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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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zu Falkner, als bedürfe es einer letzten Zustimmung seitens des Vorgesetzten. Falkner nickte ihr zu. Huber schnappte sich sein Sakko vom Kleiderhaken und verließ mit Grassetti das schmucklose Büro. Gott allein weiß, was Falkner dachte, als er ihr nachsah.
    Hubers Dienstwagen war ein unscheinbarer, acht Jahre alter, eierschalenweißer Toyota. So unscheinbar, wie es für die Verfolgung Verdächtiger im Rahmen verdeckter Ermittlungen notwendig war. Grassetti stieg zu ihm in den Wagen, schnallte sich an und sagte eine Zeit lang nichts. Huber startete den Motor und fuhr an. 100 PS und 1,6 Liter ließen den Wagen eher ruckeln statt gleiten.
    »Armes Österreich«, entfuhr es ihr, und er bemerkte, dass sie sich bemühte, mit ihrer Kleidung so wenig wie möglich mit dem Auto in Berührung zu kommen, als befürchtete sie, sich mit irgendetwas zu infizieren. Eine verwöhnte Zicke – auch das noch, dachte er.
    Auf der Fahrt vom Polizeipräsidium zur gerichtsmedizinischen Abteilung der Pathologie hingen beide ihren Gedanken nach. Sie fragte sich, ob es tatsächlich eine gute Idee gewesen war, sich der Polizei als Hilfe anzubieten, und er dachte, dass er es nicht mehr gewohnt war, eine Frau auf dem Beifahrersitz kleben zu haben.
    Er versuchte, sich aufs Fahren zu konzentrieren. Die Bremsen des Toyota zogen beim Anhalten ein wenig nach rechts. Huber war seit vielen Jahren mit seinem Wagen vertraut, vertrauter als mit den meisten Menschen, die er kannte, und konnte sich diese Eigenheit beim Anpeilen einer Parklücke auf der rechten Seite zunutze machen.
    Huber und Grassetti betraten die große Eingangshalle des pathologischen Instituts und richteten ihren Blick auf die Hinweistafeln. Der Weg zur Rechtsmedizin führte in den Keller. Grassettis Schuhabsätze klackerten auf dem Fliesenboden. Huber ignorierte die unangenehmen Geräusche. Er versuchte, sich zu beruhigen, er hatte gegenüber Grassetti vergessen zu erwähnen, dass er dem Anblick von totem Fleisch mit Würge-und Brechattacken begegnete.
    Der Raum, den sie betraten, war kalt und abweisend. Die Fensterscheiben waren weit über Kopfhöhe der meisten Menschen angebracht und bestanden aus milchig-getöntem Glas, wodurch ein Hinein- und Hinausschauen verhindert wurde. Die ganze Einrichtung, falls diese Bezeichnung angemessen war, bestand aus vier in Reihe gestellten Metalltischen sowie zwei tiefen Keramikwaschbecken. Die Wände waren mit weißen und der Boden mit grauen Fliesen gekachelt. Am Boden befanden sich mehrere Abflüsse für die tägliche Reinigung und Desinfektion. In einer Ecke lag ein zusammengerollter Wasserschlauch. Alles erinnerte an den Hinterraum einer Metzgerei. Auf zwei der vier Tischen lag je eine Leiche. Eine der Leichen war mit einem grünen Tuch abgedeckt, sodass die Konturen eines menschlichen, vermutlich männlichen Körpers zu erahnen waren.
     
    Die Luft war geprägt vom beißenden Geruch des konservierenden Formalins; und die meisten, die zum ersten Mal diesen Tempel des Pathologen betraten, wurden durch einen drohenden Kreislaufkollaps zur Umkehr bewogen. Unter jedem der Sektionstische stand ein kleiner Trog, in dem die entnommenen Organe zunächst gesammelt wurden, um sie nach der Obduktion der Leiche wieder zuzuführen. Es war ethischer Grundsatz jedes Rechtsmediziners, dass ein Toter möglichst vollständig, wenn auch nicht unversehrt, zum Begräbnis oder zur Einäscherung freigegeben wurde. Den Hinterbliebenen war nach der Obduktion der Anblick des Verstorbenen meist untersagt. Sie sollten den geliebten Menschen so in Erinnerung behalten, wie sie ihn vorher gesehen haben: mit rosigem Teint und friedlichem Blick und nicht mit nur notdürftig verschlossenen Bauchraum und abgetrennter Schädeldecke.
    Huber ging auf den Pathologen zu, trat dicht an dessen Ohr und flüsterte etwas hinein. Der Arzt reagierte sofort und öffnete, ohne zu antworten, eine große Doppeltür zu einem Nebenraum. Er kam zurück zum ersten Tisch und schob die darauf befindliche Leiche in den zweiten Raum hinein. Ohne diesen Vorfall zu kommentieren, wandte er sich freundlich Grassetti zu. »Wir haben nicht oft Besuch hier unten. Roulet«, sagte er und reichte ihr die Hand. Er hatte sich noch keine Handschuhe übergestreift und so willigte sie in die Begrüßung ein.
    »Raphaela Grassetti.« Sie sah den Pathologen mit gequältem Lächeln an.»War das mein Onkel, den Sie da gerade hinausgeschoben haben?«
    Roulet schaute zu Huber und war erstaunt über die unverblümte

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