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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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gestoßen, wie bequem es wäre, einfach anzunehmen, daß Doria sich irrte, und davon auszugehen, daß Andy gefahrlos reisen konnte. Denn andernfalls hätte ich nicht gewußt, was wir für eine Zauberin hätten tun können.
    Sie warf den Kopf zurück und ließ ihr langes schwarzes Haar fliegen, als sie sich, eine Hand in die Hüfte gestützt, in Positur brachte. Ich vermute, daß Aeia diese Angewohnheit von ihr hat. »Ich habe nicht die Absicht, den Rest meines Daseins so kläglich zu verbringen. Ich hatte ein Problem. Ich habe es zu weit getrieben und es dadurch noch schlimmer gemacht, daß ich keine Rücksicht auf mich genommen habe. Doch jetzt habe ich es im Griff.«
    Ich vermute, daß es mir nicht gelang, meine Skepsis zu verbergen - was auch nicht überraschend war, da ich es gar nicht erst versuchte.
    Das beruhigte sie keineswegs, was nicht weiter erstaunlich war. »Verdammt noch mal, Walter. Du weißt, daß du in dieser Angelegenheit eine Zauberin brauchst, zumindest, was Ehvenor und Faerie betrifft.«
    Ich mußte zugeben, daß das stimmte. »Sicher, aber ...«
    »Nichts aber«, entgegnete sie, »man braucht schon Magie, wenn man nur um die Innenstadt herumnavigieren will. Denn aus einer gewissen Perspektive weist sie überhaupt keine Ausdehnung auf.«
    »Wie?«
    »Ich meine«, sagte sie, »aus einem ganz bestimmten Blickwinkel betrachtet, gibt es einen Teil von Faerie, der in der Mitte der Stadt liegt, wo die Gesetze von Faerie« - sie suchte nach Worten - »nach deinen Maßstäben nicht vorhersagbar sind. Nach meinen schon eher, wenn auch nicht ganz. Wenn du näher kommst, brechen die Naturgesetze zusammen. Nun ja, genau genommen brechen sie nicht wirklich zusammen, sie werden nur irgendwie neurotisch. Sie sind nicht mehr auf die selbe Art und Weise anzuwenden, und es gibt eine ganze Menge Neues zu lernen, wofür du aber nicht gewappnet bist. Da und dort wirst du mir trauen müssen, genauso wie du mir hier und jetzt trauen mußt.«
    Ein alter Freund von mir pflegte zu behaupten, daß die meisten Frauen sich von den Männern in ihrem Leben liebende Fürsorge wünschen. Ich glaube, was das betrifft, hat er Andrea, Tennetty, Aeia, Kirah oder vielleicht auch Janie noch nicht getroffen.
    Seufz. Slowotskis Gesetz Nummer wie auch immer: Eine Verallgemeinerung, die sich nicht auf jeden anwenden läßt, bedeutet, daß man etwas übersehen hat. Vielleicht Doria? Oder etwa Dorann?
    »Im Augenblick«, fuhr Andrea fort, »mußt du jedenfalls meinem Urteil Glauben schenken, sofern Magie erforderlich ist. Verstanden?«
    Sie wartete nicht auf meine Antwort, sondern fuhr mit zwei Fingern in ihre Tasche, zog eine Handvoll Staub heraus, warf ihn in die Luft und untermalte das Ganze mit ein paar gemurmelten Silben. Engstirnige alte Gewohnheiten sterben kaum aus - wieder einmal versuchte ich, mich an ihre Worte zu erinnern und ihnen etwas Sinnvolles zu entnehmen, aber es gelang mir nicht.
    Staubteilchen verwandelten sich zu Millionen von Lichtpunkten, trübten sich zuerst zu einem rötlichen Schein und verblaßten dann immer mehr, bis nichts anderes mehr zurückblieb als ein blendender Schimmer in meinen Augen.
    Sie hielt inne. Ihre Lider waren geschlossen, und ihre Lippen bewegten sich eine ganze Minute langsam und lautlos.
    Das ist eine lange Zeit, wenn man nur dasteht und wartet.
    Passanten starrten sie aus den Augenwinkeln an und eilten dann weiter. Die meisten normalen Menschen - Anwesende sind natürlich eingeschlossen - ziehen es vor, sich von einer Zauberin fernzuhalten, die gerade bei der Arbeit ist, und das so weit wie möglich.
    Endlich öffnete sie die Augen. »In Ordnung, er wartet auf uns. Laß uns hineingehen.«
    »Hm ... darf ich fragen, für was das gut sein sollte?«
    »Das erste war nur eine Überprüfung ... für eine bestimmte Sorte von Fallen. Was das zweite betrifft ...« Sie lächelte. »Es ist ein alter Trick unter Zauberern. Du weißt, daß ein Zauberspruch aus einer Aneinanderreihung von Silben besteht, wobei jede an ihren richtigen Platz gehört? Gut, wenn der Zauberspruch entsprechend aufgebaut ist, treten oft kurz vor dem Ende Pausen auf. Du gehst fast bis zum Ende des Spruchs und läßt dann die letzten paar Silben - manchmal sogar nur eine einzige - unausgesprochen. Das ist so ähnlich, wie wenn man ein Auto zusammenbaut, den Zündschlüssel hineinsteckt, ihn aber nicht umdreht. Und wenn du ihn dann brauchst, bringst du schnell die letzten paar Silben hervor.« Sie machte eine Geste mit den

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