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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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selbst wenn, glaube ich kaum, daß ich dir davon erzählt hätte.«
    Er stand auf. »Darüber werden wir uns ein anderes Mal unterhalten.« Vorläufig mußte er sich darüber klar werden, was er jetzt tun sollte. Der junge Baron lud sich die Verantwortung auf die eigenen Schultern. So hatte er es von seinem verstorbenen Vater gelernt und später auch von seinem Kaiser und Mentor.
    »Kannst du ihn für mich ausfindig machen?«
    Sie nickte. »Außer er ist gegen Magie gefeit - aber bist du sicher, daß du möchtest, daß ich ihn finde?« Während sie seine Erwiderung abwartete, reckte sie sich ausgiebig, faßte ihr langes, fließendes Haar zusammen und hatte es mit ein paar wie Zauberei anmutenden Handgriffen zu einem säuberlichen Knoten gedreht, den sie mit zwei Elfenbeinkämmen feststeckte.
    Bist du sicher, daß du möchtest, daß ich ihn finde?
    Das war das Problem. Theoretisch, wenn Thomen das tat, was Karl teils hoffte und teils fürchtete, beging der Junge Hochverrat ...
    Theoretisch.
    Die Arbeit eines Herrschers, hatte Karl Cullinane einmal in seinem Tagebuch vermerkt, besteht hauptsächlich darin, die Funken auszupinkeln. Das hier war ein Funken. »Wie schnell kannst du feststellen, wo er sich befindet?«
    »Ich habe schon lange keinen Suchzauber mehr anwenden müssen.« Sie überlegte. »Es wird mich einige Stunden kosten, die Vorbereitungen zu treffen und den Zauber zu wirken.«
    Das war in Ordnung. Solange Karl unterwegs sein konnte, bevor der Gefängniskarren vom Hof rumpelte, hatte er die Möglichkeit, Thomen von seinem verrückten Vorhaben abzuhalten.
    Doch es galt noch einiges zu regeln, wenn er die Burg in aller Stille verlassen und am Ende des Abenteuers unversehrt zurückkehren wollte.
    Mit einer Schulterbewegung ließ er sein Nachthemd zu Boden gleiten und tappte über den weichen Teppich ins Schlafzimmer. »Dann an die Arbeit. Sobald du fertig bist, treffen wir uns bei den Ställen.«
    Als er nach seinen Kleidern griff, breitete sich ein Lächeln über seine Züge: Es gab etwas zu tun.
    Der Aufsichtsführende an dem Tisch vor der unterirdischen Waffenkammer war einer von Karls Schreibern, ein etwa dreißigjähriger, leicht übergewichtiger Mann mit dunklem Bart, der über den erfrischenden Charakterzug verfügte, seinem Kaiser nicht mit übertriebener Ehrerbietung zu begegnen. Offenbar ganz in seine Notizen vertieft, dauerte es einen Moment, bis er den Kopf hob, als Karl durch den Gang auf ihn zukam.
    Seine Überraschung, mitten in der Nacht den Kaiser hier anzutreffen, vermochte er nicht zu verbergen, doch ließ er sich nicht zu neugierigen Fragen hinreißen.
    »Einen guten Abend, Majestät«, grüßte er, stellte den Federhalter ins Tintenfaß zurück und rieb sich im Aufstehen die Hände. »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    »Nicht nötig, Jayar«, erwiderte Karl und überprüfte pro forma Meisterin Ranellas Siegel am Türschloß, bevor er es mit dem Fingernagel aufschlitzte. »Wenn du mir nur die Tür öffnest. Ich möchte bei Tagesanbruch zu einem kleinen Übungsritt aufbrechen, und dazu brauche ich ein paar frisch geladene Pistolen, aber damit komme ich allein zurecht.« Nach kurzem Nachdenken verbesserte er sich: »Vielleicht ist es doch besser, wenn wir Hand in Hand arbeiten - ich das Pulver, du die Kugeln und die Zündung.«
    Zwar stand ihm ausreichend Zeit zur Verfügung, aber weshalb sie unnötig verschwenden.
    »Es wird mir ein Vergnügen sein.« Der Ingenieur suchte einen großen Schlüssel von seinem Ring und öffnete die Tür.
    Jayar brauchte einen Augenblick, um die Deckenlampe zu entzünden, er hängte sie behutsam wieder an ihren Platz, bevor er drei kleine Holzfäßchen von einem Bord nahm. Die Kreidemarkierungen gaben an, daß es sich einmal um eine bestimmte Menge von Ranellas neuestem Schießpulver handelte, in dem zweiten Behälter befand sich erstklassiges Zündpulver und das dritte, in dem es beim Abheben klapperte, enthielt Bleikugeln.
    Sie nahmen jeder zwei Pistolen von einem Regal an der feuchten Steinwand und legten sie auf eine narbige Werkbank an der gegenüberliegenden Mauer.
    »Müßtest du bei deinem Dienstalter nicht von der Nachtschicht befreit sein?« erkundigte sich Karl. Immerhin stand Jayar als Geselle so hoch im Rang, daß Ranella ihm einen eigenen Siegelring anvertraut hatte; er war auch ohne Genehmigung von höherer Stelle zum Betreten der Waffenkammer berechtigt.
    »Schwierige Frage.« Jayar schürzte die Lippen und legte den Kopf zur Seite. Karl

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