Hueter Der Macht
zusahen, wie ihre Männer ausgezogen und an Pfähle gebunden wurden, die de Noyes von seinen Soldaten auf der Wiese hatte errichten lassen.
Sobald die Bauern festgebunden waren, zog de Noyes sein Schwert, ging auf einen der Männer zu, schlug ihm das Gemächt ab und warf es ins Feuer.
Während der verwundete Mann schrie und vor Schmerzen wimmerte und sich an dem Pfahl wand, fragte de Noyes noch einmal, warum sie Lescolopier und seine Familie angegriffen und getötet hatten.
Wieder kam keine Antwort.
Da ging de Noyes auf einen anderen der angebundenen Männer zu. Diesmal begnügte er sich damit, die Genitalien des Mannes zu packen, das Schwert zu heben und noch einmal seine Frage zu stellen.
»Weil«, brachte der Mann zwischen vor Schmerz, Furcht und Wut zusammengebissenen Zähnen hervor, »er unvernünftig war und zu eifrig darauf bedacht, seine Steuern einzutreiben. Er hat uns ins Elend gestürzt, und er hatte es verdient, einen elenden Tod zu sterben.«
»So wie ihr«, sagte de Noyes, und das Schwert tat seine Arbeit.
Dann wandte er sich einem Haufen Metallbolzen zu, die seine Soldaten gesammelt hatten.
De Noyes beugte sich vor, nahm einen Hammer und einen Bolzen, ging damit zu den Männern hinüber und schlug dem ersten Mann den Bolzen in den Leib.
Er lächelte, als der Mann schrie und stöhnte, und ging wieder zu dem Haufen Bolzen hinüber.
Thomas stand mit unbeweglicher Miene daneben. De Noyes sorgte dafür, dass die Männer eines schmerzhaften und langsamen Todes starben. Der Metallbolzen selbst würde sie nicht sofort töten, sondern sie würden im Verlauf der nächsten Stunden und Tage qualvoll dahinsiechen.
Ihr Tod würde nicht sehr angenehm sein, aber auch Lescolopier und seine Familie hatten keinen angenehmen Tod gefunden.
Als de Noyes sich von dem letzten schreienden Mann abwandte, nickte er seinen Männern zu, die die Frauen festhielten.
Sie schrien und lachten, warfen die Frauen zu Boden und rissen ihnen die Kleider vom Leib.
Es waren drei Frauen und über sechzig Männer, und Thomas wusste, dass auch der Tod der Frauen weder schnell noch schmerzlos sein würde.
Thomas wusste ebenso, dass diese Frauen mitgeholfen hatten, die Familie Lescolopier zu foltern und schließlich zu ermorden. Und dennoch ließ ihn ihr bevorstehendes Ende nicht kalt. Es hatte so viel Hass und Tod an diesem Tag gegeben, so viel Leid, dass er sich entmutigt fühlte bei dem Gedanken, dass noch mehr auf ihn wartete. Es war ein schlimmer Tag gewesen. Und er würde noch schlimmer werden.
Thomas und de Noyes saßen unter einem Apfelbaum in dem Obstgarten, der unterhalb des aus Stein und Holz erbauten Herrenhauses angelegt war. Vor ihnen lagen Kirche und Friedhof, und weiter unten befand sich das Dorf. Der Obstgarten war ein schöner Ort, um sich auszuruhen und zu speisen, luftig genug in dieser heißen Nacht, um angenehm zu sein, und weit genug von dem Dorfanger entfernt, dass die Schreie der sterbenden Männer und geschändeten Frauen nicht an die Ohren der beiden Männer drangen, nur in ihre Herzen.
Weder Thomas noch de Noyes hatten in dem engen, stickigen Herrenhaus ausruhen wollen.
Über das kleine Feuer, das sie errichtet hatten, eher um die Insekten fernzuhalten als wegen seiner Wärme, blickte de Noyes mit verhärmtem, erschöpftem Gesicht Thomas an. Er hatte seine Kesselhaube und sein Kettenhemd abgelegt und trug nun nur noch eine Leinentunika und Gamaschen.
Sein Schwert lag dicht neben ihm.
Keiner der beiden Männer hatte etwas gegessen.
»Warum reist Ihr nach Westen, Bruder Thomas?«, fragte de Noyes schließlich.
»Ich muss zu meinem Heimatkloster zurück«, sagte Thomas. Das stimmte zwar nicht ganz, aber es war nahe genug an der Wahrheit.
De Noyes zuckte mit den Achseln. »Für Eure Hilfe und den Trost, den Ihr mir gespendet habt, Bruder, wünsche ich Euch Glück auf dem Weg… aber ich bezweifle, dass Eure Reise ganz ohne Zwischenfälle verlaufen wird.«
»Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?«
»O ja.« De Noyes blickte zum Dorfanger hinüber. »Wusstet Ihr, dass König Johann nach Süden geritten ist, um die Engländer zurückzuschlagen?«
»Ja. Nach Poitiers, glaube ich.«
De Noyes nickte. »An diesem Ort hat eine große und blutige Schlacht stattgefunden.« Er wies müde auf den Anger. »Dies hier ist zum Teil ein Ergebnis davon.«
»Eine Schlacht? Wie ist sie ausgegangen?«
De Noyes verzog das Gesicht und im Feuerschein glitzerten seine Augen.
»Euer schwarzer Prinz…«
»Ich bin
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