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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Fingern. »Und wumm - schon schießen Blitze aus deinen Fingerspitzen oder woher auch immer.«
    »Ich habe noch niemals Blitze aus meinem was auch immer verschossen, es ist mir nur einmal beinahe so vorgekommen.« Ich versuchte, die Dinge leicht und freundlich zu nehmen, aber mir gefiel ihr Tonfall nicht. Es gab da einen schattenhaften Unterton in ihrer Stimme, etwas Dunkles und Tödliches. Ich ergriff ihren Arm. »Entschuldige mal, alte Freundin, aber du hast wohl etwas verwechselt. Wir sind nicht hier, um mit dem ortsansässigen Zauberer zu kämpfen.«
    Sie verdrehte die Augen und schaute in gespielter Verzweiflung zum Himmel empor. »Das weiß ich, Dummerchen. Aber ich wollte mich auf keinen Fall in Rewnors Laden begeben, solange ein fast ausgesprochener Zauberspruch über seinem und meinem Kopf hängt. Das wäre nicht sehr freundlich gewesen. Ich war fleißig«, sagte sie, und ihre Lippen verzogen sich zu einem bemerkenswert reizvollen Lächeln, »hast du's endlich geschluckt, ja?« Sie schlug mir auf die Schulter. »Bleib du bei deiner List und deinem Her umgeschleiche, aber überlaß mir die Magie.«
    Sie schob sich durch die Vorhänge, und ich folgte ihr.
    Sollte ich eines Tages einmal das Glück haben, dann werde ich den Laden oder die Werkstatt eines Magiers betreten, die so hell beleuchtet ist wie eine Bibliothek, die so antiseptisch riecht wie ein Krankenhaus und so sauber ist wie McDonalds.
    Aber heute hatte ich kein Glück.
    Rewnors Werkstatt roch wie ein Turnhallenspind, stank nach feuchtem Schmutz, altem Schweiß und nach verschiedensten verwandten Pilzarten, die zwischen Zehen und Hautfalten hausen.
    Eben ganz wie ein Umkleideraum in einer Turnhalle. Igitt.
    Nein, was man sich im allgemeinen über mich erzählt, ist richtig, aber ich bin kein Kopfmensch. Auf der Junior High School gelangte ich zu der Überzeugung, daß Football eine Möglichkeit darstellte, vier Jahre lang die Collegegebühren zu bezahlen, ohne dabei Stashs und Emmas Ersparnisse ausbluten zu lassen. Was ich damals tat, war für mich lediglich ein Job, mehr nicht. Der Gestank von abgestandenem Schweiß birgt für mich nicht den geringsten Hauch von Nostalgie in sich. Ich habe damals auf der Anderen Seite zu viele Stunden in Umkleideräumen verbracht und vermisse ihren Gestank in keiner Weise.
    Das einzige Licht, das es dort gab, rührte von ein paar flackernden Kerzen her, die in verspiegelten Haltern hoch oben an der Wand brannten. Sie spendeten nicht einmal das Licht eines Glüheisens. In dieser schwachen Beleuchtung sah man einen schmalen Raum , in dem ein paar Werkbänke auf gereiht standen. Am anderen Ende befand sich eine offene Tür, hinter der übergangslos Finsternis herrschte.
    Draußen war es sehr heiß geworden, aber hier drin war die Luft feucht und kalt.
    Andrea ging kopfschüttelnd zu einer Werkbank, nahm eine faustgroße Kupferschüssel hoch und roch daran. »Myrrhe, Hanf und Zimt? Tatsächlich? Ich bin nicht sonderlich beeindruckt.« Sie wandte sich zu mir um. »Ich bin niemals scharf auf Liebestränke gewesen, aber wenn man sie benutzt, dann ist es sicherlich am besten, sie eigenhändig herzustellen. Ein einfaches Ansteigen der Libido ist kaum das gleiche, meinst du nicht auch?«
    Darauf gab es keine Antwort.
    »Oh, bitte«, sprach Andrea mit einem Naserümpfen in den leeren Raum hinein. »Ich weiß aus gutem Grund, daß du hier bist, genauso, wie du aus gutem Grund weißt, daß ich hier bin. Du weißt, daß es sinnlos ist, dein Feuer zu verstecken. Du benimmst dich äußerst töricht und beginnst, meinen Leibwächter zu irritieren. Ich würde das lieber nicht riskieren, und ich glaube, du auch nicht.«
    Ein bronzener Gott von einem Mann trat durch die Tür. Er war noch einen Kopf größer als ich, und ich bin kein kleiner Mann. Seine breiten Schultern drohten die Nähte seiner Zauberrobe zu sprengen.
    »Ich hab' nichts dergleichen getan«, stellte er fest. »Ich war mit Vorbereitungen in meinem Hinterzimmer beschäftigt.« Seine Stimme war ein grollender Bariton, fast so weich, daß er einem Singen gleichkam. Er faltete die Hände vor der Brust und neigte den Kopf leicht zur Seite. »Man kennt mich als Rewnor. Ich heiße euch in meinem bescheidenen Laden willkommen.«
    Andrea erwiderte die Begrüßung. »Nenne mich Lotana, obwohl dies jetzt nicht mein Name ist und es auch niemals war.«
    Er hob protestierend die Hand und versuchte, um Wohlwollen heischend zu lächeln. »Aber nicht doch, nicht doch, meine Teuerste.

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