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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Nartham nicht bemerkte. »Sonst noch etwas?«
    »Nein.« Karl schüttelte den Kopf. »Gute Nacht, Nartham.«
    »Aber ... ja, Majestät.«
    Kaum hatte der Posten die Tür zum Gang hinter sich geschlossen, öffnete sich die Doppeltür zum Schlafzimmer.
    »Du sollst es dir von der Seele reden«, sagte Andy, die Arme abwehrend vor der Brust verschränkt.
    »Ich dachte, du wolltest schlafen.«
    »Nein. Du hast mir gesagt, ich sollte weiter schlafen. Das ist ein Unterschied. Ich hätte ohnehin kein Auge zugetan, aber Narthams Stimme kann Tote aufwecken. Was ist denn los? Worüber machst du dir solche Sorgen?«
    »Vielleicht ist es die Gerichtsverhandlung.« Er hob die Schultern. »Es macht nicht viel Unterschied. Es ist nur ... Vernim. Dämlicher Hund. Wenn er nur den Mund gehalten hätte, wenn er nur gemerkt hätte, daß Thomen ihn bloß einschüchtern wollte ...«
    Sie trat zu ihm. »Und das raubt dir den Schlaf? Der Wilderer? Vielleicht habe ich mich der hiesigen Denkweise etwas zu sehr angepaßt, aber weshalb regst du dich auf? Bei der Thronbesteigung hast du eine Amnestie erlassen; Vernim brauchte nichts weiter tun, als das Hochwild in Ruhe zu lassen und auf die Kaninchenjagd umzusteigen.«
    »Hat er aber nicht getan.«
    Und es war nicht recht.
    Doch war das wirklich der Grund für dieses Gefühl der Unruhe, das ihn plagte? Er konnte es wirklich nicht sagen.
    Dabei war es noch gar nicht lange her, da mußte er bedeutend schwerere Brocken verdauen, als die Hinrichtung eines Mannes, dessen Vergehen schlimmstenfalls eine Tracht Prügel rechtfertigte.
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Mich stört noch etwas anderes an der Sache, und ich kann mir nicht darüber klar werden, was es ist.«
    Ganz schön verrückt. Ein junger Karl Cullinane pflegte sich über diese Selbstfindungs-Affen lustig zu machen, die unentwegt in ihrem Seelenleben herumkramten. Zu sich selbst finden? Sich über die eigenen Gefühle nicht im klaren sein? War das nicht der Gipfel der Albernheit?
    Außer man war selbst davon betroffen. »Weißt du, als ich noch jünger war, hätte ich mich nicht damit abgefunden.«
    Vielleicht war das der Grund. Vielleicht auch nicht.
    »Womit abgefunden?«
    »Daß ich nicht einmal höre, wenn du aus dem Bett steigst. Ich werde alt«, fügte er hinzu, froh, daß Tennetty ihn nicht hören konnte.
    Sie schob seine Hand weg, ohne auf seinen Ablenkungsversuch einzugehen. »Mach mir nichts weis. Du hättest dich nicht damit abgefunden, einen Mann aufzuhängen, weil er sich ein Stück Wild für den Kochtopf geschossen hat. Das ist es, was dich stört.«
    Er warf ihr einen schrägen Blick zu. Und wenn schon. »Mir blieb nichtes andere übrig. Es gab keinen Ausweg.«
    Sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Also? Willst du dir bis in alle Ewigkeit deswegen Vorwürfe machen?«
    »Nicht bis in alle Ewigkeit.« Zu seiner Zeit hatte er Schlimmeres tun müssen. Einst hatte er eine Schar seiner Freunde ins gegnerische Feuer geführt und es nicht einen Moment lang bedauert, obwohl nur er und Tennetty überlebten.
    Nein. Er ballte die Fäuste. Die Erinnerung daran verfolgte ihn unablässig. Aveneer, Piell, Erek ... für den Rest seiner Tage würde er Aveneers herzhaftes Lachen vermissen, Piells stets gleich düstere Miene, die so unerklärlich beruhigend wirkte, Ereks konzentrierten Gesichtsaudruck - natürlich bereute er es, sie in den Tod geführt zu haben.
    Er bereute die Tat und die Notwendigkeit, doch nicht seine Unterwerfung unter diese Notwendigkeit.
    Dieser immerwährende Kummer über die Folgen des Unvermeidlichen: Damit bezahlte man den Toten seine Schuld.
    Sie lächelte auf ihn hinab. »Weißt du, in Thomens Alter hättest du über einer Sache wie dieser nicht lange gebrütet. Du hättest den Bastard entweder befreit oder ohne Gewissensbisse aufgehängt.«
    So einfach war das jetzt nicht mehr. Es mußten viele Dinge in Betracht gezogen werden. Alles in allem war es besser, den Dummkopf aufzuhängen, als Tyrnael vor den Kopf zu stoßen.
    »Du hast schon recht«, meinte er. »In Thomens Alter hätte ich etwas unternommen.«
    Er zuckte die Schultern. »Was weiß ich. Vielleicht ... ja, vielleicht hätte ich versucht, ihn zu befreien ...«
    Nein.
    Er schaute zu ihr auf. »Hat Thomen dir gegenüber irgendeine Andeutung gemacht?«
    Sie war seinem Gedankengang gefolgt und rieb sich fröstelnd die Arme. »Nein. Aber er würde mich auch nicht in eine so unangenehme Lage bringen.« Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Und

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