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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
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unermüdlich seinen Weg auf König Johanns Stellung zu. Er und seine Streitkräfte durchbrachen die französische Verteidigung und mit der edlen Wildheit eines Löwen vernichtete er die Stolzen, verschonte die Demütigen und nahm König Johanns Kapitulation entgegen.
    Geoffrey legte seine Feder nieder, schob vorsichtig das Pergament beiseite und schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Es war die erste Schlacht gewesen, die er mit angesehen hatte und das Blutvergießen, der Gestank der Eingeweide und die Schreie der Toten waren so grauenhaft gewesen, dass Geoffrey sicher war, dass sich seine Seele niemals davon erholen würde.
     
     
    Margaret wartete bis weit in die Nacht hinein, ging vor dem Zelt ihres Liebhabers auf und ab, blass vor Furcht und verstört von den Schreien, die immer noch vom Schlachtfeld zu hören waren.
    Der schwarze Prinz hatte gewonnen, das wusste sie, doch um welchen Preis? Wer von seinen Rittern lebte noch?
    Wer war gefallen? Was wäre, wenn einer der Schreie, die sie gehört hatte, seiner gewesen war?
    Irgendwann, lange nachdem die Glocken der nahe gelegenen Kirche zur Komplet geläutet hatten, hörte Margaret endlich Hufgetrappel und Männerstimmen, als Gruppen aus der Streitmacht des schwarzen Prinzen zurück ins Lager geritten kamen.
    Ihre Angst wuchs. Wo war er?
    Was würde geschehen, wenn er gestorben war?
    Schließlich näherten sich schwere Hufschläge ihrem Zelt. Ein schwarzes Streitross ragte aus der Nacht auf, dicht gefolgt von anderen, welche die Knappen ihres Gebieters trugen.
    »Mein Herr!«, rief Margaret und eilte an seine Seite.
    Baron Raby winkte sie fort. Er war erschöpft, und er wusste, dass er sie unter dem Gewicht seiner Rüstung begraben würde, wenn er vom Pferd fiele.
    »Beruhigt Euch, Margaret«, sagte er. »Lasst meine Knappen mir vom Pferd helfen.«
    Sie trat beiseite, während die Knappen müde absaßen, um ihrem Herrn behilflich zu sein. Margaret war so sehr von Furcht erfüllt, dass sie glaubte, in Ohnmacht zu fallen. Sie wollte so gern fragen, ob auch er, der andere, das Grauen überlebt hatte, doch sie wagte es nicht, denn sie wusste, dass ihr diese Frage nicht zustand.
    Raby war endlich von seinem Pferd gestiegen, zwei Knappen auf jeder Seite stützten ihn beim Laufen.
    »Ihr seid verwundet!«, sagte Margaret und eilte um die Gruppe der Männer herum, die das Zelt betraten.
    »Ein Kratzer«, sagte er. »Herr im Himmel, Margaret, lasst mich in Frieden! Meine Knappen können mich baden und die Blutung stillen.«
    Margaret verzog das Gesicht und trat zurück, während die Knappen die Schnallen an der Rüstung ihres Herrn lösten und die einzelnen Teile vorsichtig von seinem Körper abnahmen.
    Die Tunika unter seiner Rüstung war grau vor Schweiß und an manchen Stellen steif von Blut, das ebenso vom Scheuern der Rüstung stammte wie von Schwert- und Axtwunden.
    Die Knappen banden die Tunika auf und zogen Raby aus, während der Kammerdiener warmes Wasser und Waschzeug brachte.
    Nutzlos und unerwünscht stand Margaret im Schatten des Bettes, Tränen liefen ihr über die Wangen.
    War er noch am Leben? Sie würde sterben, wenn sie es nicht in Erfahrung brachte…
    Von außerhalb des Zeltes waren Schritte zu hören, und ein Mann trat ein. Er war jünger als Baron Raby und etwas größer, besaß schönes, helles Haar – das jetzt schweißnass war – und durchdringende hellgraue Augen.
    Unter normalen Umständen wäre er ein außergewöhnlich gut aussehender Mann gewesen, jetzt wirkte er nur farblos und erschöpft.
    Raby drehte sich bei seinem Eintreten um und wollte aufstehen. »Lord Bolingbroke!«, sagte er.
    »Ruhig, Ralph«, sagte Hal Bolingbroke und bedeutete ihm, liegen zu bleiben. »Ich bin nur gekommen, um zu sehen, ob es Euch gut geht und Ihr versorgt seid.«
    »Ach«, sagte Raby, »meine Knappen haben alle überlebt und sind gesund genug, um mir zur Seite zu stehen, wie Ihr seht. Und wenn sie müde werden, habe ich ja immer noch Margaret.«
    Bei der Erwähnung ihres Namens hob Bolingbroke den Kopf, um sie anzusehen, obwohl er sich ihrer Anwesenheit nur zu bewusst gewesen war, seit er das Zelt betreten hatte.
    »Mylady«, sagte er und neigte leicht den Kopf.
    Tränen liefen an Margarets Wangen hinab, doch nun waren es Tränen der Erleichterung statt der Furcht. Sie machte einen tiefen Knicks.
    »Mein Lord, ich bin von ganzem Herzen froh, dass es Euch gut geht.« Gütiger Himmel, Hal, ich hätte nicht mehr leben wollen, wenn du den Tod gefunden

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