Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
Füßen. Du bist bereit. Du sagst dir, schnapp dir den Quarterback und schleudere ihn so hart zu Boden, daß seine Nachkommen noch Schmerzen haben. So siehst du die Sache, ob du's nun willst oder nicht.
Und dann überlegte ich, daß er das wahrscheinlich gar nicht kapieren würde, weil er nichts davon verstand, und daß ich nicht dazu aufgelegt war, einem Diesseitigen American Football zu erklären.
Und dann dachte ich darüber nach, wie es wäre, wenn ich einem Kind gegenüber bei meiner Antwort ›nicht der Rede wert‹ bleiben würde, und es mir eines Tages ein Messer zwischen die Rippen jagen würde. Deswegen lächelte ich nur.
»Ernsthaft«, betonte ich, »es ist nicht wichtig.«
Ich verabschiedete mich von den Kindern und Bälgern und ging noch einmal die Liste durch. Waffen, Kleidung, Nahrung, Geld und Verschiedenes. Das Verschiedene war mal wieder der größte Posten. Ich hatte alles für einen raschen Aufbruch, falls er erforderlich war, zusammengepackt - das wichtigste Zeug befand sich allerdings entweder in meiner Gürteltasche oder in meinem kleinen Rucksack.
Greifen und losrennen, wenn nötig. Falls man in die Scheiße gerät, schnappt man sich seine Freunde und dann, sofern noch Zeit bleibt, was einem am Wichtigsten ist. Das Übrige läßt man sausen.
Unten im Hof flackerte ein Feuer auf.
Sie warten schon auf dich, genauso wie ich.
Dann warte noch ein bißchen länger.
Mein großer Rucksack war ordentlich gepackt. Ich trug ihn zum Fenster und warf ihn hinunter in Ahiras ausgebreitete Arme. Bumms.
Ich wandte mich an Kirah. »Wie in den alten Zeiten, was, altes Mädchen?« fragte ich feixend.
Sie lächelte nicht zurück. »Ich will nicht, daß du gehst.«
Walter Slowotskis Anweisung für Frauen, deren Ehemänner für eine Reise packen: sei freundlich, geh den Problemen aus dem Weg.
Sieh mal - einfache Probleme können warten, oder du kannst sie selber lösen, während dein Ehemann unterwegs ist. Deswegen nennen wir sie doch einfach, oder nicht? Sie sind nicht von Bedeutung. Du kannst nichts Ernsthaftes in dem Zeitraum besprechen, in dem er seinen Rucksack aus dem Schrank holt und zur Tür hinausgeht. Es ist einfach nicht der rechte Augenblick.
Alles, was du erreichst, ist ein Durcheinander in seinem Kopf, wenn er das Haus verlassen hat. Deswegen laß es bleiben. Es war nicht der richtige Augenblick, darüber zu diskutieren; es war für uns beide nicht der richtige Augenblick, über irgend etwas zu diskutieren.
Es lag auf der Hand, und für mich war es das einzig Richtige, einfach darüber hinwegzugehen, was sie gerade gesagt hatte.
»Stimmt«, sagte ich, »und du möchtest auch nicht, daß ich bleibe. Du erträgst es ja nicht, das ich dich anfasse, erinnerst du dich?«
»Bitte, mach mir deswegen keine Vorwürfe.« Sie stellte sich mir unter dem Torbogen in den Weg. »Es ist nicht mein Fehler, Walter. Ich versuche es, aber jedesmal, wenn du mich berührst, ist es, als ob ...« Sie hob entschuldigend die Hand, während ein Schauder ihren Körper durchfuhr. »Es tut mir leid.«
Walter Slowotskis Anweisung an Ehemänner, die zu einer Reise aufbrechen, ist immer dieselbe ...
Ich hielt sie fest in den Armen und ignorierte ihr Sträuben. »Es ist auch nicht meine Schuld, Kirah. Ich habe dir das nicht angetan und möchte nicht dafür bezichtigt werden. Ich will nicht ...«, hob ich an, brach aber ab und ließ sie los. Sie verschränkte die Arme unter der Brust und wandte sich ab. Ihre Schultern zuckten, als sie auf die Knie fiel.
»Nein.« Ich will nicht mein Leben lang für den Schrecken bestraft werden, den andere dir angetan haben, sagte ich allerdings nicht.
Keiner von euch ist schuld, wenn du meine Meinung hören willst, bemerkte Ellegon, dessen Stimme nur für mich bestimmt war.
Danke. Ich glaube, jetzt brauchte ich das.
Gehört alles zum Service. Geht es jetzt endlich los, oder möchtest du noch einige zärtliche Augenblicke mit deiner Frau verbringen?
Ich küßte meine Fingerspitzen und hielt sie in Richtung ihres Rückens. »Lebe wohl, Kirah.«
O je, Abschied ist ein so süßer Schmerz ...
Die Sonne hatte die frühe Morgenkälte vertrieben, aber Wolken zogen auf, und der Himmel wurde im Osten schiefergrau und bedrohlich. Es wurde Zeit aufzubrechen - denn durch den Regen zu fliegen ist absolut kein Vergnügen.
Jason und Andrea waren bereits aufgestiegen und hatten sich in ihren Sitzen angeschnallt, die wir auf Ellegons breiten Rücken aufgeriggt hatten, während Ahira unter dem
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