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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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die Seite. »Hast du keine Bedenken, deine Mutter mitzunehmen?«
    Sie hatte sich in Velen gut erholt, soweit ich dies beobachten konnte. Sie sah gut aus, alles in allem nicht besonders auffällig, obschon vielleicht ein wenig mehr rosiger Glanz als gewöhnlich auf ihren Wangen lag. Aber seit ich Andrea kenne, hatte sie noch niemals sicheren Boden verlassen. Und wenn Magie notwendig wurde?
    Wieder war alles Theorie - Andrea würde gehen, und dabei blieb es - , aber Ahira und ich machten Jason klar, daß ›theoretisch‹ nicht ›belanglos‹ bedeutete.
    »Nein«, sagte Jason, »ich habe keine Bedenken.« Jasons Gesichtsausdruck war nicht gleichgültig; eher kühl und distanziert, wie der Blick eines Schachmeisters, der den Wert seines Steins kennt und im Begriff ist, ihn an die richtige Stelle auf dem Brett zu ziehen, egal, wessen Gesicht die Figur trug.
    Selbst seins. »Es ist notwendig«, sagte er und fügte den kleinen Finger hinzu, »Tennetty mitzunehmen.« Mit gespreizten Fingern hielt er die Hand hoch. »Fünf von uns. Klein genug, um nicht unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, so daß wir uns notfalls auch verstecken könnten, aber hinreißend groß, so manchen Schwierigkeiten entgegenzutreten. Und natürlich Ell egon, um uns abzusetzen und wie der aufzunehmen. Gerade außerhalb von Ehvenor, hatte ich gedacht.«
    »Nein«, warf Ahira ein. »Wenn es dort hart auf hart zugeht, dann wollen wir nicht hineinplatzen. Es ist besser, wir machen uns auf den Weg dorthin und schnüffeln währenddessen herum. Die Einhei mischen könnten einige dieser Nachforschungen schon für uns erledigt haben.«
    Das wäre wirklich besser. Das Beste aber wäre, die Finger ganz davon zu lassen. Ich sprach es nicht aus, aber ich vermute, mein Gesicht verriet es.
    Ahira wandte sich an Jason. »Gib uns eine Minute, in Ordnung?«
    »Aber ...«
    »So wird es gehen«, versicherte er, während er zur Tür der Schmiede wies. »Du kannst meinen Sattel aus dem Stall holen. Ich möchte ein paar Ausrüstungsringe mehr daran befestigen.«
    Er stand im Eingang und beobachtete den Jungen, der davonlief; dann wandte er sich zu mir.
    »Gib es auf, Walter«, sagte Ahira. »Du mußt nicht gehen, niemand wird dir ein Messer auf die Brust setzen. Aber du weißt, daß du gehen wirst, genau wie auch ich.« Sein Kichern klang hohl in seiner tonnenförmigen Brust. »Dafür gibt es drei Gründe; such dir einen aus. Erstens«, sagte er, »weil diese Kreaturen, die aus Faerie kamen, weit weg waren, aber seit ungefähr einem Zehnertag zu einer hiesi gen und damit persönlichen Angelegenheit geworden sind. Deine Frau und die Kinder leben in diesem Landstrich, in dieser Baronie, und du wirst diese Bedrohung genausowenig hinnehmen wie ich.«
    Er sah zu mir auf. »Der zweite Grund: Jason, Andy, Tennetty und ich werden gehen. Und du bist nicht jemand, der uns dabei im Stich läßt«, sagte er, um jeden Einwand abzuwürgen.
    »Bin ich nicht ein prächtiger Bursche?« Ich schmunzelte.
    Er schnappte nicht nach diesem Köder, wenigstens nicht direkt. »Der letzte Grund«, sagte er, ohne mir in die Augen zu sehen. »Deine Frau will nicht, daß du sie berührst, und wenn du eine Zeitlang weggehen kannst, mußt du dich damit nicht herumärgern. Du kannst das auf die lange Bank schieben, solange wir unterwegs sind.« Er wandte sich wieder der Esse zu.
    Ich wollte auffahren und wütend über ihn sein, weil er das erwähnt hatte. Wenn er es in Gegenwart von irgend jemand anderem gesagt hätte, wäre ich sicher wütend geworden.
    Aber er hatte recht. In allen drei Punkten.
    Verdammt, verdammt, verdammt.
    Jason kam mit dem Sattel über der Schulter durch den Eingang. »Wo willst du ihn hinhaben?« fragte er.
    »Wirf ihn einfach auf den Boden«, gab Ahira zurück. »Ihr solltet jetzt besser packen. Wir ziehen morgen früh los.«
    Als wir fortgingen, zog Jason die Augenbrauen zusammen. »Was war eigentlich los?«
    »Was meinst du?«
    Er machte eine unbeholfene Geste. »Ahira. Es war, als ob er ... Ich weiß nicht. Nicht genau. Vielleicht wütend. Hatte es etwas damit zu tun, was ich gesagt hatte?«
    »Nee. Nicht mit dir. Das war sein Spielergesicht«, klärte ich ihn auf.
    »Hä?«
    »Nicht der Rede wert.«
    Er runzelte die Stirn.
    Ich dachte daran, ihm zu erklären, daß man sich zum Beispiel auch dann in ein Footballspiel hineinsteigert, wenn man es als seinen Job betrachtet. Sobald du hinaus aufs Spielfeld rennst, klopft dein Herz bis zum Hals, und der Boden federt unter deinen

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