Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Straßenbeleuchtung mit ihm Schritt zu halten.
    »Ich habe nur wenig Neuigkeiten aus Paris gehört«, sagte Thomas. »Was geht hier denn vor sich?«
    »Die Menschen haben ihre Rechte eingefordert«, sagte Daumier wenig aufschlussreich.
    »Ja, aber ich wollte wissen, was hier tatsächlich…«
    Daumier blieb abrupt stehen und wirbelte zu Thomas herum. »Wenn Ihr zu Marcel unterwegs seid, dann müsstet Ihr wissen, was geschehen ist!«, sagte er.
    »Ich bin Marcel bereits vor ein paar Monaten begegnet«, erwiderte Thomas. »Ich muss mit ihm über etwas reden, das wir damals besprochen haben. In der Zwischenzeit…«
    »Für Euch gibt es keine ›Zwischenzeit‹, Priester!«, sagte Daumier. »Ihr habt den gewöhnlichen Mann genauso ausgepresst, wie die Fürsten es getan haben! Eure Zehnten und Steuern und Euer Geschrei über das Höllenfeuer, das die Sünder erwartet, haben nur noch die Last vergrößert, die uns der König mit seinen Steuern und Forderungen auferlegt hat. Nun, die Pariser zumindest hatten die Nase voll davon! Das Geschwafel von Fürsten und Priestern kann uns gestohlen bleiben.«
    Und damit drehte er sich um und ging verärgert durch die dunkler werdende Abenddämmerung weiter.
    Zutiefst bestürzt und noch argwöhnischer angesichts der aufrührerischen Worte des Mannes, eilte Thomas ihm hinterher.
     
     
    Daumier führte ihn schließlich durch fünf oder sechs kleine Gassen zu einem Haus, das an die Nordmauer der Stadt angrenzte. Hier sprach Daumier mit mehreren Wachtposten vor der Eingangstür, zeigte ihnen Marcels Siegelring, bevor die Wachen beiseitetraten und Daumier und Thomas hineinließen.
    Das Haus war reich ausgestattet: Italienische Tapisserien und Seide aus dem fernen Osten schmückten die Wände, und auf den Böden lagen dicke Wollteppiche – den exotischen Mustern nach zu urteilen, ebenfalls orientalischen Ursprungs. Stühle und Truhen mit aufwendigen Schnitzereien standen in der Diele.
    Daumier ließ Thomas keine Zeit, die Möbel genauer in Augenschein zu nehmen, sondern führte ihn direkt zu einer geschlossenen Flügeltür. Ohne zu zögern, öffnete er einen der Türflügel, sprach rasch und leise mit einem Wachtposten auf der anderen Seite und trat dann zurück, damit Thomas hindurchgehen konnte.
    »Der Ring«, sagte Thomas, als er neben Daumier stand.
    Daumier verzog das Gesicht und gab ihn ihm zurück, dann ging er ohne ein Wort davon. Thomas betrat das Zimmer.
     
     
    Direkt hinter der Tür standen einige Wachen – die vielsagend ihre Hände an die Schwertgriffe legten, als Thomas an ihnen vorbeiging –, doch Thomas hatte nur Augen für die beiden Männer, die an einem Tisch in der Nähe eines lodernden Kaminfeuers saßen.
    Sie erhoben sich ohne ein Wort und blickten Thomas fragend an, als er näher kam.
    Einer von ihnen war Marcel, sein Gesicht trug die Spuren von Sorge und Schlafmangel.
    Doch Thomas beachtete ihn nicht. Er konnte nur Marcels Gefährten anstarren, einen finster blickenden, gut aussehenden Mann um die dreißig, der in reiche Samt- und Brokatstoffe gekleidet war.
    Der Mann warf Thomas einen Blick zu und begann dann freundlich zu grinsen.
    »Na, wenn das nicht Lord Thomas Neville ist«, sagte er, »gekleidet in die Gewänder eines verdammten Dominikanermönchs und der Schädel ganz kahlrasiert! Was machst du denn hier, Tom?«
    Und dann trat der berüchtigte Philipp der Schlechte, König von Navarra, Graf von Évreux und Cousin des französischen Königs vor und umarmte Thomas.

Kapitel Sechs
     
    Komplet an der Vigil zum Fest des heiligen Michael
    Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III.
    (Dienstagnacht, 28. September 1378)
     
    – II –
     
     
     
    »Nein, warte!«, rief Philipp und trat einen Schritt von Thomas zurück, hielt dabei aber weiterhin seine Schultern in festem Griff.
    In die Augen des Königs trat ein schalkhaftes Funkeln.
    »Sag nichts!«, fuhr er fort. »Ich kann raten, warum du hier bist. Nun, du verfluchter Engländer, du bist hier, um uns auszuspionieren, hab ich recht? Du willst unser Vertrauen gewinnen und uns dann direkt ins Lager des schwarzen Prinzen führen? Ha! Tom, diesen feinen Kerl hier kannst du nicht hinters Licht führen!«
    »Marcel!« Philipp wandte sich Marcel zu, der erschrocken von seinem Stuhl aufgestanden war. »Marcel! Ihr kennt diesen Mann? Ach«, Philipp wandte sich wieder an Thomas, der beinahe so erschrocken war wie Marcel, »Tom, mein Freund, es ist zu viele Jahre her, seid wir zusammen auf

Weitere Kostenlose Bücher