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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Tromodec.«
    »Brae«, wandte sie ein, wobei sie ihren Verdruß nur leicht durchklingen ließ. Ihr Gebaren ließ mehr als nur Beharrlichkeit erkennen. Vielleicht ein Hauch von Angst? Oder Besessenheit?
    »Tromodec.« Ich legte mein charmantestes Lächeln auf und brachte sie zweifelsohne vom Scheitel bis zur Sohle in Verlegenheit. »Wollen wir deshalb einen Ringkampf veranstalten?«
    »Später vielleicht.« Sie erwiderte das Lächeln auf ihre untrügliche Art, was uns beiden einen wilden Blick von Jason einbrachte.
    Ich war auch nicht gerade besonders angetan von Jason. Es war mehr als einmal vorgekommen, daß ich aufgrund seiner Anwesenheit darauf verzichtet hatte, mit Andy anstatt mit Ahira zu schwatzen. Möglicherweise hätte ich die Witwe schon des öfteren trösten können.
    Ahira wandte sich an Jason: »Baron?«
    Jasons Lachen klang gezwungen. »Oh, du meinst mich?« Ich irritierte ihn, und er würde zweifelsohne zu seiner Mutter halten. »Ich ziehe Tromodec vor«, sagte er.
    In dem Moment hättest du mich mit einer Keule umhauen können - ich wäre nicht auf die Idee gekommen, mich zu ducken. Ich hätte es besser durchdenken sollen, denn Jason war mehr an der Suche nach Mikyn als an den Nachforschungen über Ehvenor interessiert, wodurch wir auf derselben Seite standen.
    »Wenn alles gut läuft«, so fuhr er fort, »sind wir dichter an Mikyn dran; wenn nicht, hätten wir nur vier anstatt sechs Tage verloren, was genauso wäre, als ob wir irrtümlicherweise nach Brae gereist wären.«
    Tennetty schnaubte. »Ich habe eine bessere Idee. Laßt uns überlegen, auf welchem Weg wir am meisten Schwierigkeiten bekommen, und den wählen wir dann. Das passiert doch sowieso immer.«
    »Damit meinst du wohl Brae«, sagte ich.
    »Sicher, ein Schritt näher an Ehvenor heran heißt, einen Schritt weiter ins Grab. Ich stimme für Brae.«
    Ahira zog scharf an den Zügeln. Sein Pony wollte in einen leichten Galopp fallen, was er nicht zuließ. »Also sprechen sich zwei für Tromodec und zwei für Brae aus. Wenn dies eine Abstimmung wäre, würde meine Stimme die ausschlaggebende sein. Da dies hier keine Demokratie ist, und es sowieso meine Aufgabe ist, werde ich entscheiden.«
    Jason wollte den Mund öffnen, hielt sich jedoch zurück.
    Ahira seufzte. »Auch ich erinnere mich an ihn, Jason. Ich erinnere mich, wie aufgebracht Karl und ich waren, als wir sahen, wie sein Vater ihn geschlagen hatte.« Für einen Moment senkte er den Kopf - vielleicht, um dem kleinen mißhandelten Jungen Lebewohl zu sagen -, doch als er den Kopf hob, trug er schon wieder sein Pokergesicht zur Schau - kalt und gnadenlos.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da Ahira allem möglichen mit einem Lächeln auf den Lippen und einem kleinen Scherz begegnen konnte, aber diese Zeiten waren vorbei.
    »Auf der einen Seite haben wir den Umstand, daß Mikyn ständig weiterzieht«, stellte er fest. »Tromodec ist die richtige Richtung, wenn wir ihn zur Strecke bringen wollen. Ehvenor und Faerie werden bleiben, wo sie sind. Andererseits ist die Angelegenheit von Ehvenor und Faerie wichtiger, als sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, einen schurkischen Heim-Krieger zur Strecke zu bringen, egal, um wen es sich dabei handelt.« Seine Streitaxt war mit einfachen Knoten am Sattel befestigt, so daß er sie mit einem einzigen schnellen Griff lösen konnte. Er ließ die freie Hand auf ihr ruhen, als ob er sich von der Axt Hilfe versprach.
    »Wenn wir sicher wüßten, daß wir ihn schnell finden könnten«, beschloß Ahira, »würde ich anders darüber denken, aber so, wie es ist, stimme ich für Brae. Ehvenor ist wichtiger. Wir brechen nach Ehvenor auf.«
    Als ich noch ein Kind war, stellte ich mir unter Sümpfen notgedrungen niemals etwas anderes vor als die Everglades in Florida oder die Maevish-Sümpfe: Wasser und kleine Flecken von feuchtem Land, das von niedrigem Buschwerk dünn überzogen war, aber hauptsächlich als riesige Flächen von Treibsand, die einen für immer verschluckten, wenn man auf die falsche Stelle trat.
    Man kann ebensogut sagen, daß es keine zwangsläufige Strafe dafür gibt, wenn man sich im Irrtum befindet. Ansonsten hätte ich in meinem Leben schon viel zuviel für Irrtümer bezahlen müssen, so daß es wahrscheinlich kürzer gewesen wäre, und zwar sehr viel kürzer. Ich hatte eher Glück als Recht - früher war ich einmal in ein kleines politisches Schlamassel in Sciforth verwickelt, bei dem ich mich definitiv für die falsche Seite entschieden

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