerzierplatz, war eines der Rätsel, die Karl nicht zu ergründen vermochte. »Meine Frau schläft nebenan, ja?«
    »Vergebung, Majestät«, entschuldigte sich der Posten mit kaum verminderter Lautstärke.
    »Der Gefängniskarren - ist er heute nachmittag abgefahren?«
    »Nein, Euer Majestät. Soweit mir bekannt ist, hatte der Fahrer sich verspätet, und der Bar... der Richter wies ihn an, über Nacht hier zu bleiben. Er wird sich wohl bei Tagesanbruch auf den Weg machen.«
    Karl entließ ihn mit einem Kopfnicken - »Vielen Dank ...«
    - was

Weitere Kostenlose Bücher