Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
er.
Falikos lachte in aufrichtiger Belustigung. »Sehr hübsch, Taren. Sehr hübsch. Ich hätte nicht gedacht, daß man mit Kyreen so leicht fertig werden kann. Du bist eingestellt.«
»Ich habe Glück gehabt«, meinte Jason, schob das Schwert in die Hülle und reichte Kyreen die Hand.
Es geschah alles sehr schnell: Kyreen ergriff die dargebotene Hand, dann trat er Jason gegen das Knie, während er gleichzeitig das Messer aus dem Gürtel zog.
Er stach zu.
Jason versuchte sich zur Seite zu drehen, aber die Spitze der Klinge drang in seinen linken Oberschenkel.
Kyreen hob den Arm zu einem zweiten Stoß.
Die weißgekleidete Klerikerin stand wie vom Wind hergeweht zwischen ihnen, aber Kyreen konnte die einmal begonnene Bewegung nicht mehr aufhalten und das Messer traf ihre Brust.
Mit einem metallischen Laut prallte es von ihrem Gewand zurück. Sie murmelte einige kurze, kehlige Worte und vollführte mit Daumen und Zeigefinger eine Bewegung, als wollte sie ein Insekt zerdrücken; Kyreen zuckte zurück, und das Messer entglitt seinen kraftlosen Fingern.
Jason umklammerte sein Bein, in dem weißglühende Schmerzwellen tobten, wie er sie nie zuvor empfunden hatte. Er wäre gern in Ohnmacht gefallen, in die dunklen Schleier geflüchtet, die vor seinen Augen wogten, aber der Schmerz zerrte ihn immer wieder zurück.
Die Frau legte behutsam eine Hand auf sein Bein, dann erstarrte sie. »Diese Verletzung vermag ich nicht zu heilen«, sagte sie.
»Doria«, meinte Falikos. »Was hat das zu bedeuten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine Sache der Hand. Aber ich kann ihn nicht heilen. Hast du einige Heiltränke der Spinnensekte bei deiner Ladung? Oder Eareven?«
Er rückte im Sattel hin und her und ordnete die Zügel. »Hältst du mich für einen reichen Mann, Frau? Dann gibt es nichts, was du für ihn tun kannst?«
»Erste Hilfe«, antwortete sie in einer Sprache, die sich für ihn fremdartig anhörte, um sogleich in Erendra fortzufahren: »Das muß genügen.«
Der Schmerz überrollte ihn mit einer roten Woge, unter der alles andere versank.
Er erwachte in schmerzvoller Dunkelheit und griff instinktiv nach seinen Waffen, aber seine Finger konnten sie nicht ertasten. Irgendwo schien ein Licht, aber seine Augen vermochten es nicht zu erfassen. Er lag auf einer flachen, hölzernen Oberfläche, und sein Bein tat immer noch fürchterlich weh.
Jeder Herzschlag erzeugte einen Widerhall aus Schmerz.
»Ah ...« Der blasse Funken vergrößerte sich zu einem hellen Schimmer, und die weißgekleidete Heilerin kniete neben ihm: »Du bist wach, wie ich sehe. Wie geht es dir?«
Er versuchte, sich auf den Ellenbogen aufzustützen, doch dann überlegte er es sich anders. »Ich bin in Ordnung«, antwortete er in der Sprache, die in dieser Welt nur wenige beherrschten. »Doria.«
»Gut.« Sie lächelte. »Du weißt, wer ich bin, Jason. Wie du gemerkt haben dürftest, weiß ich, wer du bist. Du befindest dich in meinem Wagen, wo du bleiben wirst, bis du wieder auf ein Pferd steigen kannst.« Sie betrachtete ihn einen Augenblick. »Du hast die Heiltränke in deiner Satteltasche, aber ich rate dir, sie nicht anzuwenden. Falikos würde sich fragen, wie ein Treiber an das Geld kommt, um sich das zu leisten.«
Unter der dünnen Decke war er nackt. »Wer ...«
Sie zuckte die Schultern. »Ich. Du hast deine Kleider beschmutzt - und all das Blut ...« Sie zuckte wieder die Schultern. »Wir konnten dein Hemd und deine Stiefel retten, sonst nichts.« Sie drückte ihm einen harten Gegenstand in die Hand. »Und das. Ich wurde aus dem Zauber nicht klug, dann kam mir der Einfall, das Amulett aufzuspüren. Es ist ein guter Schild, wenn man nicht gefunden werden will.«
Sie biß sich auf die Lippen. »Es hat sich eine Zeitlang außerhalb deiner Körperaura befunden. Daher könnte es sein, daß man dich ausfindig gemacht hat - falls deine Mutter in genau dem richtigen Moment nach dir geforscht hat, was ich bezweifle.« Ein angedeutetes Lächeln spielte um ihren Mund. »Ich war von Andreas Zeitplanung nie sehr begeistert.« Sie hob die Hand, um seinen Fragen zuvorzukommen. »Deine Ausrüstung liegt unter dem Bett. Dein Pferd wird versorgt. Und, Jason, obwohl ich meine Zauberkraft nicht benutzen kann, um dir zu helfen, vermag ich doch eins für dich zu tun ...«
Das Pochen in der Wunde nahm an Stärke zu. »Ja?«
»Ich kann deine Freundin sein. Du scheinst eine zu brauchen.«
Er wußte nicht warum, aber bei diesen Worten strömten ihm
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