Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)
schauten sie verständnislos an.
„Wen meinst du?“, fragte Emma. Und Emily antwortete:
„Eine Katze natürlich.“
Der Name
Emily war die gedankliche Verbindung zu Amy eingefallen. Sie hatte noch nie getestet, wie groß die Reichweite war. Bisher hatte sie immer nur mit Amy gesprochen, wenn sie im selben Raum gewesen waren.
Amy? Kannst du mich hören? , dachte sie so konzentriert und deutlich wie möglich. Emma und Miki beobachteten sie gespannt.
Keine Antwort.
Amethyst? , versuchte Emily es nochmals. Wieder nichts. „Es klappt nicht“, sagte sie. Doch im nächsten Moment hörte sie in ihrem Kopf:
Musste nur noch eben eine Maus auffressen. Was ist los? Hast du meinen Napf gefüllt?
Emily gab Emma und Miki aufgeregte Zeichen.
„Es funktioniert“, murmelte Emma begeistert.
Gut, dass du mich hörst. Bist du zu Hause?, fragte Emily.
Allerdings. Aber wenn du nach dieser blöden Quak-Ente suchst… ich habe nichts mit ihrem Verschwinden zu tun.
Emily hatte im Moment wirklich Wichtigeres im Kopf als die ewigen Streitereien zwischen Katze und Ente.
Kannst du mir einen Gefallen tun? , fragte sie. Eine Weile blieb es still. Dann antwortete Amy:
Mal sehen. Vielleicht, wenn du mich sehr nett bittest.
Aber ich habe dich gerade nett gebeten , schnaubte Emily.
Oh, ich sehe schon, du schreist wieder rum…
„Was sagt sie?“, fragte Emma.
„Schscht, sie muss sich konzentrieren“, flüsterte Miki. Noch immer starrten die beiden Emily hoffnungsvoll an.
Bitte, Amy , dachte Emily zähneknirschend, von mir aus auch bitte, Majestät… könntest du in die Bibliothek laufen, am besten zum Eingang in die unterirdische Bibliothek, und nachsehen, ob jemand dort ist?
Ja, kann ich , gab Amy gelangweilt zur Antwort. Könnte aber eine Weile dauern, bis ich dort bin.
Beeil dich , dachte Emily und fügte hastig hinzu:
Bitte!
„Ich glaube, sie ist unterwegs“, sagte sie nach einer Weile, als sie nichts mehr hörte. Emma nickte zufrieden.
Während sie warteten, wurde Emily nervöser. Mr. Peeble polierte derweil seelenruhig am rötlich schimmernden Panoptikum herum und pfiff dabei grässlich falsch vor sich hin. Emma kaute auf dem zerknautschten Rest eines Sandwiches herum, den sie in ihrer Tasche gefunden hatte, und Miki saß einfach nur da und starrte an die Decke.
Endlich hörte Emily Amys Stimme wieder.
Glaubst du, ich habe Zeit, noch schnell diese fette Maus dort zu jagen?
Nein! , kreischte Emily in Gedanken. Dann riss sie sich zusammen und dachte so ruhig wie möglich:
Bist du vor der unterirdischen Bibliothek? Siehst du was?
Oh, ich sehe eine ganze Menge , antwortete Amy.
Wenn die Katze in der Nähe gewesen wäre, hätte Emily sie mit großer Wahrscheinlichkeit erwürgt. So aber dachte sie:
Und was? Den Geist?
Amy ließ sich dazu herab, eine ziemlich genaue Beschreibung zu liefern.
Ja, ich denke schon. Und einen Jungen, der nicht sehr glücklich aussieht. Na gut, seine Augen sind verbunden, so genau kann ich das nicht beurteilen…
Wo sind sie?, fragte Emily.
Beim Buch der Auserwählten, erklärte Amy.
„Sie sind in der Bibliothek“, sagte Emily und sprang auf. „Der Geist und Linus.“
Sie dachte nicht einmal daran, Amy zu danken, so aufgeregt war sie. Emma stopfte den Rest ihres Sandwiches in die Tasche zurück und meinte:
„Dann laufen wir los und alarmieren die Wächter.“
Und schon war sie durch die Eingangstür verschwunden. Miki lief ihr nach, aber Emily blieb unentschlossen stehen.
„Was hast du?“, fragte Miki.
„Ach… geht ihr schon mal vor, ich komme gleich nach“, sagte Emily. Ihr war klar, dass Miki ihr nicht glauben würde, aber sie musste einfach zur Bibliothek. Etwas zog sie mit aller Macht dorthin.
„Na schön“, murmelte Miki. Er schaute sie eine Weile wortlos an, dann lief er ebenfalls auf die Straße. Emily holte tief Luft, bevor sie ihm folgte. Emma war schon längst verschwunden, und auch Miki bog gerade um eine Ecke.
In unheimlicher Ruhe lag die Stadt da. Emily lief, so schnell sie konnte. Sie wusste selbst nicht genau, was sie tun würde, wenn sie in der Bibliothek ankam. Vielleicht wollte sie den Geist einfach nur mit eigenen Augen sehen.
Endlich erreichte sie den Hügel in der Stadtmitte. Sie durchquerte eines der Gebäude und den Wald der Silberbuchen, dann betrat sie vorsichtig die Bibliothek. Der Turm schien völlig verlassen zu sein. Die Kerzen in den Kronleuchtern flackerten und warfen gespenstische Schatten an die Wände, und nur das
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