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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Thomas. »Ihr habt einen Schutzengel.«
    Odile grinste fröhlich und reichte Thomas einen Holzlöffel und einen Brotkanten, der mit einer dicken Suppe aus Getreide und Gemüse gefüllt war.
    Er schlang die Suppe hinunter, ohne sich um seine Manieren zu kümmern. Sie schmeckte sehr gut und war mit Kräutern reich gewürzt, wie nur eine Bauersfrau es zustande brachte, und so sämig, als habe sie einen ganzen Tag leicht vor sich hingekocht.
    Sobald er aufgegessen hatte, stand Odile mit der Schöpfkelle neben ihm und füllte seinen Brotkanten erneut bis zum Rand.
    Thomas nickte ihr dankend zu und aß weiter.
    Nachdem sie alles aufgegessen hatten – das Brot ebenso wie die Suppe –, wischte Odile die Löffel mit einer Ecke ihrer Schürze ab, räumte sie weg und setzte sich dann mit dem Säugling im Arm wieder zu ihnen. Das Kind jammerte und Odile öffnete unbefangen ihre Bluse und entblößte eine runde Brust mit einer roten Brustwarze.
    Das Kind reagierte nicht gleich darauf, und Odile gurrte und sang ihm etwas vor, um es zum Saugen zu ermuntern.
    Thomas starrte sie an; er konnte nicht anders. Er ertappte sich dabei, wie er die Hand ausstrecken und Odiles Brust berühren wollte: Sie sah so weich und warm aus… so rund…
    Das Kind nahm schließlich die Brustwarze in den Mund, und der Bann war gebrochen.
    Odile sah auf, als Thomas den Blick abwandte, und ihre Mundwinkel verzogen sich, als wäre ihr plötzlich ein Gedanke gekommen.
    »Ihr seid Wynkyn de Wordes wegen hier«, sagte sie, und Thomas blickte sie überrascht an.
    »Woher…«
    »Wir haben uns schon gedacht, dass irgendwann jemand nach ihm suchen würde«, sagte sie. »Nach diesem seltsamen, schrecklichen Mann.«
    »Ihr seid zu jung, um ihn gekannt zu haben.«
    »Ja. Ich war erst ein Säugling, als Wynkyn eines Nachts zum letzten Mal hier vorbeigekommen ist. Alles, was ich weiß, weiß ich von meinen Eltern.«
    »Habt Ihr eine Ahnung, wohin er gegangen ist?«
    »O ja. Aber es ist besser, wenn ich es Euch zeige, anstatt es zu erklären.«
    Odile blickte von dem Säugling hoch und lächelte Thomas zu, und wieder schob sich das Gesicht jener schönen Frau über ihres, und in diesem Gesicht stand Furcht.
    Thomas’ Augen füllten sich mit Tränen, obwohl er nicht wusste, ob es wegen der flüchtigen Erscheinung war oder aus Dankbarkeit darüber, dass Odile ihm weiterhelfen wollte. Während der letzten Monate war er so vielen Frauen begegnet, die sich ihrer weiblichen Schwäche hingegeben hatten. Odile jedoch erinnerte Thomas daran – und daran musste er erst wieder erinnert werden –, dass nicht alle Frauen schwach waren oder sich der Versuchung ergaben. Manche, wie Odile, waren von edlem Geist, selbst wenn sie von niederer Herkunft waren. Er erwiderte ihr Lächeln und hoffte, dass sie verstand, dass es ein bewunderndes Lächeln war.
    Das Gesicht der fremden, schönen Frau war vollkommen verschwunden, aus Thomas’ Augen ebenso wie aus seiner Erinnerung.
    »Lasst uns aufbrechen, sobald mein Kind genug getrunken hat«, sagte sie.

Kapitel Sieben
     
    Der Freitag vor dem fünften Sonntag nach dem Fest
    der Dreifaltigkeit
    Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III.
    (16. Juli 1378)
     
    – II –
     
     
     
    Lady Margaret Rivers, seit kurzem Witwe, stand erschöpft, mittellos und hungrig im englischen Lager vor dem Zelt Baron Ralph Rabys, mit klopfendem Herzen und feuchten Händen.
    Wie hatte es dazu kommen können? Dass sie ihren Leib feilbot, um etwas zu essen zu bekommen und sicher zurück nach England zu gelangen ?
    Auf den ersten Blick waren die Gründe offensichtlich: Ihr Gemahl Roger war fern von der Heimat gestorben, und nun musste sie sich selbst durchschlagen, wenn sie jemals wieder zurück nach England kommen wollte.
    Doch es gab noch einen anderen Grund, warum sie hier stand und auf Rabys Entscheidung wartete, und dieser Grund trat schon bald aus dem Zelt heraus. Ein groß gewachsener, fröhlicher junger Mann mit silberblondem Haar und blassgrauen Augen und einem so eindrucksvollen und edlen Gesicht, dass ihm alle Frauen zu Füßen lagen.
    Margaret blickte ihn an, der Mann nickte und hielt die Zeltplane für sie auf.
    »Liebste Meg«, flüsterte er, während sie an ihm vorbeiging. »Alles wird gut werden.«
    Sie antwortete nicht, und der Mann ließ die Zeltplane hinter ihr zufallen.
     
     
    Im Inneren des Zeltes herrschte Dämmerlicht. Margaret, die zwei Schritte neben dem Eingang stehen geblieben war, hätte beinahe die Nerven verloren.

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