Hueter Der Macht
Wildschweinjagd gegangen sind.«
»Philipp… Hoheit, was tut Ihr hier?«
Philipp grinste Thomas fröhlich an. »Das weißt du nicht?«
Thomas blickte erst zu Marcel und dann wieder zu Philipp hinüber. »Ich…«
»Wie ich Thomas kenne«, sagte Marcel, der seine Fassung wiedergewonnen hatte, »ist er mit irgendeiner kirchlichen Mission beschäftigt gewesen und hat darüber völlig die Welt um sich herum vergessen. Thomas, kommt, setzt Euch. Ich bin ebenso erfreut, Euch zu sehen, wie Seine Hoheit es offensichtlich ist. Obwohl«, Marcel ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, während Philipp und Thomas sich setzten, »ich keine Ahnung hatte, dass Ihr den König von Navarra kennt.«
Ein Diener näherte sich ihnen mit einem Weinglas, das er zu Thomas’ Rechten abstellte.
Philipp winkte ihn fort und goss Thomas selbst Wein ein. »Wenn Ihr Thomas kennt, Marcel, dann wisst Ihr doch sicher, dass er ein Neville ist.«
»Natürlich«, sagte Marcel und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hätte wissen sollen, da Ihr Euch in Alter und Rang ähnlich seid, dass Ihr gemeinsam…«
»In der Jugend viele Abenteuer erlebt habt«, sagte Philipp und lachte gutmütig. »Tom hat als Junge, während seiner Ausbildung zum Ritter, viel Zeit bei meiner Familie verbracht. Ha! Aber schaut ihn Euch jetzt an!«
Alle Fröhlichkeit wich aus dem Gesicht des Königs, und als er weitersprach, klang seine Stimme ernst. »Ein verdammter Priester. Ich habe Gerüchte gehört, dass du ins Kloster gegangen bist, Tom, aber ich habe nicht viel darauf gegeben. Ich bin… bestürzt… dich so zu sehen.«
»Jeder von uns muss seinen eigenen Weg gehen«, sagte Thomas.
»Aber dein Erbe aufzugeben, Tom… und deine Ländereien! Was zum Teufel hat dich da geritten?«
»Der Heilige Geist…«
»Nein! Erspar mir das. Ich möchte kein frommes Geschwafel aus deinem Mund hören.«
Philipp seufzte, drehte sein Weinglas in den Fingern und blickte dann Marcel an. »Und Ihr, mein aufrührerischer Freund…«
Thomas warf Marcel einen argwöhnischen Blick zu.
»… wo habt Ihr Toms Bekanntschaft gemacht?«
»Bruder Thomas hatte sich unserer Reisegesellschaft angeschlossen, als wir über den Brennerpass gereist sind, Hoheit. Wir waren beide nach Nürnberg unterwegs. Allerdings musste ich meine Reise abbrechen und nach Hause eilen, als mir die Nachrichten von den… Unruhen zu Ohren kamen.«
»Ach ja, die ›Unruhen‹«, sagte Philipp, beugte sich vor und goss mit Schwung Wein in sein Glas. »Die Unruhen…«
»Ich bin in den letzten Wochen und Monaten zu sehr mit meinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen«, sagte Thomas ruhig, »um mich um andere Dinge zu kümmern. Alle Nachrichten, die ich gehört habe, habe ich nur am Rande wahrgenommen. Doch als ich nach Frankreich kam und immer weiter nach Westen reiste, habe ich sehr viel Elend zu hören und zu sehen bekommen. König Johann«, Thomas wagte einen Blick in Philipps Richtung, »hat bei Poitiers eine Niederlage erlitten, wie ich erfahren musste.«
Philipp sagte nichts, nahm jedoch einen großen Schluck Wein und grinste.
»Infolgedessen«, fuhr Thomas fort, »hat es offenbar Unruhen in Paris gegeben. Der Dauphin ist vertrieben worden und sammelt nun im Osten seine Männer…«
»Was?«, riefen Philipp und Marcel gleichzeitig.
»Was weißt du darüber?«, sagte Philipp und beugte sich wieder vor, das Weinglas hatte er beiseitegeschoben. Seine schwarzen Augen funkelten, doch die Ursache dafür konnte Thomas nicht erkennen.
Marcel lehnte sich ein wenig zurück und überließ Philipp das Feld, obwohl der Vorsteher der Kaufleute von Paris offensichtlich ebenso begierig war, Thomas’ Neuigkeiten zu erfahren, wie der König.
»Ich muss zuerst wissen, was hier vorgefallen ist«, sagte Thomas, »sonst kann ich meine Neuigkeiten womöglich nicht richtig einordnen.«
Philipps Lippen kräuselten sich, doch nicht zu einem Lächeln. »Du meinst, du musst erst wissen, auf welcher Seite Vorsteher Marcel und ich stehen, damit du deine Neuigkeiten entsprechend zurechtbiegen kannst.«
»Marcel«, er winkte dem Vorsteher träge zu, »erzählt dem Mönch, was Ihr getrieben habt.«
Marcel musterte einen Moment lang seine Hände, die auf der Tischplatte ruhten, und blickte Thomas dann in die Augen. »Der Krieg gegen die Engländer hat Paris ins Chaos gestürzt, Thomas. Wie Ihr bereits gehört habt, hat König Johanns Feldzug zu einer Niederlage geführt…«
»Der räudige, altersschwache Mann
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