Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
Schweißbäche ihren Weg durchs Haar und rannen an Narben vorbei. Er war schon eine Weile hier; die dicke, heiße Luft in der Schmiede war von dem nicht unangenehmen Geruch frischen Schweißes erfüllt.
»Erinnerst du dich nicht an die neumodischen Schlagstöcke, mit denen sich die Polizei drüben auf der Anderen Seite gerade ausgerüstet hat? Ich habe mir gedacht, ich versuch mal einen anzufertigen.« Er schlug mit dem Hammer sanft gegen das Ende. »Das Handstück ist vermutlich dazu da, um ihn zu wirbeln - ich habe Kayren dazu gebracht, eine Manschette dafür zu schnitzen. Ich werde sie darüberziehen und das Ende ein wenig auftreiben.«
»Ich erinnere mich an die Dinger«, antwortete ich, »aber sie waren aus Holz gemacht.«
Ahira lächelte. »Ich denke, daß ich mit dem größeren Gewicht zurechtkomme.« Er schwieg lange Zeit. »Du bemühst dich um eine Entscheidung, ob es ein oder zwei Gruppen sein sollen.«
Jason blickte verärgert. »Ach, hör doch auf.«
»He, Junge«, sagte ich, »du hast nun schon mehr als zwanzig Jahre einen Freund, und die meiste Zeit ...«
»Auf jeden Fall zu lange«, warf der Zwerg ein.
» ... deines Lebens mit ihm verbracht. Daher wird er wohl deine Gedanken kennen.«
Zu ärgerlich, daß Ahira diesmal sehr verschlossen war. Ich war mehr daran interessiert, wie ich mich mit aller Macht aus der Faerie-Sache heraushalten konnte, als daran, wer seine Nase hineinstecken sollte.
Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Das liegt doch auf der Hand. Die Faerie-Angelegenheit ist wichtiger, aber die Wahrscheinlichkeit, daß wir Einfluß darauf nehmen können, ist gering. Andererseits gehört Mikyn zu uns, und auch das Gerücht über die Krieger, daß wir in die Welt gesetzt haben. Wir müssen auf einen Blick vorbeischauen.« Er schwieg einen Moment. »Eine Gruppe«, sagte Ahira. »Hauptsächlich, um Ehvenor auszukundschaften. Das ist wichtiger, als nach Mikyn zu suchen.«
»Das scheint für dich völlig klar zu sein«, bemerkte ich. Ich kann nicht immer seine Gedanken lesen - Ahira ist gerissener als ich. Doch manchmal kann ich ihn ablenken.
»Andrea ist für Ehvenor erforderlich«, sagte er, wobei er den Einwand ignorierte, »und ich lasse sie nicht ohne uns herumwandern.«
»Ist das beschlossene Sache?«
Er schürzte für einen Augenblick die Lippen. »Ja. Sie sagte, daß sie gehen wird, und Tennetty wird sie begleiten. Tennetty ist ohne umsichtige Führung gefährlich - das bedeutet also, daß wenigstens einer von uns mit muß.«
Jason legte den Kopf zur Seite. »Wie wäre es mit zwei Gruppen? Wir haben noch mehr Leute zur Verfügung, Durine, Kethol und Piro, zum Beispiel.«
»Wir können dir Kethol mit Begleitung überlassen und selber hinter Mikyn herhetzen«, äußerte sich Ahira, als ob er sich das gerade überlegt hätte.
»Prima, das machen wir.«
»Doch so gut ist der Vorschlag auch wieder nicht«, bemerkte der Zwerg. »Denn ich möchte sie hierbehalten, damit sie auf die Familie achtgeben.« Damit bezog sich Ahira auf meine Frau und meine Töchter: die Familie. Als ob niemand anders eine Rolle spielte. Das verstand ich. »Wenn Daherrin hier wäre, könnten wir Hilfe von seinen Leuten erhalten, aber leider ist er nicht hier. Wir sind nicht genug für zwei Gruppen.« Er lächelte Jason an. »Die Aufgabe beginnt: Stell die Gruppe auf.«
Jason bildete eine Faust und streckte den Daumen aus. »Ich.«
»Wer wird sich um die Bälger kümmern?« fragte ich. »Ich dachte, du übernimmst die Verantwortung für sie.«
Jason grinste schwach. »Ich denke, wir stellen den Job auf den Dienstplan der Küchenmädchen - und Jane sagt, daß sie mit zupacken wird.«
Ich grinste zurück. »Es ist doch angenehm, Befehle geben zu können, nicht wahr?«
»Ich habe wirklich versucht, es so hinzubiegen, ohne sie anweisen zu müssen. In Ordnung?« Jason wartete nicht auf eine spritzige Antwort, sondern zählte jetzt den Zeigefinger dazu. »Die zweite ist Mutter - du hast recht, daß wir eine Zauberin brauchen, wenn wir uns um die Faerie-Sache küm mern.« Er hatte etwas übersehen: Andrea bestand bereits darauf, Ehvenor auszukundschaften. Die einzige Frage war, wer mit ihr ging, und nicht, ob sie überhaupt ging. »Dann seid ihr zwei noch da.« Er rieb sich mit dem Mittelfinger an der Nase. »Du bist nicht scharf auf den Versuch, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, oder?«
Ich schnaubte. »Ich habe manchmal schon genug Schwierigkeiten damit, auch nur eine Sache zu tun.« Ich legte den Kopf auf
Weitere Kostenlose Bücher