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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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ob er wieder versagte? Nein, er würde nicht versagen.
    Das war die einzige Antwort auf alle seine Fragen: Er würde nie wieder versagen. Basta.
    Was blieb einem Mann, der seine Ehre verloren hatte?
    Nur eins: Entschlossenheit. Das mußte vorläufig genügen.
    Als er endlich in unruhigen Schlummer fiel, plagten ihn furchtbare Alpträume.

Kapitel zwölf
Wiedersehen
    Alte Freunde sind die besten. John Seiden
    Walter Slowotski schenkte dem alten Soldaten ein herzliches Lächeln. »Du glaubst also, er war nur auf der Durchreise?«
    Der alte Mann nickte. »Das hat er gesagt, gestern. Schien in Eile zu sein. Weshalb fragst du? Warst du dabei, als er von den eingebildeten Laffen in Heim abgewiesen wurde?«
    Was immer die Bemerkung bedeuten sollte, es war bedeutungslos, und der alte Mann schien eine Zustimmung zu erwarten: Slowotski nickte und schnippte ihm die Kupfermünze zu, die er für eine Auskunft zu zahlen versprochen hatte. Eine größere Summe hätte unnötig Verdacht erregt.
    »Reine Neugier.« Slowotski hob die Brauen. »Ich kannte ihn, als er noch jünger war und dachte, ich könnte ihm eine Arbeit anbieten.«
    »Wenn ich ihn sehe, was soll ich ihm sagen? Welchen Namen?«
    »Warrel«, nannte er einen geläufigen Erendra-Namen, der dem seinen am ähnlichsten klang und den er häufig als Decknamen benutzte. Warrel ip Therranj.
    Während der alte Soldat seinem Kameraden einen wissenden Rippenstoß versetzte, ließ Walter sein Pferd in einen zockelnden Trab fallen. Vielleicht hatten die anderen mehr Glück. Oder weniger.
    Zumindest hatte er etwas erfahren. Besser als nichts.
    Wehnest sah noch genauso aus, wie in seiner Erinnerung: willkürlich ausgestreute Häuser und Straßen mit der ummauerten Burg als flüchtig hingekleckstem Mittelpunkt; das unbeholfene Gemälde eines unbegabten Künstlers, ausschließlich in Braun- und Grau tönen gehalten.
    Doch es war Markttag, daher ging es in den Straßen und auf den Plätzen recht geschäftig zu, wenn auch nicht so lebhaft wie bei seinen früheren Besuchen. Vielleicht lag das daran, daß die wichtigste Handelsware - Futtergetreide - noch nicht reif war; er konnte nur einen oder zwei Einkäufer entdecken.
    Dafür war der Pferdemarkt gut bestückt; wie es schien, stand ein Viehtrieb nach Pandathaway bevor.
    Ob Jason sich darauf eingelassen hatte? Der Junge konnte doch nicht so dumm sein.
    Eine Beobachtung entlockte Walter ein Lächeln, obwohl er sorgsam darauf achtete, dieses Lächeln nicht bis auf sein Gesicht dringen zu lassen: Die Sklavenpferche auf dem Marktplatz, in denen sich einst geknechtete Menschen drängten, waren leer. In Wehnest gab es immer noch Sklavenarbeit und Sklavenhandel, aber in weit geringerem Ausmaß als zuvor, und die Preise waren in den Himmel gestiegen.
    Der übrige Handel schien nicht darunter zu leiden. Ein paar Schritte weiter drehte vor einem Laden ein Fleischverkäufer mehrere faustgroße Stücke Schaffleisch am Spieß über einem niedrigen Feuer. Es duftete köstlich.
    Schon überredet, dachte Slowotski, stieg ab und hielt eine Kupfermünze aus Pandathaway hoch, während er mit drei Fingern auf drei der Portionen deutete.
    Der Händler antwortete mit einem Finger; Slowotski machte Anstalten, die Münze wieder einzustecken, doch hielt er inne, als der Mann ihn mit zwei ausgestreckten Fingern versöhnte. Walter nickte und lächelte, schnippte die Münze in die Luft, zog in Windeseile sein Messer und hatte zwei tüchtige Portionen vom Spieß geschnitten, bevor der Händler das Geldstück auffangen konnte.
    Als der gute Mann den Mund auftat, um zu protestieren, setzte Slowotski eine vornehm verärgerte Miene auf und reichte ihm eines der Stücke auf der Messerspitze zurück, wobei er sich ein leichtes Beben der Nasenflügel gestattete.
    Der Händler überlegte einen Augenblick, beschloß, daß der Anlaß die Aufregung nicht wert sei und winkte Slowotski mit einem geschäftsmäßigen Lächeln weiter.
    Gar nicht übel, dachte Slowotski, derweil er die erste Portion verschlang und sich anschließend, etwas langsamer, über die zweite hermachte.
    »Recht geschickt, das muß ich sagen«, tönte über dem Lärm der Menge eine Stimme an seine Ohren. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du das von mir gelernt.«
    Er drehte sich zu dem Stand auf der anderen Straßenseite herum, der das Zeichen der Heilenden Hand trug ...
    ... und die Stimme hatte seine Sprache gesprochen.
    Doria. Er zog das Pferd hinter sich her über die Straße und band es an den Pfosten

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