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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Archäologie, Geologie, Geophysik und anderen Wissenschaften zugänglich zu machen. Mittlerweile wird diese Technik aber auch in der Hydrologie, der Wissenschaft von der Atmosphäre, der Ozeanografie, der Geologie, der Paläoklimatologie, der Archäologie und der Biomedizin verwendet.«
    Professor Smith lehnte sich in seinem Sessel zurück und stellte sich darauf ein, der kleinen vor ihm sitzenden Gruppe von Zuhörern einen langen Vortrag zu halten. Lea jedoch schaute verstohlen auf die Uhr, da sie alle Einzelheiten dieser Methode bis ins kleinste Detail kannte. Smith bemerkte es. »Oh, ich verstehe. Entschuldigung. Es ist schon spät.«
    »Nein, um Gottes willen. Auf keinen Fall.« Lea winkte heftig ab und versuchte ihren Patzer wieder gut zu machen.
    »Na gut. Ich versuche mich kurz zu fassen. Also nur die harten Fakten. Es ist so: In der Natur kommt Kohlenstoff in Form von 3 Isotopen vor: 12 C, 13 C, die beide stabil sind, und 14 C, das instabil und damit radioaktiv ist. Die Radiokarbon-Methode basiert somit auf der Zerfallsrate des radioaktiven 14 C, dass in der oberen Atmosphäre durch den Einfluss von Neutronen in der Höhenstrahlung aus 14 N, dem Stickstoff gebildet wird. Durch das Wettergeschehen werden die 14 C Atome gleichmäßig in der gesamten Biosphäre unseres Planeten verteilt.« Smith griff in die Innentasche seines Jacketts, nahm einen Kugelschreiber zur Hand und zog eine noch unbenutzte Servierte heran. »Die Reaktionsgleichung sieht so aus: 14 N + n => 14 C + p, wobei ›n ‹ein Neutron bedeutet und ›p‹ ein Proton.« Smith schaute Mosche an. »Haben Sie das so weit verstanden?«
    Mosche nickte, obwohl das nicht zu einhundert Prozent der Wahrheit entsprach.
    Smith fuhr ungeniert fort, Formeln auf die Serviette zu kritzeln. »Das so gebildete 14 C oxidiert rasant schnell zu 14CO2 und tritt schließlich durch Photosynthese in den Lebenszyklus der Pflanzen und durch die Nahrungskette natürlich auch in den der Tiere ein. Nun zu Ihrer eigentlichen Frage: Tiere und Pflanzen nehmen während ihres ganzen Lebens 14 C auf und stehen dabei mit der Atmosphäre in einem physikalischen Gleichgewicht.«
    Mosche zog die Augenbrauen hoch. »Also, damit ich das richtig verstehe. Das bedeutet, dass damit das Verhältnis von stabilem zu instabilem Kohlenstoff annähernd gleich bleibt?«
    »Genau«, bestätigte Smith. »Sobald ein Baum gefällt wird, Pflanzen verrotten oder die Tiere sterben und verwesen, nehmen Sie keinen weiteren Kohlenstoff mehr auf. Und dann beginnt der bereits aufgenommene Kohlenstoff zu zerfallen. Einige bedeutende Wissenschaftler haben um 1949 entdeckt, dass dieser Zerfall in einer absolut konstanten Rate erfolgt und fanden heraus, dass nach ungefähr 5730 Jahren die Hälfte des 14C zerfallen ist und dass nach weiteren 5730 Jahren nur noch ein Viertel vorhanden sein wird.«
    Nun wurde Mosche hellhörig. »Bis zu welchem Alter können denn solche Proben eindeutig auf ihr Alter hin bestimmt werden?«
    Smith freute sich sichtlich über das Interesse. »Es ist so, das man diese 5730 Jahre in der Physik als Halbwertszeit bezeichnet. Nach zehn Halbwertszeiten ist der Gehalt von 14 C bereits sehr gering geworden. Somit sind Datierungen von Proben mit einem Alter über 50 000 Jahren kaum mehr durchführbar.«
    »Gut, dass unsere Leichen vermutlich erst 2000 Jahre alt sind«, wandte Lea schmunzelnd ein.
    Smith nickte, hob den Zeigefinger und erklärte weiter. »Misst man den radioaktiven Zerfall in einer Probe, zum Beispiel in den Knochenstücken unserer Freunde, und vergleicht die gemessene Radioaktivität mit einer Probe von heute, kann man daraus das Alter der Skelette – den Todeszeitpunkt – exakt bestimmen.«
    Leas Müdigkeit war plötzlich verschwunden. »Was schlagen Sie vor, wie wir weiter vorgehen, Herr Professor?«
    »Ich würde sagen, dass wir so bald wie möglich von jedem Skelett verschiedene Proben entnehmen, katalogisieren und in ein entsprechendes Institut zur Analyse geben sollten. Es gibt derzeit 140 solcher Einrichtungen weltweit, und eine hier in Jerusalem, ich würde es allerdings begrüßen, wenn wir alles nach Harvard zu besagtem Professor John Wagner schicken könnten. Wagner beschäftigt sich sein ganzes Leben mit Archäometrie und hat einen Kreis von namhaften Archäologen, Ur- und Frühgeschichtlern, Kunsthistorikern und Geologen um sich gescharrt, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen. Besonders wichtig scheint mir die Frage, ob Skelett Nr. 3 dasselbe Alter

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