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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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zurückerhältst -, kannst du dir normalerweise ein bißchen Luxus leisten.
    Schon für ein bißchen von diesem Komfort hätte ich mich hier niedergelassen.
    Ahira biß in einen roten, runden Apfel; das knackige Beißen spürte ich schmerzhaft in meiner Stirn.
    Ich hatte den Geschmack von saurem Erbrochenem im Mund. Jedesmal, wenn ich mich umdrehte, um irgend etwas anzusehen, spürte ich meine Nackenknochen aufkreischen. Und wie ich so dalag, knirschte der Sand hinter meinen Augen.
    Es gab ein Heilmittel, aber ich konnte es nicht einnehmen, und ich wollte es auch nicht.
    Mühsam stützte ich mich auf einen Ellbogen und fingerte nach dem Tonbecher mit dem zu heißen, herben holtischen Tee, den Andrea für mich aufgebrüht hatte. Es hieß, daß er gegen beides gut war, gegen Kopfschmerzen und Menstruationskrämpfe. In diesem Moment hätte ich schwören können, daß es gegen eines von beidem nicht gut war. Um den Becher zu finden, mußte ich das feuchte Tuch von meinen Augen nehmen.
    Ich besah mir das Fläschchen mit den Heiltropfen. Es wäre falsch, sie zu nehmen, nur um einen Kater damit zu kurieren. Heiltropfen sind nicht nur teuer, obwohl sie das wahrhaftig sind, sondern - und das ist besonders schlimm -, sie sind auch selten und schwer zu beschaffen. Deshalb beschlossen wir, die Tropfen für ernste Verletzungen und für Notfälle aufzuheben.
    Ich muß gestehen, ich habe einmal eine halbe Flasche runtergekippt, als ich aus einer Stadt floh. Ich bin durch so viele Städte gezogen, daß ich jetzt gar nicht mehr sagen kann, wel che es war. Aber ich hatte mir den Knöchel verstaucht. Für gewöhnlich ist das eine kleine Verletzung, aber in diesem Fall hätte es mich umgebracht. Und für meine Begriffe ist eine Verletzung dann nicht klein, wenn sie einem das Leben kosten kann.
    In diesen Zeiten war ich ziemlich heruntergekommen, und es gab viele solcher Vorfälle. Ich habe das Zeug nicht einfach wahllos genommen. Wahllosigkeit habe ich eigentlich immer nur in anderen Zusammenhängen praktiziert.
    Durch das Fenster blies ein scharfer Westwind. Die frische Luft half ein bißchen. Jason war losgeschickt worden, um Essen zu besorgen, und war mit einem Korb voller Früchte, einem Dutzend Spieße mit geröstetem Schweinefleisch, Pfefferschoten und Zwiebeln vom Markt unten an der Straße zurückgekommen. Außerdem brachte er einen Kübel Bier aus dem Schankraum mit.
    Der Geruch von Essen schnürte mir die Kehle zu. Der Duft von geröstetem Schweinefleisch und mein Kater vertrugen sich überhaupt nicht.
    Also gut, der Tee hatte versagt. Vielleicht würde das Bier besser sein. Ich nahm Jasons Angebot an und griff nach dem zerbeulten Zinnkrug. In der Hoffnung, daß es den schmerzvollen Nebel hinter meinen pochenden Augen beseitigen würde, nippte ich an dem schalen Gebräu.
    Aber es half nichts. Ich hatte noch nie viel Glück dabei gehabt, meinen Brand mit Alkohol zu löschen.
    Zwar waren Heiltropfen sehr teuer, und es war schwierig, sie zu beschaffen. Aber ein Kater ist sehr schmerzhaft. Es blieb also abzuwägen zwischen den höllischen Schmerzen eines Rausches und dem dürftigen Vorrat an Heiltropfen.
    Um es einmal ins Verhältnis zu bringen: Ich könnte hier für den Rest des Tages mit Schmerzen daniederliegen. Nach höchstens einem Tag würde ich wieder ganz der Alte sein. Für den Fall, daß wir Fenevar verlassen würden, brauchten wir mindestens einen Tag, um Pferde und Proviant zu besorgen, ganz gleich, in welche Richtung wir auch ziehen würden.
    Das Ärgerliche war: Selbst wenn es tatsächlich Mikyn gewesen sein sollte, hätte er überallhin verschwinden können, in ungefähr drei Richtungen. Einerseits blieb in Ehvenor überhaupt nichts, wie es war, andererseits aber war die Stadt selbst immerhin so freundlich, an einem Ort zu bleiben. Vielleicht würde diese Tatsache unsere Probleme lösen.
    Die Art der Reise war einfach, wir würden über Land gehen. Fenevar ist keine wichtige Hafenstadt, die Küste ist zu sumpfig und zu flach.
    »Letztendlich müssen wir doch nicht zu Wasser Weiterreisen«, sagte Ahira, indem er einen Schauder unterdrückte.
    Andy tätschelte sein Knie. »Das ist doch gut so, stimmt's?«
    Zwerge mögen kein Wasser, das tiefer ist als jenes, in welchem sie sich waschen. Das traditionelle Waschhaus der Zwerge ist ein kleiner Raum, dessen Boden zu einem Abfluß in seiner Mitte ausgehöhlt ist. Der Raum ist umgeben von hüfthohen Waschbecken (gemessen an der Zwergengröße).
    Ahira ist der einzige Zwerg,

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