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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
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mühselig war. Er musste das heilige Tabernakel Wynkyn de Wordes finden, und dann sollte er seinen Inhalt dazu verwenden, die Dämonen zu vernichten. Thomas war klar, dass die Dämonen versuchen würden, ihn zu töten, doch er war darauf vorbereitet. Er wusste, wie sie ihn benutzen wollten – sie wollten ihn mit dieser Hexe Meg in Versuchung führen – und wie er ihnen einen Strich durch die Rechnung machen konnte.
    Indem er der Frau mit einem einfachen »Nein« den Rücken kehrte. Die mächtigste Waffe, die er gegen sie und die Dämonen einsetzen konnte. Kaum ein Wort würde ihm jemals leichter über die Lippen kommen.
    Thomas lächelte siegesgewiss.
     
     
    Am späten Nachmittag hatte die Hitze ihren Höhepunkt erreicht. In einiger Entfernung vor Thomas ritt eine Gruppe von fünfzig oder sechzig Reitern, Soldaten, dem Funkeln der Waffen nach zu urteilen, unter denen sich mindestens ein Ritter befand. Der Staub, den die Reiter aufwirbelten, brachte Thomas dazu, seinen Wallach zu zügeln, damit er etwas Abstand zu ihnen halten konnte. Er nahm an, sie wollten sich König Johanns Feldzug gegen die Engländer anschließen – doch zu dieser heißen, traumumfangenen Stunde schien der Krieg zwischen Engländern und Franzosen sehr weit weg zu sein.
    Alles an diesem Tag erinnerte an einen Traum: die flirrende Hitze auf den Feldern, der Staub, der über die Straße vor ihm wirbelte, die Reglosigkeit… die alles verschlingende Stille…
    Letztlich waren es die Reglosigkeit und Stille, die Thomas’ Argwohn erregten.
    Es war zwar heiß, doch auf den Feldern hätten trotzdem Männer und Frauen arbeiten müssen. Schließlich musste Stroh gedroschen und Heu gemacht werden, und die Traubenernte wollte eingebracht und die Kühe auf die Weide getrieben werden, damit sie für die Schlachtung im Herbst genug Fett ansetzen konnten. Doch es war nichts zu sehen.
    Die Felder waren leer; alle Hütten, die Thomas in der Ferne erkennen konnte, wirkten verlassen, auf der Straße war ebenfalls niemand zu sehen, abgesehen von den Reitern in der Ferne und Thomas selbst.
    Ebenso wie die Felder hätte auch die Straße voller Menschen sein müssen. Es war die Jahreszeit, in der Waren und Getreide auf die großen Herbst- und Jahrmärkte gebracht wurden… und da Thomas durch den Nordosten Frankreichs nach Paris ritt, reiste er auf dem geschäftigsten Handelsweg ganz Europas. Gütiger Himmel! Es hätte hinter jeder Straßenbiegung Hausierer, Kaufleute, Pilger, Bettler, Krüppel und anderen Abschaum der Gesellschaft geben müssen!
    Doch überall herrschte völlige Stille.
    Selbst die Wälder, die sich in einiger Entfernung entlang der Straße hinzogen, waren still.
    Nicht einmal Vogelgesang war zu hören.
    Thomas setzte sich ein wenig aufrechter hin und trieb den widerstrebenden Wallach zur Eile an. Er blickte nach rechts und links.
    Nichts.
    Er drehte sich im Sattel um – auch hinter ihm war niemand.
    Thomas konnte sehr weit sehen: Die Straße war leer, die Felder boten kein Versteck für Räuber… und doch lief ihm ein ängstlicher Schauer über den Rücken.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Wo waren all die Menschen?
    Thomas brachte den Wallach zum Stehen, richtete sich in den Steigbügeln auf und blickte nach vorn.
    Die Soldaten waren offenbar zu irgendeinem unbekannten Ziel davongaloppiert, denn von ihnen war nichts mehr zu sehen, außer dem Staub, der noch immer in der Luft hing.
    Doch… noch irgendetwas anderes war da… etwas, das… Thomas hob die Nase in die Luft und schnupperte.
    »Gütiger Himmel!«, murmelte er, ließ sich in den Sattel zurückfallen und gab seinem Reittier die Sporen.
    Er hatte diesen Geruch schon einmal in seinem Leben gerochen, und die Umstände, die dazu geführt hatten, waren so schrecklich gewesen, dass er gehofft hatte, ihn nie wieder riechen zu müssen.
    Es war der furchtbare Geruch von brennendem Menschenfleisch.
    Der Wallach schnaubte und fiel in Galopp.
     
     
    Wenige Minuten später sah Thomas ein Dorf vor sich liegen. Es schien jedem anderen Dorf zu gleichen, durch das er gekommen war: eine Ansammlung aus Holzhäusern mit Strohdächern, die um einen Dorfanger standen, ein Flüsschen und ein Teich, einige Gänse, Hühner und Schweine, und jenseits des Dorfes ein kleiner Hügel mit einer Kirche am Hang und einem ummauerten Herrensitz auf seiner Spitze. Doch als Thomas näher kam, stellte er fest, dass es ganz und gar nicht den anderen Dörfern ähnelte, die er bisher durchquert hatte.
    Auf dem Anger

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