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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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sie sich all die Albträume hätte sparen können. Die Orakelmechanik hatte sie betrogen und ihr nichts verraten, was Miki nicht auch in Büchern und Zeitungen hätte nachlesen können. Sie war getäuscht worden, genau wie ihre Großtante.
    „Ich habe damals als Bibliothekarin versagt“, sagte Sophia und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Aber genauso rätselhaft wie die Auswahl der Hüter ist auch die Entscheidung, wer Bibliothekar werden darf und wer nicht. So Vieles beeinflusst den Lauf des Schicksals der Welten – kein Mensch kann auch nur ansatzweise alle Zusammenhänge erkennen. Was mein Versagen bewirkt hat und vielleicht noch bewirken wird… ich weiß es nicht. Ich muss jedenfalls mit dem Fehler leben, den ich begangen habe. Ohne ihn wäre dieser Geist vielleicht niemals so mächtig geworden.“
    Und Emily verstand jetzt, warum Sophia so lange dagegen gewesen war, jemanden in die unterirdische Bibliothek zu lassen. Sie hatte miterlebt, welches Unglück diese mächtigen Bücher über Arcanastra gebracht hatten.
    Wieder war es still, bis Miki eine Frage einfiel. „Und Manley ist wirklich Naras Sohn?“
    „Das ist er“, nickte Madame Foucault. „Nara war sehr jung, als sie ihn auf die Welt brachte… das war, kurz bevor der Geist sie entführt hat. Ihre Eltern haben Manley dann zu sich genommen und aufgezogen, denn niemand wusste, wer sein Vater war. Es hat sich auch niemand gemeldet nach Naras Tod. Der arme Junge ist im Glauben aufgewachsen, seine Mutter sei von seinem eigenen Onkel ermordet worden. Seit Archibalds Unschuld bewiesen ist, verstehen sich die beiden glücklicherweise recht gut. Und etwas von Nara haben sie schließlich behalten können.“
    Fragend schauten die drei Kinder sie an.
    „Ihr wisst bestimmt, dass Irrlichter Abbilder von Menschen sind, die im Moor unter gewaltsamen Umständen gestorben sind – was auf Nara zutrifft“, erklärte Madame Foucault.
    „Das Irrlicht in Manleys Labor!“, rief Emma. „Das ist Nara?“
    „Nun ja, nicht Nara selbst“, sagte Madame Foucault. „Aber ein kleiner Teil ihrer Persönlichkeit lebt in ihm weiter. Manley kümmert sich um das Irrlicht – jede Nacht bringt er es ins Moor, damit es dort ein wenig umherstreifen kann. Auch Archibald ist bei diesen Ausflügen manchmal dabei… allerdings ist der Umgang mit Nara etwas gefährlich. Ihr habt ja die Wunde an seinem Arm gesehen.“
    „Deshalb war Mr. Shaddock damals nachts im Moor“, murmelte Emily. „Er besuchte dort Nara.“
    „Ja, so war es“, nickte Sophia. „Nara hat auch den Schlüssel entdeckt, den du in jener Nacht verloren hast. Manley hat ihn mir später zurückgegeben.“
    „Aber ich dachte… er ist nachts zu deinem Haus gekommen, und es sah so aus, als wolle er einbrechen… er hat jedenfalls ausprobiert, ob der Schlüssel passt“, sagte Emily verwirrt. Sophia schüttelte den Kopf.
    „Manley unterhält sich nicht gerne mit Leuten, das weißt du doch. Er ahnte, dass der Schlüssel einem der Kinder gehörte, die damals im Moor gewesen sind. Archibald hat ihm davon erzählt. Also hat er nachgeschaut, zu welchem Haus der Schlüssel passt, und ihn mir dann gegeben. Ohne etwas zu sagen, aber ich dachte mir schon, woher er ihn hatte.“
    „Aber wer hat dann mein Zimmer durchsucht, als ich im Sanatorium gewesen bin?“, fragte Emily. Sophia seufzte.
    „Ich fürchte, das war ich“, antwortete sie. „Archibald wusste, dass du das hüpfende Buch gefunden hattest. Obwohl Adèle ihm sagte, dass es sich nicht mehr in deinem Zimmer befand, bestand er darauf, dass ich nachschaute… verständlicherweise wollte er, dass endlich alle den Beweis für seine Unschuld sehen konnten. Ich war sehr in Eile, deshalb die Unordnung.“
    Wieder war es still im Raum, und Emily dachte über Shaddock nach. Sie konnte jetzt verstehen, weshalb sein Blick ständig so eisig war, und weshalb er mit aller Macht hatte verhindern wollen, dass sie im hüpfenden Buch lasen. Seine Vergangenheit war einfach zu schmerzhaft.
    In diesem Moment hörten sie draußen laute Stimmen, die näher kamen, und das Donnern galoppierender Pferde. Dann erschien Aziz in der Tür.
    „Einer der beiden Jungen ist aufgebrochen“, erzählte er knapp. „Finn. Vor wenigen Minuten. Ich war zum Wachdienst bei unserem Panoptikum eingeteilt und habe es gesehen. Er ist im Moor unterwegs, ich habe die Stelle erkannt. Vielleicht ist der Geist bei ihm, oder vielleicht hat er fliehen können. Und mehrere Irrlichter sind auf dem Weg zu

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