Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
töten.«
Trotz allem mußte Ahira grinsen. Er blinzelte Walter zu. »Wir haben eine Begleiterin.«
»Hab' ich gemerkt.«
Ahira lachte. »Aeia ... es kommt mir vor, als würdest du zuviel Zeit mit Tennetty verbringen. Hmmm ... wen nehmen wir noch?«
Bren Adahan stocherte in der Asche. »Ich komme mit. Ich habe von Anfang an gesagt, daß ich ihn suchen werde.«
Keine große Überraschung, wenn man bedachte, daß Aeia zu der Gruppe gehörte.
»Du bist dabei.« Ahira nickte. »Doch dabei sollten wir es belassen: Aeia, Bren Adahan, Walter und ich. Noch mehr Leute, und wir erregen Verdacht. Wir können nicht mit einem ganzen Trupp Zwerge in Wehnest einmarschieren.«
Walter Slowotski grinste. »Warum nicht? Es wäre doch ein Spaß, Geveren und die anderen durch die Straßen spazieren zu sehen, während sie das bewußte Lied singen ... du weißt schon ...«
»Pst.« Daherrin schaute in die Flammen. »Was sagen wir dem Drachen?«
»Was gibt es da zu überlegen?« meinte Walter. »Ist der Treffpunkt südlich von Wehnest immer noch derselbe?«
»Nein«, antwortete Daherrin, doch gleich darauf berichtigte er sich. »Nun - ja, wenn du die Stelle im Sinn hast, die wir benutzten, als du noch Karls Stellvertreter warst - wir haben ihn letztes Jahr dahin zurückverlegt. Es ist die Lichtung, ungefähr drei Tage von hier. Wo wir zuerst von dem Pulver der Sklavenhändler erfuhren, als er noch den Trupp befehligte.«
»Richtig. Also treffen wir Ellegon dort.«
Daherrin spuckte ins Feuer, ein dicker Schleimklumpen, der sich zischend in Dampf auflöste. »Das meinte ich nicht. Ellegon wird nicht glücklich sein, wenn er von dem Verschwinden des Jungen erfährt. Was soll ich ihm sagen?«
»Du sagst ihm die Wahrheit«, meinte Ahira. »Die Wahrheit. Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Mit etwas Glück lautet diese Wahrheit, daß Aeia, Bren, Walter und ich mit Jason auf dem Heimweg sind.«
»Und ohne Glück?«
Ahira hob ein Holzscheit auf, das halb so dick war wie sein Arm. Es war ein wenig zu lang für das Feuer; er packte es fest an beiden Enden und brach es in zwei Teile. Dann schaute er in die Gesichter von Daherrin und den drei Menschen, auf denen der Widerschein des Feuers lag.
»Ohne Glück sind wir tot.«
Kapitel elf
Jason, allein
Was bleibt noch, ist die Ehre dahin? Publius Syrus
Bei Anbruch der Morgendämmerung war Jason sich über vier Dinge im klaren: erstens, daß er sich wie ein Feigling benommen hatte; zweitens, daß er nie mehr nach Hause zurückkehren konnte; drittens, daß er hungrig war und viertens, müde außerdem.
Als die erste zaghafte Helligkeit sich über die Maisfelder ausbreitete, schlug die Müdigkeit mit schweren Fäusten auf seine Schultern wie zuvor der Regen; ein schaler, metallischer Frühmorgengeschmack klebte an seinen Zähnen.
Doch ihm schien das alles so unwichtig. Trotzdem nahm er ein Stück Trockenfleisch aus der Satteltasche und ließ es im Mund quellen, bevor er zu kauen begann.
»Siehst du«, erklärte er dem braunen Wallach, den sein Vater Indeterminist getauft hatte, ohne sich je über den Grund zu äußern. »Ich bin nicht einfach irgend jemand. Ich bin etwas Besonderes.« Er nuschelte mit vollem Mund. »Etwas Besonderes.« Er führte sein Pferd am Zügel, wie er es den größten Teil der Nacht getan hatte: das war eine seiner Lehren, die anscheinend auf fruchtbaren Boden gefallen war.
Er pflegte immer wieder zu sagen, Grausamkeit Tieren gegenüber sei unverzeihlich.
Doch was sollte er jetzt anfangen? Jason überdachte seine Lage; nicht zum ersten Mal, seit er nach seiner kopflosen Flucht wieder zur Besinnung gekommen war. Er besaß ein wenig Geld, sein Schwert, die Pistolen und das Gewehr, Pferd und Sattel und die Kleider, die er am Leib trug.
Sonst nichts.
Was hätte Valeran getan?
Valeran. Er ließ die Zügel fallen, sank im Morast auf die Knie und weinte. Was hätte Valeran getan? Valeran wäre nie in eine solche Lage geraten, er hätte nicht Reißaus genommen sondern standgehalten.
Jason wußte nicht, wie lange er weinte, doch als er wieder zu sich kam, kniete er immer noch im Schlamm, während das Pferd geduldig neben ihm wartete.
Er stand auf und rieb sich die Augen.
Ihm fiel etwas ein, daß Onkel Lou irgendwann gesagt hatte und zwar, wenn man nicht in der Lage war, ein Problem im Ganzen zu lösen, sollte man erst einen Teil davon knacken und von dort aus weiterarbeiten. Er nannte das ›eine Eimerkette bilden‹, was immer das bedeuten
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